[Tagebuch] Vertreibung

Hagenberg, am 24. Juni 2005

Liebes Tagebuch,

ich muss zugeben, es gibt trotz aller Traurigkeit eine Menge objektiver Gründe, die mich froh machen, dass ich dem guten alten Hagenberg bald den Rücken zukehren kann. Der Großteil dieser Gründe hat direkt oder indirekt mit dem psychopatischen Kätzchenwürger Cypher zu tun. Diese kranke Seele wurde, gegen mein ausdrückliches Betreiben, auf Bewährung aus den Fängen seines Zellenkumpels Knutsch-und-Kitzel-Karlo entlassen – wieder einmal hat unser Justizsystem kläglich versagt.
Cypher ist nämlich überzeugter Anhänger der Benes-Dekrete. So versucht er schon seit geraumer Zeit die gesamte deutschsprachige Bevölkerung Hagenbergs zu vertreiben. Er taucht regelmäßig, ähnlich den Zeugen Jehovas, vor den schmucken Einfamilienhäusern der Hagenberger Stammeinwohner mit einer zerknitterten und aufs Übelste befleckten Kopie jener Dekrete auf und versucht die Bewohner ihres Heims zu verweisen. Meist endet es jedoch damit, dass er vom Familienvater und einem Rohrstock zurück auf die Straße geprügelt wird. Ich musste diesem peinlichen Treiben natürlich Einhalt gebieten und habe ihn am Den Haager Gerichtshof angezeigt.

Ich selbst, geliebtes Tagebuch, widme mich nun wieder ganz meiner Hilfsaktion zur Erhaltung der seltenen Flora und Fauna an den Hängen der Eiger Nordwand – dieses einzigartige Schatzkästchen der Natur muss auf jeden Fall bewahrt werden. Auch konnte ich gerührt den Georg-Büchner-Preis entgegen nehmen, den ich für meine unvergessliche Übersetzung des Lieds „Bi-Ba-Butzemann“ in althochdeutsche Prosa erhalten habe.

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