Die Hass-Suchmaschine

Ich hätt‘ da eine Idee. Vielleicht mag sie ja jemand umsetzen und sich mit dem Fallout herumschlagen. Ich verschenke sie hiermit (Langatmige Einleitung folgt, die eigentliche Idee steht am Ende des Beitrags):


 

Ich trau mich dieser Tage fast nicht mehr auf Facebook. Die übliche, altbekannte Sinnlosigkeit dort wird mehr und mehr von Feindlichkeit und Hass verdrängt, den ich nicht nachvollziehen kann. Das geht von fragwürdigen Links von Facebook-„Freunden“ bis hin zu Kommentaren, die vor wenigen Jahren noch unvorstellbar gewesen wären. Klar, die Flüchtlingssituation lässt die Wogen hochgehen, aber der Trend war auch schon vorher festzustellen.

Das ist auch Armin Wolf aufgefallen, und anderen. Herr Wolf und überhaupt Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, müssen sich ja schon seit Jahren mit Hass-Briefen befassen – es ist also nicht so, dass das jetzt etwas ganz Neues wäre. Auf Facebook nimmt diese Sache aber Ausmaße an, die ich nicht mehr packe.

Facebook-Zitat1Arschlöcher? Ja, okay …

Ich muss es nicht mögen, aber ich kann zumindest bis zu einem gewissen Ausmaß verstehen, warum es Arschlöcher gibt, die Meinungen haben, bei denen es mir die Haare aufstellt. Ich weiß, dass es Arschlöcher gibt, die nichts aus der Geschichte gelernt haben; die meinen, auf irgendetwas Anspruch zu haben, und dass dieses etwas jetzt plötzlich weggenommen wird; die glauben, dass „wir“ besser sind als „die“.

Kritik darf und muss sein, man soll auch gegen Sachen ankämpfen, die man für ungerecht oder falsch hält, unbedingt sogar. Wer darüber aber jede Menschlichkeit, jeden Sinn für Gesellschaft und Zivilisation über Bord wirft und mit Aussagen glänzt, die einfach nur mehr zum Kotzen sind, ist ein Arschloch. Man kann, man soll anderer Meinung sein – aber man muss diese Meinung so kommunizieren, dass sie einem Mindestmaß an Höflichkeit und gesellschaftsfähigem Diskurs entspricht.

… aber Trottel?!

Denn genau das verstehe ich nicht: Wieso gibt es Menschen, die so saudeppert sind, ihre abgründige, menschenverachtende Meinung öffentlich, für alle Welt einsehbar und ewig unlöschbar mit Foto, Vor- und Nachnamen zu verbreiten? Was für ein Trottel muss man sein, um mit fehlenden Rechtschreibkenntnissen und voller Hass in aller Öffentlichkeit Gaskammern zu fordern, Galgen für Politiker, oder Flammenwerfer gegen Kinder? Das hat nichts mehr mit anderer Meinung zu tun, oder Widerstand, und schon gar nichts mit „besorgter Bürger“ – das zeigt einfach nur, dass man ein Volldepp ist.

Facebook-Zitat2Ich habe gar nicht den Anspruch, solchen Leuten ihre Meinung zu nehmen (auch wenn sie, meiner bescheidenen Meinung nach, Arschlöcher sind). Sie sind zu ihrer verabscheuungswürdigen Meinung berechtigt, denn das haben ihnen Menschen erkämpft, die eben genau nicht ihrer Meinung waren.

Ich hätte aber gerne, dass diesen Menschen vor Augen geführt wird, was für Trottel sie sind.

Die Volldepp-Suchmaschine

Und das könnte man so machen (womit wir zu meiner eingangs erwähnten Idee kommen):

  1. Es werden vollautomatisch fragwürdige Posts & Kommentare auf Facebook mit Namen und Foto gespeichert.
  2. Es werden ausschließlich eindeutig verachtenswerte Hass-Postings gespeichert (die sind ja dann manchmal auch gleich mal strafrechtlich interessant). Die Flut an ihnen ist mittlerweile so groß, dass man bei der Auswahl schön konservativ sein kann. Alles wo Sachen wie „KZ“, „Gaskammer“, „am nächsten Baum aufhängen“, „Endlösung“ oder „Asylanten öffentlich schächten“ drin steht, wird indiziert.
  3. Über eine Suchmaschine lässt sich diese Sammlung dann jederzeit öffentlich durchsuchen. Bei der nächsten Bewerbung kann man dann prompt mit einer Absage rechnen, weil man gerne im Asylantenheim „Feuer legen und um aufsteigenden Qualm plötzlich tschaktschaktschaktschak“ machen würde.
  4. Nun sind diese Hass-Postings ja oft nicht direkt öffentlich, sondern nur für Facebook-Benutzer einsehbar. Freiwillige können deshalb der Suchmaschine das Recht geben (via OAuth und Facebook-API), in ihrem Namen die eigene Timeline nach Hass-Kommentaren abzugrasen.
  5. Macht man das lang genug, sollte eine respektable Datenbank an Volltrotteln zusammenkommen.
  6. Geschätzter Entwicklungsaufwand: 1 bis 2 Wochen
  7. Geschätztes Aufruhr-Potential: Groß
  8. Geschätztes Potential, um selber Ziel des Hasses zu werden: Puh, ich würde es anonym auf Servern im Ausland betreiben

Um mich zu wiederholen: Mir geht es nicht darum, den Menschen ihre Meinung zu nehmen. Würden sie die ändern und zu etwas Empathie zurückfinden, wäre das schön, aber die Hoffnung darf man getrost aufgeben. Sondern mir geht es darum, dass ihnen gezeigt wird, dass man auch mit einer anderen Meinung ein Mindestmaß an Zivilisiertheit, Menschlichkeit, Gesellschaftsfähigkeit und Mitgefühl haben muss.

Und wenn das beim besten Willen nicht geht, dann sind sie zukünftig hoffentlich nicht mehr so saudeppert und schreiben ihr „Sieg Heil“ und „alle vergasen“ ins Internet, wo es für alle Zeiten, für alle Menschen und Maschinen einsehbar bleibt.