Umgekehrte Psychologie

Zwar wurde mir vor Jahren von einer psychologischen Fachkraft bestätigt, dass ich „eigentlich eh ganz normal“ wäre, aber mit wachsendem Alter bin ich mir nicht mehr so sicher, ob diese professionelle Diagnose nicht schon ihre Gültigkeit verloren hat ((Was im Übrigen nicht zuletzt von vielen geneigten Leserinnen und Lesern bestätigt wird, geht man nach so manchem Kommentar auf meine Beiträge.)).

Nimm MehrMan nehme als Beispiel meiner zunehmenden geistigen Umnachtung nur die wunderbaren „Nimm mehr“ Aktionen beim lokalen Merkur ((Lieber Merkur, wenn du dies liest, bitte ich um Kontaktaufnahme bezüglich finanzieller Abgeltung dieser Produktplatzierung.)), die ich gerne und regelmäßig in Anspruch nehme. Ist ja auch toll, wenn man statt einem mickrigen Sackerl Gummibärchen um 1,49 € gleich zwei um 2,38 € bekommt – eine knackige Ersparnis von etwa 20 Prozent pro Sackerl! Und Gummizeugs kann man ja nun wirklich nie genug haben.

So weit, so normal. Kommt es aber nun mal vor, dass ich partout nur ein Stück eines dergestalt aktionierten Produkts benötige (Nagelscheren zum Beispiel brauche ich fast nie, oder Präservative), dann führt mich die „Nimm mehr“ Aktion direkt in ein Dilemma:

Denn erwerbe ich nur ein Stück jenes Produkts, dann geht mir die Aktion durch die Lappen. Nehme ich aber mehrere, dann verschwende ich unnützerweise Geld. Was also tun?

Vernünftige Gedanken wie „In zwei Tagen ist die Aktion vorbei, und alles ist wieder beim Alten. Nimm dir also jetzt eines davon, du verdammter Idiot, das kostet jetzt genau das selbe wie in zwei Tagen und wie vor zwei Tagen. Dir geht nichts durch die Lappen, und du zahlst nicht mehr, du Depp.“ haben in solchen angespannten, adrenalingepeitschen Situationen natürlich nichts verloren.

Minutenlang wäge ich dann Für und Wider ab: Lieber nur eines davon nehmen, und dafür nicht von der Aktion profitieren? Undenkbar, das ist ja wie Geld auf der Straße liegen zu lassen! Oder doch zwei kaufen, wovon dann eines niemals gebraucht werden wird? Was tun damit? Wegwerfen? Verschenken? Stützt das dann vielleicht besonders den Konsum und die Wirtschaft, gibt es gar eine Bundesförderung dafür? Oder lieber gleich alles aufkaufen, einen blühenden Handel mit Südwestostnamibia aufziehen, und den dortigen Markt mit billigen Nagelscheren überfluten?

Meistens kaufe ich dann aber einfach das danebenliegende Konkurrenzprodukt ohne Aktion. Das ist besser für mein kleines Gehirn.

4 Gedanken zu „Umgekehrte Psychologie“

  1. „(Nagelscheren zum Beispiel brauche ich fast nie, oder Präservative)“
    Erstens: lol, der war zu aufgelegt
    Zweitens: gibts bei Kondomen echt „Nimm mehr“ oder sonstige Aktionen? Das würd mich sehr nervös machen ob deren Qualität. Hab ich noch nie gesehen … Oder war das rein für comic relief 🙂

    Und insgesamt: mir geht’s genauso.

  2. Hm, was die aufgeführten Produkte (Nagelschere und Kondome) betrifft, muss ich ehrlicherweise zugeben, dass ich mir lang den Kopf zermartern musste, um überhaupt irgendwas zu finden, dass man nicht doch irgendwie in mehrfacher Ausführung brauchen könnte. Und da war ich dann richtig froh, dass sogar auch noch ein billiger Schmäh drin war 😉

    Ich kaufe weder das eine noch das andere: Meine Nägel schneide ich mit der Papierschere im Büro, Sex hab ich schon seit Jahren keinen mehr.

  3. Naja ich kenn auch Leute die schneiden die Nägel regelmässig mit dem Stanleymesser also bist du immer noch kultivierter unterwegs …
    Und mit dem Sex geht’s dir genauso wie wahrscheinlich dem Großteil der erwachsenen Weltbevölkerung.