Bitte, bitte endlich Schluss mit Wahlkampf

Nun ist ja das nicht unbedingt eine besonders neue Erkenntnis, aber aus aktuellem Anlass gehört es wieder einmal schriftlich fest gehalten: Wahlkampf ist scheiße, verdammt noch mal.

Noch vor zehn Jahren hat man milde lächelnd Richtung Amerika geblickt und sich über die dortigen aus allen Ufern laufenden Wahlkampf-Auswüchse lustig gemacht. Mittlerweile ist es bei uns aber genau so schlimm. Mindestens.

Seit Wochen übertrumpfen sich alle Medien, grade die, die sich selbst so gern zu den „seriösen“ zählen, mit allerlei hochgeistigen Analysen zu Wahlkampfstrategien und -plakaten:

Sieh da, der Strache hat eine blonde junge Dame am Plakat, da geht sich sich doch sicher ein aufgebrachter Artikel mit zahllosen „na-no-na-ned“ Zitaten eines so genannten Marketing-Fachmanns aus. Oho, die Glawischnig gibt also ihr erstes Interview gemeinsam mit Ihrem Partner. Boah, die ÖVP wandert wie die sieben Zwerge durch Oberösterreich. Sensationell, die SPÖ hat vor dem Wahlkampf eine ausführliche Studie beauftragt um herauszufinden, was die Leute von ihr hören wollen. Und fast unglaublich, der Frank pappt doch tatsächlich positiv besetzte Worte auf ein Wahlplakat, was für ein unerwartet gefinkelter Schachzug.

Jeden Tag eine neue Überraschung aus der wunderbaren Welt des Wahlkampfes.

Dass weder die Parteien noch die Medien ein ernsthaftes Wort darüber verlieren, worum es überhaupt in der zukünftigen (neuen?) Politik gehen soll, lässt sich da doch sicher leicht verschmerzen, oder?

Nun ja, dass die Parteien das Volk nur mehr als willenloses, unreflektiertes Stimmvieh sehen, das wie ein kleines Kind bloß der größten Süßigkeit nachtrottet, haben wir uns zum Teil vielleicht sogar selbst zuzuschreiben. Seit sich die Parteien aber selbst eine mehr als großzügige Wahlkampfkostenrückerstattung genehmigt und immer mal wieder erhöht haben, steht einem aufwändigen, themenlosen Wahlkampf möglichst gut abgestimmt auf das Stimmvieh aber sowieso nichts mehr im Wege ((Von den offensichtlichen, dreisten Lügen im Wahlkampf mag ich gleich gar nicht anfangen.)).

„Aber“, meint der geneigte Leser, „so ist das nun mal, du alter Suderant, wie soll es denn besser gehen?“.

Ganz einfach, hier mein knackig-kurzes ((So unglaublich knackig, das ginge sich fast als Wahlprogramm einer österreichischen Parlamentspartei aus.)) 3-Punkte-Programm für eine für alle bessere Vor-Wahl-Zeit:

  1. Verbot jeglichen Wahlkampfes. Absolutes Verbot, saftige Strafen. Keine Plakate, keine Spots, keine unerwünschten Zusendungen, keine Stände in der Fußgängerzone ((Man stelle sich nur vor, wie viel Geld der Steuerzahler sparen würde.)).
  2. Ein von dritter Stelle ((zB Bundespräsident, der ist normalerweise eh nicht so ausgelastet.)) herausgegebene Informationsbroschüre, die sowohl online zugänglich ist als auch jedem Haushalt zugeschickt wird. Jede zur Wahl antretende Partei hat in dieser Broschüre eine Doppelseite Platz, die sie nach eigenem Gutdünken gestalten darf, um den potentiellen Wähler über die eigenen Standpunkte zu informieren. Nicht mehr, nicht weniger.
  3. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ((Genau dafür gäbe es das ja eigentlich, und nicht zur Ausstrahlung möglichst vieler CSI-Folgen.)) Diskussionssendungen zur Hauptsendezeit, wo jede zur Wahl antretende Partei jeweils einen Vertreter stellen darf, der sich dann zu kritischen Fragen zu den Standpunkten seiner Partei äußern muss. Pro Partei eine Sendung, eine Stunde.

Aus. Sonst nichts. Das muss als „Wahlkampf“ absolut reichen. Auf Wunsch kann sich jeder interessierte Bürger weitere Informationen über die Websites der Parteien/Kandidaten holen. Nützliches On-Demand statt sinnlose Reizüberflutung.

Neben dem angenehmen Effekt, dass der allseits nervende Wahlkampf eingedämmt würde, erreicht man mit dieser erzwungenen Komprimierung auch, dass Kleinparteien, die nicht über riesige Marketingetats verfügen, eine faire Chance im Vergleich zu ihrem sonst übermächtigen Mitbewerb bekommen.

Und vielleicht, aber nur vielleicht, stünden dann sogar wieder Themen, Pläne und Visionen im Vordergrund. Und nicht mehr bloß die ausgefuchstesten Marketingtricks.

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