Die Autofahrerproblematik

Dank eines noch nie dagewesenen, sensationellen Lächeln des Schicksals bin ich heute komplett absolut ohne Stau bis nach Linz gekommen (abgesehen vor den Ampeln ein bisschen, aber das ist klar und kein Problem). Ich konnte es kaum glauben und habe gern die paar Minuten hinter dem Müllwagen gewartet, der die ganze Straße blockiert hatte. Diese haben aber gereicht, um mir über etwas äußerst Wichtiges Gedanken zu machen; etwas, von dem schon oft geredet, aber noch selten geschrieben wurde: Die Autofahrer-Apartheid, die Geißel des freien Oberösterreichs*.

Es gibt eine Rasse von Menschen, die sich selbst über alle anderen erhoben haben und meinen, dass es keine besseren Rassen gibt und dass sie selbst zum Herrschen bestimmt sind. Diese Rasse nennt sich selbst  "Linzer Autofahrer" und sie schaut mit Verachtung auf die Autofahrer der umliegenden Ländereien, besonders des wunderschönen Mühlviertels, herab. Ginge es nach den Linzer Autofahrern, dann müssten alle anderen Autofahrer in eigene Schulen und Schwimmbäder (wenn überhaupt) gehen und dürften sich nicht auf den selben Straßen blicken lassen wie sie selbst, die Herrenrasse. Diese Überlegenheit leiten sie von ihrem scheinbar überlegenen Fahrkönnen ab – ich möchte hiermit gegen diese hässliche Lüge, gegen diese unfundierte Verleumdung protestieren.

Als Beweisstück Nummer eins bis siebzehn, euer Ehren, möchte ich all jene Fahrzeuge mit L auf der Nummerntafel aufzeigen, die im Mühlviertel unterwegs sind. Ein paar Beispiele ihrer "rassischen Überlegenheit" und "fahrtechnischen Perfektion":

  • Auf der Bundesstraße am Mittelstreifen kleben, so dass es jedem Hinterherfahrer unmöglich gemacht wird zu überholen, obwohl sonst leicht drei Autos nebeneinander auf die Straße passen würden (besonders beliebt auf dem Stückchen Bundesstraße zwischen Kleinzell und Altenfelden).
  • Bei Puchenau auf dem linken Fahrstreifen mit heißen siebzig Stundenkilometern dahinrasen und hinter sich eine Schlange jener Mühlviertler nachziehen, die schon mehr als drei Gänge gefunden haben und gerne vorbei würden.
  • Den Saurüssel prinzipiell mit dem zweiten Gang fahren, bei jeder Kurve aber sicherheitshalber auf die Erste runterschalten.
  • Beim ersten Anzeichen von Nebel oder Schnee voller Schreck das Fernlicht ein- und es auch bei Gegenverkehr nicht mehr abschalten.

Indiz Nummer achtzehn ist jener Vollidiot, der mir heute Mittag eine Delle in meinen süßen Malik gefahren hat, während er unschuldig am Urfahrmarktgelände stand, auf mich harrte und keinem auch nur ein Haar gekrümmt hat. Leider kann ich aber nicht beweisen, dass dies ein Linzer war, weil sich dieses asoziale Stück Scheiße (Durchfall, genauer gesagt) aus dem Staub gemacht hat ohne für seine Missetat gerade zu stehen.

* Vermutlich aber nicht nur bei uns, man kann bestimmt Linz mit "Wien" und Mühlviertel mit "Waldviertel" ersetzen.

6 Gedanken zu „Die Autofahrerproblematik“

  1. Beim ersten Anzeichen von Nebel oder Schnee voller Schreck das Fernlicht ein- und es auch bei Gegenverkehr nicht mehr abschalten. –> Die wahren Herrenmenschen (meist L, gerne auch UU und PE) haben auch schon den Schalter für die Nebelschlussleuchte entdeckt und betätigen selbigen natürlich ausgiebig zu den von dir genannten und weiterenden unpassenden Gelegenheiten.
    Den echten Mühlviertler hingegen erkennt man ohnehin an den bei jeder Witterung stolz eingeschaltenen Nebelscheinwerfern, weil ohne bist im Mühlviertel halt kein echter Mann.

  2. @malik: mach dir nichts draus! das war nur ein kläglicher – und sicherlich auch vergeblicher – versuch, deiner atemberaubenden schönheit als deutsches qualitätsprodukt, die durch glanz, den bloß ein auto tragen kann, welches ein rohrbacher kennzeichen voller stolz trägt, nur unterstrichen wird, einen teil ihres zaubers zu nehmen 😉

    zum vergleich linz : mühlviertel = wien : waldviertel: erfahrungsgemäß beschränkt sich die wiener autofahrer-apartheit nicht aufs waldviertel, sondern wird allgemein auf ganz österreich ausgedehnt. wenn ich mir’s recht überleg, ist sie leider auch nicht aufs autofahren beschränkt, sondern schließt sämtliche lebensbereiche mit ein. auch eine form der realitätsverweigerung.

  3. wobei aber anzumerken ist, dass meiner erfahrung nach die wiener in ihrem angestammten habitat sehr verträgliche und um einiges angenehmere autofahrer sind als jenseits ihrer stadtgrenze (angst? profilierungsversuche?). hier fühlt sich jeder persönlich beleidigt, wenn man sich im stau/kolonnenverkehr vor ihm einreiht, am gürtel hast solche probleme nicht (und wenn, dann mit WU oder MD) – da machens sogar platz…
    ganz übertragen lässt sich das gleichnis also nicht – linzer fahren überall wie trotteln.

  4. wiener sollte man überhaupt nur im rahmen ihrer stadtgrenzen autofahren lassen. in diesem irrgarten aus einbahnen, entgegenkommenden straßenbahnen, völlig deplatzierten ampeln und fussgängerübergängen fühlen sie sich wohl und sicher und zeigen das auch in ihrer fahrweise.
    sofern ein wiener jedoch über seine stadtgrenze hinaus fährt, fühlt er/sie sich völlig überfordert von der plötzlichen weite/breite/länge geradeführender straßen, zeigt sich desorientiert in bezug auf kurven, trägt quasi das auto über kleine erhöhungen (wie zB bahnübergänge) und traut sich prinzipiell nicht, schneller als 30 zu fahren.

    selbiges phänomen gilt übrigens für nicht-wiener, die versuchen, in wien autozufahren. da kenn ich nur ganz wenige nicht W-kennzeichentragende autos, die sicher in wien auftreten.