[Tagebuch] Planungen

Geliebtes Tagebuch,

und so begab es sich, dass ich zufällig meinen guten alten Freund Muh Stefan in Rohrbach traf. Nach dem üblichen Austausch von Höflichkeiten kamen wir überein, dass wir uns nun endlich mal wieder einen Abend zu zweit gönnen müssen, um über die alten Zeiten und auch die neueren zu plaudern. Wir vereinbarten, dass wir für den kommenden Freitag telefonisch genauere Details vereinbaren würden. Und das Ganze lief dann an erwähntem Freitag etwa ab wie folgt:

  • 18:02 – Muh Stefan ruft mich an, und schnell haben wir uns auf ein gemeinsames Abendprogramm geeinigt: Ein gemütliches Pizza-Abendessen im Einstein, Treffpunkt dort um Punkt 20:00 Uhr.
  • 18:56 – Überraschend ruft mich Günsl an, der wissen will, ob ich schon Pläne hätte für den Abend. Ich erzähle ihm von Stefan und den Pizzas und er ist, nicht unerwarteterweise, massiv begeistert und will unbedingt mit. Ich habe natürlich nichts dagegen, kann ihm aber nur unter Vorbehalt zusagen, da der Abend ja eigentlich für Stefan und mich allein geplant war (wegen der alten Zeiten und so). Ich verspreche Günsl, mit Stefan Rücksprache zu halten und ihn dann zu verständigen.
  • 18:59 – Stefan hat nichts dagegen, und ich rufe Günsl an, um ihm noch einmal Treffpunkt und Ort (20:00 Uhr, Einstein) zu nennen.
  • 19:21 – Kurz bevor ich das traute Heim verlasse, fällt mir noch ein, dass meine Schwester Eva ja außer Haus ist und auch sonst niemand daheim ist, das heißt meine Schwester, die ja nie einen Haustürschlüssel mitnimmt, kann nicht rein wenn sie um halb neun vom Yoga heimkommt. Kurzentschlossen rufe ich Günsl und Stefan an, und verschiebe unser Treffen auf 20:45. Günsl ist etwas ungehalten, weil er „schon soo hungrig“ ist, aber er muss ich fügen.
  • 20:01 – Meine Schwester ruft mich an, dass ich sie vom Yoga abholen soll, weil sich der Kurs etwas verspätet hat und sie daher erst um 20:50 fertig wird und daher den Bus versäumen wird. Nun kann ich sie natürlich nicht so spät in Linz abholen (weil mein Abend ja schon verplant ist), verspreche ihr aber, mich darum zu kümmern. Ich rufe Evas Freund Julian an (um das Abholen an ihn zu kommissionieren), der ist aber nicht zu Hause, sondern fischen an der Donau. Und nachdem der zu allem Übel auch noch sein Handy nicht mit dabei hat, rufe ich seinen Freund Kurti an, der ebenfalls mit ihm fischen ist, aber im Gegensatz zu ihm das Handy mit und eingeschaltet hat. Kurti verspricht, Julian auszurichten, dass dieser Eva um 20:50 vom Yoga in Linz abholen soll.
  • 20:02 – Mir fällt ein, dass damit ja wieder nicht das Haustürschlüsselproblem gelöst ist. Noch bevor ich aber Kurti erneut telefonisch verständigen konnte, dass Julian unbedingt bis 20:30 den Haustürschlüssel für Eva bei mir abholen soll, ruft Günsl an. Völlig aufgelöst erzählt er, dass seine Freundin Katrin ebenfalls hungrig ist und mit Essen gehen will. Ich verspreche ihm, erneut mit Stefan Rücksprache zu halten, was ich auch prompt und sofort erledige. Stefan hat erwartungsgemäß nichts dagegen, und ich rufe bei Günsl an, um ihm zu sagen, dass alles klar geht. Als ich schon auflegen will, höre ich im Hintergrund Katrin meckern, dass sie keine Lust auf Pizza hat, sondern lieber was andres essen möchte. Günsl gibt diesen Wunsch natürlich an mich weiter, und erneut versichere ich, mich darum zu kümmern. Ich rufe noch einmal bei Stefan an, ob er eine Alternative zu Pizza im Einstein wüsste. Es gäbe noch chinesisch in Ottensheim oder auch in Rohrbach, was mir denn lieber wäre? Nachdem meiner genügsamen Person das denkbar egal ist, und ich immer noch das Problem mit Eva und dem Haustürschlüssel im Hinterkopf hatte, sagte ich, ich würde noch schnell Rücksprache mit Günsl und Katrin halten und mich dann wieder melden.
  • 20:12 – Selbst nach längerer Diskussion mit Günsl und seiner ziemlich besseren Hälfte kamen wir auf keinen grünen Zweig, da den beiden Chinesisch zwar sehr recht war, aber der Ort war ihnen ebenso egal wie mir. Da mir ging die Zeit schön langsam die Zeit knapp wurde, vereinbarte ich folgendes: Günsl sollte Kurti anrufen und ihm, das heißt im Endeffekt Julian, das mit dem Haustürschlüssel verklickern, während ich mit Stefan das Restaurantproblem lösen würde.
  • 20:29 – Gesagt, getan. Stefan und ich einigten uns auf den Chinesen in Ottensheim, die Zeit hatten wir mittlerweile auf 21:30 verschoben. Ich verständigte Günsl von der neuen Sachlage, der damit sehr zufrieden war, da Katrin sich grad ein Schaumbad genehmigte, dass sicher noch eine halbe Stunde aufwärts dauern würde. Weiters meinte er, dass er keinen Kurti erreichen konnte, dafür hatte er Julians Mutter verständigt, dass sie Kurti anrufen sollte, dass dieser Julian sagen konnte, dass dieser noch vorher schnell zu mir schauen sollte um den Haustürschlüssel für Eva mitzunehmen.
  • 20:48 – Noch immer war kein Julian eingetroffen. Statt dessen rief mich dessen Mutter an, um mir zu sagen, dass sie zwar Kurti erreichen konnte, dieser aber schon längst nicht mehr zusammen mit Julian fischen war. Der war mittlerweile, sofern alles nach Plan lief, schon auf dem Weg nach Linz um Eva vom Yoga abzuholen. So musste ich noch die anrufen, um ihr zu sagen, dass sie auf dem Weg heim noch in Ottensheim im Chinarestaurant vorbeischauen soll, um von mir den Schlüssel abzuholen, damit sie ins Haus kommt. Zum Glück liegt Ottensheim ja auf dem Weg zwischen Linz und Bimberg, daher sollte das kein größeres Problem darstellen.
  • 21:00 – Überraschend rief mich Christian an, der zusammen mit Maria seit einer Stunde im Einstein auf unsere Ankunft wartete. Offensichtlich hatte Günsl ihn eingeladen, ohne ihn jedoch auf dem Laufenden wegen den Termin- und Ortsänderungen zu halten. Verständlicherweise war Christian schlecht gelaunt, versprach aber, um 21:30 in Ottensheim zu sein.
  • 21:14 – Als ich mich gerade ins Auto setzen wollte, rief mich Stefan an und schilderte, dass gerade im heimatlichen Bauernhof unerwarteterweise und verfrüht zwei Zwillingskälbchen auf die Welt kämen, das heißt er wird es bis 21:30 nicht nach Ottensheim schaffen. Aber wir könnten uns immer noch gegen 23:45 Uhr im Empire treffen um über die guten alten Zeiten zu reden. Ich versprach ihm da zu sein und verständigte gleich Christian und Maria wegen der geänderten Bedingungen. Christian versicherte, Günsl in Kenntnis zu setzen, während ich noch einmal Eva anrief, um ihr zu sagen, dass sie jetzt doch direkt heimkommen konnte, ich würde bis 23:30 hier auf sie warten. Jedoch saßen sie und Julian schon beim Chinesen, bei dem sie überraschenderweise auch Kurti angetroffen hatten, und würden, so sagt sie, dort noch gemütlich zu Abend essen; doch sie versprach, bis spätestens 23:00 Uhr zu Hause zu sein um von mir dann ins Haus gelassen zu werden.
  • 21:19 – Erbost wurde ich wüst von Günsl telefonisch beschimpft, weil ich dauernd willkürlich unsere gemeinsamen Pläne für den Abend ändern würde. Ich konnte ihn mit Müh und Not beschwichtigen. Außerdem war er absolut nicht einverstanden mit der neuen Zeit um 23:45 Uhr, da er und Katrin sich gerade einen guten Film im gecrackten PayTV anschauten, der noch bis zehn nach zwölf dauern würde. Daher meinte er, der perfekte Treffpunkt wäre 00:30 im Empire. Erschöpft stimmte ich zu und rief erneut Christian und Stefan an, um si
    e von den neuen Plänen in Kenntnis zu setzen.
  • 22:59 – Ich wurde von Günsl angerufen, der soeben von Christian verständigt wurde, dass es Komplikationen mit dem zweiten Kälbchen gab, und daher Stefan als neue Zeit 02:00 vorschlug. Ich konnte nur mehr resignierend ein leises Okay in die Muschel flüstern, als mir der Telefonhörer aus der Hand fiel und ich vollkommen ausgelaugt langsam auf den Teppich sank …

Am nächsten Tag wachte ich frisch gestärkt ungefähr gegen Mittag unter dem Telefontischchen auf. Im Laufe des Nachmittags konnte ich dann zumindest stückweise den weiteren Verlauf des Abends rekonstruieren: Anscheinend hat Christian Geburtshilfe am Bauernhof geleistet, während Stefan mit Eva chinesisch essen in Rohrbach war. Günsl war mit Julian auf eine Pizza im Empire und Maria seifte Katrin den Rücken an den Stellen ein, an die sie selbst nicht gelangen konnte. Was Kurti noch gemacht hat, konnte ich selbst nach eingehenden Recherchen nicht mehr feststellen …

3 Gedanken zu „[Tagebuch] Planungen“

  1. bevor ich noch einmal gefragt werde: Ja, die genannten Personen existieren tatsächlich und Ja, die genannten Orte existieren genau so.

  2. hihi, ich kann mir das ja so bildlich vorstellen wie du wie eine sekretärin ständig am telefon hängst und verzweifelst die hände in die luft wirfst. oder so.