Kleider machen Leute

Mein Ferienleben ist an aufregenden, interessanten Ereignissen kaum noch zu überbieten; es ist fast so, als würde man mit einer 3D-Brille durch einen Action-Film von einer Explosion zur anderen taumeln.
Ich kann mich auch gar nicht entscheiden, was der offzielle Höhepunkt des heutigen Tages sein soll: Das Käsebrot zum Mittagessen. die Fritattensuppe zum Abendessen oder die Kaugummis zwischendurch. Oder macht gar meine Wohnungsputzaktion als Außenseiter das Rennen?
Nun, geneigter Leser, du siehst, ich angle mich von einer spannenden Minute zur anderen.

Daher gibt es heute auch eine speziell ausgefeilte Geschichte aus Ohio:

Kleider machen Leute – nämlich Schneider, Näherinnen, Modedesignerinnen; diese Leute machen Kleider. Das sind die Kleiderleute, die die Kleider machen.
Aber soll man das als aufgeklärter Europäer des neuen Milleniums (um dieses ausgelutschte Wort zu missbrauchen) einfach so hinnehmen? Sollte sich nicht jeder sein eigenes Kleid machen können, so wie sein eigenes Süppchen. Nun, jedenfalls ein genialer Übergang:

Denn Fernando Meningini und Manuel Orentas besaßen ein ein kleines Binnenhafenrestaurant in Ohio. Ihre Spezialitäten waren Torten und Tortellini. Darum war es auch nur natürlich, dass das Restaurant Torte hieß und die angeschlossene Bar Tortellini.
Im Tortellini saßen nach Dienstschluss Fernando und Manuel in ihren Kochkitteln und schlürften erschöpft Tortensuppe. Fernando Schwarzwälderkirschtortensuppe und Manuel aß Haselnusscremetortensuppe mit Buchstabennudeln. Sie verwerteten einfach die Reste vom Vortag, denn gestern hatte es Buchstabensuppentorte und Leberknödelgugelhupf mit Sahne und Schokoflocken gegeben.
Sie hatten wie immer ein schlechtes Gewissen, wenn sie Suppen aßen. Hatten die Suppen nicht auch ein Recht auf Leben? Man muss sich nur vorstellen, wie grausam! Skrupellose Suppenjäger erlegen trächtige Suppenkühe im Wald, dann werden sie geschlachtet, ausgenommen und sie landen auf dem Teller eines wohlhabenden Suppenliebhabers.
Und wie schlecht steht es erst um die Suppen, die zusammengepfercht in Suppenfarmen ihr trauriges Dasein fristen müssen. Schrecklich. Vor allem Hühnersuppen haben Grausames zu erleben, denn sie werden in engen Käfigen so lange gemästet, bis sie fett genug sind, um ausgeschlürft zu werden.
Fernando und Manuel haben einmal eine kleine Ochsenschwanzsuppe vor der Schlachtung gerettet. Heute lebt die mittlerweile ausgewachsene Ochsenschwanzsuppe artgerecht im Rosengarten ihres Ohio’er Reihenhauses, sie hat letzten August fünf süße kleine Tellerchen geworfen.
Als sie so dasaßen, die Tortenbäcker, nicht die Tellerchen, und traurig Tortensuppe aßen, betrat Hans-Dieter Navratilova die Bar, einer der besten Modedesigner Ohio’s. Er hatte 1914 den Camenbert-BH mit Brie-Körbchen und die lange Harzer Käseunterhose entworfen, Dessous für Käsefreunde. Hans-Dieter Navratilova kam nicht zufällig, nein, er hatte ein Anliegen.
Er wollte, das Manuel und Fernando für ihn Rindsuppen züchteten, und zwar glückliche, freilaufende Rindsuppen. Aus deren Fell wollte er, der berühmte Kleidermacher, Rindsuppentangas für Raver machen. Die Kollektion sollte heißen „sexy Supersuppen für sexy Superpuppen.
Die einzigen Arschnasen allerdings, die tatsächlich Rindssuppentangas kauften, waren die Mitglieder der von vor bis hinten vollvertrottelten Snowboardgemeinde von Arl am Arlberg.