Sturmschäden in Saint Jones

Leider ist der Jahrhundertorkan Kyrill auch nicht spurlos an St. Johann am Wimberg vorbeigegangen. Erst jetzt aber wird jedoch das ganze Ausmaß der Schäden sichtbar; es wird überlegt das Bundesheer, den Kameradschaftsbund und die Goldhaubengruppe für die Aufräumarbeiten und den Wiederaufbau zur Hilfe zu rufen.

Durch einen sturmbedingten Tsunami biblischer Ausmaße, der fast die gesamte Liegewiese überschwemmte, wurde der Badesee leer gefegt und jeglichen Wassers beraubt. Der Schaden für die blühende Saint Jonesinger Tourismusindustrie wird auf mehrere Euro beziffert:

Viel schlimmer hat es jedoch das nigelnagelneue Gemeindehaus von Sankt Johann, oder den "Millenium Dome", wie es liebevoll von den eingeborenen Hansingern genannt wird, getroffen. Das futuristische Design und die gewagte Architektur waren zwar ein Genuss für das Auge des Kenners, bot jedoch offensichtlich auch etwas zuviel Angriffsfläche für die reißende Gewalt von Kyrill. Auch hier sind die Schäden enorm. Der Gemeinderat bat bereits die US-amerikanische Regierung um Hilfe in Form eines zweiten Marshall-Planes; als Gegenleistung ist bereits der Hansberg als Standort einer Raketenabfangbasis im Gespräch. Leider kann auch dieses ehrgeizige Wiederaufbauprogramm das wunderschöne (nun ehemalige) Gemeindehaus nicht mehr vor dem endgültigen Verfall retten:

Saint Jones baut aus

Selbst im idyllischen Saint Jones musste ein Stücken Natur den Wünschen, ja den Bedürfnissen des modernen Menschen weichen. Die ehemals romantisch anmutende Ortseinfahrt musste einem mehrspurigen Autobahnkreuz weichen:


Ein Sprecher des Saint Jonesinger Verkehrsministerium erklärte auf unsere Fragen nach dem Grund für diese überraschende Erweiterung der altbekannten und -geliebten Ortseinfahrt: "Leider sahen wir keine andere Möglichkeit, um die täglich wachsenden Verkehrs- und Pendlerfluten in die Geschäftsviertel von Sankt Johann unter Kontrolle zu halten". Genaue Zahlen konnten wir nicht in Erfahrung bringen, das statistische Zentralamt schätzt aber das durchschnittliche Verkehrsaufkommen an diesem internationalen Verkehrsknotenpunkt auf ungefähr 20.000 Fahrzeuge pro Tag, was etwa dem doppelten des Semmerings entspricht.

Angesichts solcher Dimensionen verwundert die Entscheidung von Regent Albert I. natürlich nicht, die liebreizende, traditionelle Ortseinfahrt durch ein solches Ungetüm aus Stahlbeton zu ersetzen. Unbestätigten Gerüchten zufolge ist bereits eine sechsspurige Umfahrung des Saint Jonesinger Ortskerns in Planung, da selbst die neue Ortseinfahrt auf Dauer nicht die enormen Verkehrsströme wird bändigen können.

Saint Jones und das Rätsel um die Geisteryacht

Die geheimnisvolle Hochseeyacht, die vor wenigen Tagen menschenleer im Badesee von Sankt Johann treibend entdeckt wurde, wirft weitere Rätsel auf. Die Suche nach der vermissten Crew wurde mittlerweile aufgegeben, da der "Meerbusen von Sankt Hans", wie der Badesee liebevoll von den Anrainern genannt wird, während der großangelegten Suchaktion insgesamt vierzehn mal Quadratzentimeter für Quadratzentimeter abgesucht wurde (so groß ist der "See" dann ja wieder auch nicht) und trotzdem keine Spur der Vermissten entdeckt wurde. Entdeckt wurden aber die Überreste einer schon länger verschollenen Pfadfindergruppe, die vor etwa zwanzig Jahren spurlos verschwand – offensichtlich hatte sie sich in den weitläufigen Küstenregionen des Badesees verlaufen.

Despot Albert I. konnte nicht viel tun, um den Angehörigen der vermissten Seeleute Trost zu spenden. "Wir tun alles, um sie zu finden", sagte er vor versammelter Weltpresse. Fachleute haben mittlerweile verschiedene Theorien zum Verschwinden der Crew ausgearbeitet. Am wahrscheinlichsten scheint dabei die Möglichkeit eines Piratenüberfalls – mehrere Horden südostasiatischer Piraten treiben seit mehreren Jahren ihr Unwesen am einst so idyllischen Badesee; durch die gefährlichen Riffe und versteckten Buchten des Badesees konnten sie sich bisher aber immer dem Zugriff der Küstenwache entziehen. Ebenfalls als realistisch eingestuft wird das Auftreten eines erneuten Tsunamis , der die Matrosen über Bord spülte.

Prof. Dr. Kirschner-Kürschner, ein anerkannter Experte auf dem Gebiet der Geisterschiffe und Saint Jonesinger aus Leidenschaft, vertritt jedoch vehement eine eher umstrittene Theorie: Seinen umfangreichen Nachforschungen zufolge wurde die Mannschaft des Katamarans von einem prähistorischen Untier in die schwarzen, unergründlichen Tiefen des Sees gezogen – unter Fachleuten ist mittlerweile unumstritten, dass das legendäre Foto von Nessi nicht am schottischen Loch Ness, sondern am Badesee von Saint Jones aufgenommen wurde.

Saint Jones und der Jonestown-Kult

Jeder geschichtlich halbwegs versierte Mensch kennt die grausame Geschichte des Massenselbstmordes von 913 Menschen am 18. November 1978. Viel weniger bekannt ist aber der Hintergrund dieses tragischen Ereignisses:

In den frühen Siebzigerjahre des letzten Jahrhunderts fasste eine Gruppe respektierter, wohlsituierter Amerikaner den kühnen, aber nicht unverständlichen Plan, ihr bisheriges Leben aufzugeben und ins bereits damals legendäre Saint Jones an die Hänge des Hansbergs zu ziehen. Leider machte ihnen ein wohlbekanntes amerikanisches Problem einen dicken Strich durch die Rechnung: Bedingt durch absolute Unkenntnis in Geografie und die vollendete Unfähigkeit, eine Landkarte zu lesen, schafften es jene Amerikaner nicht, nach Europa, geschweige denn nach Österreich zu finden.

Verzweifelt, aber ungebrochen in ihrer Liebe zu Saint Jones, gründete die Gruppe eine Siedlung im nördlichen Guyana (in, wie sie fälschlicherweise vermuteten, direkter Nähe zu Saint Jones) und nannten sie nach ihrem großen Vorbild einfach Jonestown. Schnell wurde aus der einst kleinen Siedlung eine blühende Kleinstadt, bevölkert von stolzen Anhängern von Saint Jones und Hansberg-Liebhabern. Diese Liebe zum Kronjuwel des Mühlviertels wurde aber von den Medien (absichtlich?) missverstanden und so entstand die Legende um den Jonestown-Kult.

Und es kam noch schlimmer: Das Mühlviertler Nachbardorf von Saint Jones, St. Peter (nicht zu verwechseln mit Petersberg!), neidete Saint Jones schon seit Jahrhunderten den Erfolg und die weltweite Beliebtheit, die es genoss. Als der Bürgermeister, ein vor Geiz und Groll schon in frühen Jahren ergrauter Mann, im Jahr 1978 von Jonestown und seinen Einwohnern erfuhr, schickte er sofort eine Gruppe erfahrener Spione und Agenten nach Guyana, die versuchen sollten, die Liebe und Verehrung der Jonestowner für Saint Jones zu untergraben – mit dem Endziel, dass aus Jonestown ein Peterstown werden sollte.

Natürlich ging dieser Plan nicht auf – Jonestown blieb weiterhin Jonestown und die Agenten aus St. Peter wurden herzlich ausgelacht; so lange, bis einem dieser Gestalten eine verhängnisvolle Information entfuhr: Die Jonestowner erfuhren, dass sie ihre wunderbare Stadt nicht in der Nähe von Saint Jones, ja nicht einmal in Österreich oder Europa gegründet hatten, sondern in Südamerika. Der Schock war unbeschreiblich – ein Aufschrei ging durch ganz Jonestown. Ihres Lebenssinns beraubt blieb diesen armen Menschen nur ein Ausweg aus der Misere …

Als Saint Jones von diesem tragischen Ereignis erfuhr, war der gesamte Ort wie gelähmt; der Schock schlug aber schnell in unbändigen Zorn um, als die Gründe für den Massenselbstmord in Jonestown und die Rolle, die St. Peter dabei spielte, ans Licht kamen. Noch am selben Tag erklärte das Saint Jonesinger Kriegsministerium St. Peter und seinen Verbündeten offiziell den Krieg – mehr über den daraufhin folgenden Sechs-Tage-Krieg aber an anderer Stelle (oder in den Geschichtsbüchern).

Saint Jones und der Sechs-Tage-Krieg

Im Laufe der Aufklärung der Vorfälle rund um den Jonestown-Kult wurde die Beteiligung von Saint Jones‘ Nachbarort St. Peter offen gelegt (wie ausführlich im Artikel "Der Jonestown-Kult " berichtet) – für das Kriegsministerium von Saint Jones Grund genug, den schon lange schwelenden Konflikt mit St. Peter und seinen Verbündeten Niederwaldkirchen und St. Veit endgültig zu beenden; einige Monate nach den tragischen Ereignissen bei Jonestown kam es zu einer ernsthaften militärischen Auseinandersetzung.Es folgt nun eine chronologische Historie der Ereignisse des 6-Tage-Krieges, in denen sich das zahlenmäßig weit unterlegene St. Johann hervorragend gegen seine Widersacher behaupten konnte:

5. Juni: In einem gut geplanten Angriff auf Flugfelder in St. Peter konnte die Saint Jonesinger Luftwaffe einen Großteil der 385 gegnerischen modernen Kampfflugzeuge sowjetischer Bauart am Boden vernichten; Niederwaldkirchen und St. Veit erging es ähnlich, daher konnte Saint Jones während der gesamten Auseinandersetzung die absolute Luftüberlegenheit behalten. Gleichzeitig rückten Bodenverbände gegen Stellungen in St. Peter vor.

6. und 7. Juni: Durch den kombinierten Einsatz von Luftwaffe, Luftlandetruppen, Artillerie und Panzern konnte Saint Jones den zahlenmäßig weit überlegenen Feinden eine vernichtende Niederlage erteilen und strategisch wichtige Pässe am Hansberg einnehmen. Der Verteidigungsminister von St. Peter geriet nach den ersten Niederlagen in Panik und ordnete einen Rückzug bis hinter den Pesenbach an. Jetzt war der Vorwärtsdrang der siegreichen Saint Jonesinger Truppen nicht mehr zu stoppen, auch Niederwaldkirchen konnte keinen nennenswerten Widerstand leisten.

8. bis 10. Juni: Am 8. Juni erreichten die Panzer aus Saint Jones den Pesenbach, am 9. Juni griff die Saint Jonesinger Luftwaffe St. Veiter Stellungen am Hansberg an, die im Vorfeld durch die hervorragende Aufklärungsarbeit des Geheimdienstes detailliert bekannt waren und weil von dort Häuser, Obstgärten und Äcker am Schlag mit Granaten beschossen worden waren. Durch eine riskante Operation wurden die gegnerischen Streitkräfte vollkommen demoralisiert und der gesamte Hansberg im Handstreich genommen. Eine kleine Truppe aus St. Veit versuchte, in Petersberg einzumarschieren, musste diesen Plan aber schnell aufgeben. Innerhalb von nur sechs Tagen hatten die Saint Jonesinger Truppen die feindlichen Linien durchbrochen und waren kurz davor, in die Ortschaften St. Peter, St. Veit und Niederwaldkirchen einzumarschieren.

Am 11. Juni wurde ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet; Saint Jones konnte große Gebiete unter seine Kontrolle bringen und den feindlichen Gemeinden eine große Demütigung zufügen. Für einige Jahrzehnte blieben die Waffenstillstandslinien die Grenzen von Saint Jones, bis man unter Despot Albert !. erneut in die Offensive ging und die unzuverlässigen Vassallenstaaten endgültig unterwarf .