[Projekttagebuch] Nachwehen

Der Projektalltag hat wieder begonnen, geliebtes Tagebuch, die zwei Wochen Flucht vor dem Grauen sind zu Ende. Und als ob das letzte Jahr nicht schlimm genug aufgehört hätte, haben sich meine geschätzten Projektkollegen noch weiter gesteigert.

So hat Programmierer Schweighofer nach der Christmette den Punschstand der Tummeltshammer Ortsbauernschaft entwendet, und ihn seit dem nicht mehr verlassen. Wenn er nicht gerade leise vor sich hin grunzend zwischen all den leeren Bechern schnarcht oder seine Notdurft in einer windgeschützten Ecke verrichtet, schiebt und zerrt er den Punschstand zwischen Projektlabor und der neuen Mensa hin und her, weil er ständig die Punschtöpfe nachfüllen muss.
Ganz anders Kollege Pendlmayr. Der sitzt traurig in einer Ecke und heult Rotz und Wasser. Eine längst überfällige Untersuchung hat 74 Geschlechtskrankheiten an ihm nachgewiesen. Einige davon treten nur bei Giraffen und Nilpferden auf; beeindruckenderweise hat sich Pendlmayr auch eine ekelhafte Pilzerkrankung eingefangen, die nach Meinung einiger Wissenschaftler unter anderem auch zum Aussterben der Dinosaurier geführt hat. Jetzt ist es ihm per Gerichtsbeschluss des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag verboten, sich einer Frau auf 25 Fuß zu nähern, was natürlich an seinen Nerven zehrt. Umso mehr, da er nicht einmal Hand an sich selbst legen darf, da seine Ausscheidungen zu massiven Entzündungen führen können.
Der restliche Haufen ist im Prinzip mit den selben psychischen Schäden ausgestattet wie vor den Ferien. Projektleiterin Wolf hat zwei, drei Perchten krankenhausreif geprügelt und sich ihre Ruten angeeignet, die sie jetzt stolz jedem zeigt. „Komm her Kerl, dir zeig ichs!“, waren ihre genauen Worte.

Trotz all dieser Schikanen und der fehlenden Arbeitsmoral (eigentlich fehlt ja jegliche Art der Moral) bin ich tüchtig wie eh und je und das Projekt geht voran. Ich denke, wenn die tägliche Ration an Prügeln und Ohrfeigen nicht weiter zunimmt, kann ich den Zeitplan einhalten.

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