Eine tickende Zeitbombe

Allerorts liest und hört man derzeit über die um sich greifende Praxis, dass junge Menschen beiderlei Geschlechts den letzten Rest von Anstand verlieren und sich gerne mittels Handykamera halböffentlich und in bester pornografischer Manier zur Schau stellen. Ich habe dieses Aufkommen einer Generation Porno schon vor Jahren vorhergesagt, dass dies aber solch seltsame Dimensionen annimmt, hätte selbst ich nicht gedacht.

Die Kinder haben neben ihrer Scham noch eines verloren: Ihre Weitsicht. Freilich ist es unangenehm, wenn der spannende Thriller der eigenen Entjungferung noch in zwei Jahren durch die Handys des weiteren Freundeskreises geistert. Selbstverständlich kann es peinlich werden, wenn beim nächsten Bewerbungsgespräch dezent gefragt wird, warum man denn Nacktfotos von sich selbst für jeden einsehbar auf Facebook stellt. Das ist für die kleinen Racker aber offenbar noch ein vertretbares Risiko, denn soviel Weitsicht und Vernunft traue ich den Führungskräften von morgen unumwunden zu.

Ich bin mir jedoch sicher, dass die nackerten Teenager eines nicht bedacht haben: Ihre Orgien sind auch in zwanzig Jahren noch sicht- und erreichbar. Für jeden. Auch für die eigenen Kinder.

Man stelle sich doch nur den kleinen 11-jährigen Collin vor, der unschuldig wie ein schneeweißes Lämmchen abends im Kinderzimmer vor dem Zu-Bett-Gehen noch etwas durch die bevorzugte Pornografie-Sammlung surft und plötzlich etwas entdeckt. Zuerst traut er seinen Augen nicht, dann folgt die Phase der Verneinung und erst nach tiefgreifenden Ausblicken aus mehreren Perspektiven und mit Soundeffekten kann er seine Augen nicht länger vor der grausigen Wahrheit verschließen. Ich vermute, es wird den gemütlichen elterlichen Fernsehabend weitgehend ruinieren, wenn plötzlich aus dem Kinderzimmer der Ruf des sonst so braven Söhnches ertönt:

  • „Mama, was tust du in dem Film: Blonde hardcore amateur with nice tits doin‘ three guys at once?!“
  • „Mama, was ist eigentlich ein Dirty Sanchez … ooh … uääh … ok … danke, ich weiß schon!“
  • „Mama, ich hab gar nicht gewusst, dass du Intimpiercings hast!“
  • „Papa, ich glaub mit Mama du hast den Jackpot getroffen! Nice!“

3 Gedanken zu „Eine tickende Zeitbombe“

  1. Yeah, du bringst es auf den Punkt. Schluss den sinnlosen und narzistischen Selbstdarstellungen in all den (a-)sozialen Netzwerken (ganz egal ob Porno oder einfacher Alkoholexzess).
    (@Sax, ich kann dich nicht auf Facebook finden, existierst du überhaupst?).

    Grüße,
    Christoph

    PS: Shit, schon wieder eine für alle Ewigkeit im Internetz eingravierte Meinung preisgegeben!

  2. Ich bin nicht in Facebook. Wenn ich mich registrieren würde, wären nächstes Wochenende nach einem Random Saufgelage sicher Nacktfotos von mir online. Und dem will ich gleich von Anfang an einen Riegel vorschieben.