Eine Liebesgeschichte (4)

Jeder Bimbo kann eine Trilogie schreiben oder drehen, ich Angeber setze selbstredend aber eines drauf und schiebe hiermit den vierten und letzten Teil der Liebesgeschichte nach. Die anderen gibt es im Übrigen hier, hier und hier.

Es zogen die glücklichsten Tage in Josefs Leben ins Land. Als wohlhabender, angesehener Gutsbesitzer konnte er endlich dem Kartoffelfeld Lebewohl sagen und die so freigewordene Zeit besser nutzen, etwa indem er mit Resi an einem Erben arbeitete. Und tatsächlich, es dauerte nicht lange und ihr einst so flacher Bauch wuchs kugelförmig an, ihre festen Brüste wurden weich und füllig, ihre straffen, schlanken Schenkel uneben und mit Dellen übersäht und die Taille nahm langsam die Breite der berühmt-berüchtigten, ausladenden Hüften an.

Josef machte das aber nichts aus, denn für ihn wurde seine Resi trotzdem von Tag zu Tag schöner. Selbst als sich herausstellte, dass doch noch kein Erbe in Sicht war, sondern Resi bloß die Vorzüge des lokalen KFC entdeckt hatte.

Josef ließ nicht locker und arbeitete weiter verbissen an seinem Projekt. Das gestaltete sich aber zunehmend schwieriger, da Resi überraschend viel Zeit am Heustadl verbrachte, um, wie sie sagte, „den jungen Knechten zu zeigen, wie man mit … der Heugabel umgeht.“ Besonders der großgewachsene Au-Pair-Knecht aus Ghana, Kampinski, schien die Komplexität einer Heugabel so gar nicht begreifen zu können, was dazu führte, dass ihn die unermüdliche Resi immer wieder Stunde um Stunde unterweisen musste.

Irgendwann endlich machte sich Josefs unermüdlicher Fleiß und seine Zielstrebigkeit doch noch bezahlt und Resi verkündete stolz beim Mittagessen zwischen zwei Heugabellehrstunden am Heustadl: „Ajo, siagst, schwonga bin i a, goi.“

Es war keine leichte Schwangerschaft, denn der noch ungeborene Gutserbe schien Veganer zu sein und die ausgeprägte Vorliebe seiner Mutter für frittiertes Federvieh so gar nicht zu teilen. Umso näher der angepeilte Geburtstermin kam, desto schlechter ging es Resi, sogar auf ihre Lehrstunden am Heustadl musste sie verzichten. Viel zu früh setzten die Wehen ein, erst nach 48 Stunden und einem irreparabel zerstörten Geburtskanal erblickte Josef Junior das Tageslicht. Stolz zeigte der frischgebackene Vater dem Gesinde den zukünftigen Gutsherrn; unverkennbar, denn er hatte das lichte Haar und die tiefe, gesunde, fast schwarze Sonnenbräune des Vaters geerbt.

Durch die Ablösung der Plazenta aber drangen Staphylokokken, Streptokokken und sogar Anareobier in Resis Gebärmutter ein und bildeten dort katastrophalerweise eine teuflische Infektion. Normalerweise hätten die Erreger, wie Josef aus der Wikipedia erfuhr, über den Wochenfluss hinaustransportiert werden sollen, Resis geschundener Körper aber war aber von der anstrengenden Geburt so geschwächt, dass die Nachwehen zu schwach ausfielen.

Innerhalb von Tagen erlag sie dem Kindbettfieber. Wie einfach hätte man dem, wie jedes Kindergartenkind mit grundlegender allgemeinmedizinischer Ausbildung weiß, mit Antibiotika und dem Mutterkornalkaloid Methylergometrin begegnen können, aber dank eines schwelenden Streits mit der Krankenkasse waren damals wie heute alle Ärzte des Mühlviertels auf Streik. Hilflos musste Josef mitansehen, wie sein geliebtes Weib dahinsiechte und starb.

Für Josef brach eine Welt zusammen. Tagelang sprach er kein Wort, den noch eben so geliebten Sohn beachtete er nicht mehr, sondern spendete ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, den Zeugen Jehovas. Nach knapp vier Tagen war auch der relativ pflegeintensive Gutshof total verfallen, die Kühe verwildert, die Kartoffelfelder lagen brach und die Katzen hatten sich ungebremst fortgepflanzt, sodass das empfindliche Okösystem des Hofs aus dem Tritt kam und Stunden später völlig zusammenbrach. Josef schien das alles nicht zu bemerken, er saß nur teilnahmslos vor seinem PC und klickte sich tagein, tagaus ziellos durch Lolcat-Fotos, ohne auch nur einmal den Mund zu einem Lächeln zu verziehen.

Die Legende sagt, dass er noch heute dort sitzt und man an manchen düsteren, nebligen Novembertagen das diffuse blaue Leuchten eines Computermonitores in den verfallenen Ruinen des einst stolzesten Hofes des Mühlviertels sehen kann.

10 Gedanken zu „Eine Liebesgeschichte (4)“

  1. gerüchteweise stimmt das GAR nicht, die wurde vergraben, weiß ich von diversen Verwandten. Damit nicht irgendwelche Tiere (Hund, Katze) drankommen – meine Vermutung 😉
    (was hättst auf einem abgelegenen Bauernhof damit tun sollen?)

    aja und lieber Saxx, das
    „und einem irreparabel zerstörten Geburtskanal“
    hab ich vorausgesehn, ich schwör’s, ich hab gewusst dass sowas kommen muss 🙂

  2. @JuMa: Hach, du kennst mich halt. Aber ich hatte auch schon so illustre Worte wie „Dammriss“ in einem ursprünglichen Entwurf 😉

  3. *Verdräng* indeed.
    Kannst aber ja schon mal prophylaktisch mit dem Beckenbodentraining beginnen, irgendwann kommt dir das sicher zugute 😛

  4. das sagt meine Mama auch immer – aber wär das dann noch Verdrängung? Das is meiner Meinung nach dann eher „embrace your true calling as a woman“. würg.
    Was da meine gender studies ProfessorIN sagen würde!

    (aja und Beckenbodentraining hilft dir bei einem Dammriss kaum, befürchte ich :S)

  5. „embrace your true calling as a woman“ herrlich! Wenn ein Mann sowas heute sagt wird er auf offener Straße mit Handtaschen zu Tode gehandtascht!
    Die gute alte Zeit….

  6. Was für ein Happy End!
    – Die fremdgehende, wamperte Schlampe ist tot.
    – Das vermeintlich uneheliche, schwarze Kind ist weg.
    – Und der Held der Quadrilogie kann am Ende nun seelenruhig vor dem PC sitzen und die Vorzüge des Internet genießen ohne sich dafür vor irgendjemand rechtfertigen zu müssen!

    Sowas gibts nur im Märchen …