Ein Rant zu Element of Crime und Spotify

Diese Woche wollte ich während der Arbeit Element of Crime hören. Weil ich die schon so lange nicht mehr gehört hatte, hatte ich wieder einmal Appetit auf sie.

Ich verwende Spotify, das tagsüber im Büro auch fast die ganze Zeit in meinen Kopfhörern läuft. Ich zahle für Spotify, bin allerdings vor kurzem vom großen Paket auf das kleinere um 5 € umgestiegen, weil ich am iPhone nur mehr Podcasts und keine Musik mehr höre. Bei mir ist das in der Arbeit dann meistens so, dass ich ein paar Tage lang wild durcheinander alle Tracks eines einzelnen Artists höre, bis ich die Texte mitsingen könnte (was ich aus Rücksichtnahme auf die Bürokollegen aber unterlasse). Ich verwende keine liebevoll handgepflegten Playlists und höre nie ein einzelnes Album.

Nun musste ich entdecken, dass Element of Crime nicht auf Spotify zu finden ist. Hmm. Das Interwebs erklärte mir umgehend, dass das von Element of Crime so gewünscht ist. Schade. Sie möchten lieber, dass ich mir ihr Album kaufe, und das dann „nicht per Zufall abnudle“. Auch schade. Am erregten Zustand des Frontmanns im Hinblick auf das Scheiß-Internet scheint sich also noch nichts geändert zu haben. Sehr schade.

Ich hab mir dann ein paar Element-of-Crime-Playlists auf Youtube angehört.

Problem gelöst? Irgendwie nicht 🙁 Mich lässt diese Sache sehr unzufrieden zurück.

Erstmal das Finanzielle

Das Interwebs sagt, dass Spotify pro abgespieltem Track ca. 0,0075 $ an das Label zahlt. Das mag auf den ersten Blick sehr wenig erscheinen. Wenn ich es aber mit meinem Hörverhalten durchrechne (15 Tracks pro Stunde, 8 Stunden am Tag, 3 Tage lang), kommen da schon 2,7 $ zusammen. Selbst großzügig abgerundet (weil ich in Meetings oder Pausen natürlich keine Musik höre), ist das aus meiner Sicht noch ein ganz erklecklicher Betrag, man ist ja auch gut 200 Tage im Jahr im Büro.

Warum die Labels davon den allergrößten Anteil einbehalten und nur einen Bruchteil an die Artists weiter geben, ist in Zeiten digitalen Vertriebs äußerst unverständlich und gemütserregend. Aber das dürfen die Artists wohl kaum Spotify oder den Fans vorwerfen. Ich weiß nicht, wie viel Kohle Element of Crime von Youtube bekommen hat, ich vermute aber: Nichts oder erheblich weniger.

Am Finanziellen kann die Verweigerung des Streamings also nicht liegen, oder?

Dann das Nutzerverhalten

Die Wahl des Nutzers (des Hörers) ist sowieso nicht: „Streamen oder Album kaufen“, sondern es ist „Streamen oder was andres hören“.

Ich bin ein großer Fan von Element of Crime, war auf mehreren Konzerten und habe in diesem Moment (kein Witz) ein „Große Gedanken, kleines Gehirn“-T-Shirt von ihnen an, das ich während ihres letzten Konzerts in Linz erstanden habe. Aber ich kaufe unter Garantie kein Album von ihnen (egal ob digital oder auf Plastik, wobei ich für Letzteres auch gar kein Abspielgerät mehr zur Verfügung hätte), weil das ganz einfach nicht zu meinem Hörverhalten passt. Würde ich tagelang immer die selben 12 Tracks laufen lassen, wäre es schnell um meine Zurechnungsfähigkeit geschehen.

Ich finde es sehr schade, dass Element of Crime glaubt, dass ich ihre Musik „abnudle“, nur weil ich sie lieber streamen möchte, weil das halt besser zu meinem Tag passt. Element of Crime wird es verdammt egal sein, was ein einzelner Fan davon hält, aber ich fühle mich jetzt durchaus beleidigt. Im November ist wieder ein Konzert in Linz – ich werde nicht hingehen.

Und schließlich die nächste Generation

Es ist wohl eine philosophische Frage, ob Element of Crime bestimmen darf, wie ich ihre Musik höre, darum möchte ich hierauf gar nicht weiter eingehen. Ob ich sie höre, können sie jedenfalls bestimmen. Ihr (nicht mehr ganz) neues Album kenne ich dementsprechend nicht mehr.

Und hier liegt der Hund begraben, der von Element of Crime und manchen anderen Artists unterschätzt wird: Wie sollen denn zukünftige Fans noch an ihre Musik kommen? Wie sollen sie sich denn an ein paar der besten Songs einen Gusto hören, um dann zu treuen Fans und Konzert-Gehern zu werden? Niemand kauft sich (mehr?) einfach so ein Album einer ihm fremden Band. Immer weniger Menschen hören das klassische Radio. Selbst wenn, wird dort kaum etwas Neues gespielt, schon gar nicht von Artists, die ein paar Zentimeter abseits des Mainstreams stehen. Auch das fällt also als Kennenlern-Kanal weg, MTV und Konsorten (gibts die überhaupt noch?) sowieso. Früher mag es für den experimentellen Kauf eines Albums gereicht haben, wenn eine geschätzte Bekannte von Welt von dieser einen tollen neuen Band geschwärmt hat; ohne Link geht das heutzutage nicht mehr.

Es ist die bewusste Entscheidung von Element of Crime, ob sie sich auf ihrem früheren Erfolg ausruhen möchte, wahnsinnig viele neue, junge Fans werden sie, denke ich, nicht mehr anziehen. Ganz einfach, weil viele potentielle Fans sie gar nicht kennenlernen können. Auf den Konzerten sieht man gut, wie die Fanbase in der selben Geschwindigkeit wie Element of Crime altert.

Ja, ich bin beleidigt, denn ich nudle nicht!

Der Vergleich hinkt, aber mir ist es lieber, wenn dieser Artikel von möglichst vielen Menschen gelesen wird. Auch auf die Gefahr hin, dass die meisten davon achtlos drüber fliegen, zwischendurch woanders hin klicken oder (unvorstellbar) gar keine leisen Schreie der Entzückung ob meiner geschliffenen Formulierungen ausstoßen. Denn so erreiche ich mehr Menschen, alte und neue Leser. Und die werden schon selber am besten wissen, ob sie den Artikel gepflegt im abendlichen Schaukelstuhl bei Pfeife und Portwein genießen möchten, oder lieber schnell am Smartphone am Klo.

Ich hoffe, dass sich die Meinung von Element of Crime einmal ändert. Aber so wie es derzeit aussieht, muss ich wohl dauerhaft auf ihre Musik verzichten. Und das ist extrem schade.

Krieg bei uns

In einer der zahllosen Facebook-Diskussionen über Flüchtlinge dieser Tage tätigte ich folgende Aussage, eher nebenher und nur um ein Argument zu unterstreichen:

Die Diskussion ging weiter, eine Antwort von T. fiel mir allerdings besonders auf:

Krieg_Bei_Uns_2Hmmm … kann es sein, dass das nicht für jeden Österreicher so eindeutig ist wie für mich?

Ist es möglich, dass Menschen – vielleicht besonders jene, die der Flüchtlingshilfe eher ablehnend gegenüber stehen – wirklich glauben, dass unsere derzeitige goldene Periode des Friedens ewig halten wird? Kann es wirklich sein, dass viele Mitteleuropäer davon ausgehen, dass sie nie wieder um ihr Leben fürchten müssen?

Kann es sein, dass schon wieder einmal unsere Geschichte vergessen wird?

Mitteleuropa hat seit 1945 keinen Krieg mehr gesehen. Unglücklicherweise gibt es immer weniger noch lebende Menschen, die uns noch aus erster Hand vom letzten Krieg hier bei uns erzählen könnten. Aber selbst ich kann mich noch daran erinnern, wie das Bundesheer in Kärnten aufmarschierte, so zur Sicherheit. Denn vor nicht einmal 25 Jahren gab es nur wenige hundert Kilometer von Österreich entfernt Krieg.

Die Wikipedia führt eine Liste von Kriegen. Ich bitte den geneigten Leser, da mal kurz drüber zu scrollen, nur um ein Gefühl für die schiere Menge zu bekommen. Und sich dann vor Augen zu führen, dass das „keine vollständige Auflistung aller kollektiv ausgeübten Gewaltakte […], sondern nur längerfristige militärische Auseinandersetzungen […]“ ist. Im großen Maßstab gelitten, umgebracht, gequält und vergewaltigt wird auch in kleineren Konflikten.

Die Geschichte lehrt uns ganz eindeutig und über jeden Zweifel erhaben eines: Mitteleuropa erlebt derzeit eine unglaublich glückliche, aber auch äußerst untypische Zeit des Friedens. Und irgendwann wird diese Zeit leider wieder enden. Das liegt traurigerweise in der Natur des Menschen, über Jahrtausende hinweg immer wieder bewiesen.

Vermutlich endet unser goldenes Zeitalter noch nicht in fünf, auch nicht in zehn Jahren. Aber es würde mich schon wundern, wenn es noch mehr als hundert Jahre anhalten würde. Möglicherweise (hoffentlich!) erlebe ich nicht mehr, wie unsere Häuser brennen, unsere Städte zerstört und unsere Nachbarn umgebracht werden. Aber meine Kinder oder meine Enkel oder meine Urenkel oder sonstige Nachfahren werden wieder Krieg erleben.

Es gibt keinen Grund, warum es diesmal anders sein sollte. Und besonders in den letzten paar Jahren, so scheint mir, haben sich schrecklicherweise die Anzeichen auch wieder verdichtet. Diese Sache in der Ukraine beispielsweise ist schon ziemlich nah, und ziemlich krass.

Ich bitte den geneigten Leser, das niemals zu vergessen. Und die Menschen, die verzweifelt nach Mitteleuropa flüchten, genau so zu behandeln, wie er möchte, dass seine Familie einmal behandelt wird, wenn auch bei uns wieder Krieg herrscht. Möge dies so weit in der Zukunft liegen wie irgend möglich, aber unausweichlich ist es.

Die traurige Geschichte von Silke

Am Sonntag habe ich Folgendes auf Facebook gepostet:

Das ist Silke. Babys Lieblingstier für alles, was mit Wasser zu tun hat.
Das ist Silke. Babys Lieblingstier für alles, was mit Wasser zu tun hat.

Es hat nicht lange gedauert, da kamen die Antworten von Silkes Verwandten, die überall verstreut in Oberösterreich leben:

M.'s Silke.
M.’s Silke.
Und B.'s Silke.
Und B.’s Silke.

Die Social-Media-Idylle hat aber leider nicht lange angehalten. Denn Silke ist seit Montag abgängig. Wir vermuten, dass Silke im Parkbad während eines unbeobachteten Moments auf Entdeckungsreise gegangen ist, von der sie ungewollt nicht mehr zurück gekehrt ist. Viel zu früh wurde sie aus unserem Leben gerissen. Silke, wir werden dich vermissen.

Für und wider die Eisenbahnbrücke

Am 27. September dürfen die Linzer über die neue alte Eisenbahnbrücke abstimmen. Zwei Möglichkeiten stehen zur Auswahl:

Variante a: Errichtung einer neuen Brücke für Straßenbahn, Autobusse Kraftfahrzeuge, Fahrräder und FußgängerInnen anstelle der bestehenden Eisenbahnbrücke.

Variante b: Sanierung der bestehenden Eisenbahnbrücke für FußgängerInnen und Fahrräder sowie Errichtung einer Begleitbrücke für Straßenbahn, Autobusse und Kraftfahrzeuge.

Es handelt es sich hierbei übrigens um eine Volksbefragung, keine Volksabstimmung. Das heißt das Ergebnis wäre rein rechtlich gar nicht verbindlich. Der Bürgermeister hat aber bereits angekündigt, dass er sich an das Ergebnis halten will.

Als Demokrat nehme ich diese Möglichkeit zur Mitbestimmung natürlich gerne und ernsthaft wahr.

Meinungsbildung

Vor einigen Wochen war schon eine Wahlzeitung der SPÖ mit ausführlichen Gründen gegen eine Sanierung und für Variante a ins Haus geflattert. Aber das erschien mir zur fundierten Meinungsbildung dann doch ein wenig zu einseitig. Dementsprechend habe ich mich vor den PC gesetzt mit dem iPad auf die Couch gelegt, um ganz unvoreingenommen Argumente für und wider Abriss einzuholen und die richtige Entscheidung treffen zu können.

Das war dann doch gar nicht so einfach, wie ich zuerst gedacht habe. Immerhin, die Unterstützer von Variante a präsentieren auf einer sehr professionellen Website eine ganze Reihe von mehr oder weniger sinnigen Gründen, die für Bau einer großen, neuen Brücke sprechen.

Karger geben sich die Freunde von Variante b. Zwar gibt es die Website des Vereins „Rettet die Eisenbahnbrücke“, dort findet sich aber kein einziger Grund, warum sie denn nun so rettenswert wäre. Auf Googles zweiter Seite stieß ich dann aber doch noch auf die etwas informativere Website von „Eisenbahnbrücke retten“. Und auch auf Facebook gibt es da noch so eine Gruppe, die allerdings (typisch Facebook, könnte man sagen) wenig sachlich, sondern bloß polemisch argumentiert.

Die Gründe (der anderen)

Nach Studium oben genannter Quellen, das ich dem geneigten Leser gerne ersparen möchte, habe ich im Folgenden die wichtigsten Für und Wider zusammengefasst. Ich habe jene Gründe, die aus meiner Sicht wenig sinnvoll oder stichhaltig erscheinen oder auch nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen, nicht mehr extra abgetippt. Liest man sich nämlich kritisch durch den Wald schöner Worte, bleibt am Schluss nur mehr eine äußerst übersichtliche Liste von tatsächlichen Argumenten. Der geneigte Leser kann gerne über obige Links selbst recherchieren und meine Zuverlässigkeit prüfen.

Für den Abriss der alten Eisenbahnbrücke und den Bau einer großen, neuen Brücke (Variante a) sprechen:

  • Variante a soll 60 Millionen kosten, Variante b 100 Millionen. Naturgemäß setzen die Befürworter von Variante b die Zusatzkosten etwas niedriger an, dass Variante a aber insgesamt billiger kommen würde, steht außer Frage. Auch die laufenden Kosten zur Instandhaltung sind bei Variante b höher.
  • Der Verkehr muss über die Zweitbrücke geleitet werden, wofür erst Zufahrten geschaffen werden müssen – verkehrstechnisch wenig sinnvoll. Der Verkehr würde damit noch weiter Richtung Autobahnbrücke verschoben werden,

Für die Sanierung der Eisenbahnbrücke und den Bau einer zweiten, kleineren Brücke (Variante b) sprechen:

  • Die alte Eisenbahnbrücke ist ein Teil der Linzer Geschichte als Stahlstadt.

Die Gründe (meine)

Nun bin ich garantiert der letzte, der den Wert von Geschichte nicht zu schätzen weiß oder ihre Bedeutung klein reden will. Aber wenn das selbst nach längerer, unvoreingenommener Recherche das einzige ernstzunehmende Argument ist, das für eine Sanierung der alten Brücke spricht, sage ich: Lieber etwas Neues bauen. An Geschichte kann auch erinnert werden, indem man beispielsweise einen Teil der Brücke als Monument an der Donaulände platziert.

Viele Freunde der alten Eisenbahnbrücke führen als Grund auch noch ins Feld, dass sie so schön sei. Lächerlich! Eigentlich ist sie ein ziemlich hässliches Ding, ein nützliches, aber unelegantes Artefakt aus der Zeit der Industrialisierung. Wie wenig anmutig die bestehende Brücke ist, merkt man erst recht, wenn man sich ansieht, wie die neue Brücke für Variante a aussehen würde:Viel besser!Übrigens steht ein paar Kilometer donauabwärts noch eine fast baugleiche Eisenbahnbrücke. Sollte die Nostalgie also einmal unerträglich werden, bietet sich im Notfall eine Besichtigung an.

Oft stieß ich auch bei den Gegnern obiger Brücke auch auf das Argument, dass man ja „etwas aus der Eisenbahnbrücke machen könnte, Kultur oder Freizeit und so“. Stimmt, das könnte man. Allerdings glaube ich, dass die Donaulände rundherum schon sehr viel Platz für Kultur und Freizeit bietet. Und bei einer neuen alten Brücke, die für viel Geld gebaut oder saniert wird, sollte der eigentliche Zweck, nämlich eine zukunftssichere, effiziente, sinnvolle Verkehrsanbindung im Vordergrund stehen. Übersehen darf man auch nicht, was eine zusätzliche (Zweit)brücke inklusive neuer Zufahrtsstraßen und -gleise an Grünflächen an der Donaulände kosten würde.

Das sinnvollste Argument für den Erhalt der bestehenden Brücke wäre noch, dass bei einem kompletten Neubau vorübergehend eine Brücke weniger über die Donau führen würde, was dem Verkehr sicher nicht gut tut. Allerdings konnte ich keinen Beweis entdecken, dass die alte Eisenbahnbrücke noch lange genug in Betrieb bleiben darf, um während des Baus der Zweitbrücke den Verkehr zu übernehmen; ganz abgesehen davon, dass auch bei Variante b das gleiche Argument für Fußgänger und Radfahrer gilt – denn für die gibt es dann während der Sanierung der bestehenden Brücke ebenfalls keinen Übergang mehr. Und überhaupt – so ein kurzsichtiger Blickwinkel kann bei einem Verkehrsweg, der auf viele kommende Jahrzehnte ausgelegt ist, auch bei aller Liebe kein ausschlaggebendes Argument sein.

Irgendwann muss doch auch den letzten Österreichern klar werden, dass etwas nicht automatisch besser ist, nur „weil es immer so war„. Wieso ruft jede Verbesserung des Linzer Stadtbildes immer gleich die Ewiggestrigen auf die Barrikaden, die am liebsten alles so lassen würden, wie es ist? War es nicht auch so beim AEC, der Pöstlingbergbahn und beim Musiktheater? Und jetzt sind alle Linzer (und Zugezogenen, so wie ich) stolz darauf, weil damit ihre Stadt besser und schöner geworden ist. Ich glaube, dass genau das auch auf eine stilvolle, neue, große, moderne Brücke zutreffen wird. Ich werde also für Variante a stimmen. Und ich wünsche mir, dass der geneigte Leser dies auch tun wird.

Wieso sind Aktienkurse so wichtig?

Ich versteh was nicht. Selbst auf die Gefahr hin, dass die Sache offensichtlich ist und ich mich komplett als geistiges Nackerbatzl zu erkennen gebe: Ich frage jetzt einfach mal. Vielleicht kann mir ein geneigter Leser mit mehr Hintergrund in der Ökonomie aufklärenderweise dienlich sein.

Gestern brachen die Kurse an der Börse in Schanghai um 8,5 Prozent ein. Anscheinend brodelt es an den chinesischen Börsen schon seit einigen Wochen. Ob dort drüben jetzt Kurse umfallen, oder Fahrräder, oder Reissäcke ist mir allerdings im Prinzip ziemlich einerlei.

Ich verstehe aber nicht, warum solche Kursschwankungen an den Börsen immer wieder in den Medien zu aufgeputschten Aufschreien führen. Denn, nur weil an der (gerne mal weltfremden) Börse irgendwelche Spompanadln passieren, ändert das ja mal nichts an den hinter den Aktien stehenden Unternehmen: Die betroffenen chinesischen Firmen haben über Nacht ja nicht 8,5 Prozent ihrer Kunden verloren. Noch sind auf magische Weise 8,5 Prozent ihrer Waren verschwunden. Oder 8,5 Prozent ihrer Produktivität.

Klar, irgendwelche Aktienspekulanten verloren Geld, genau so wie sie es vermutlich die Monate zuvor gewannen. Aber niemand, der ernsthaft langfristig am Unternehmen interessiert ist und deswegen dessen Aktien hält, dürfte auf lange Sicht von diesem (kurzfristigen?) Kurseinbruch betroffen sein. Die Substanz eines Unternehmens, dessen realer Wert, wird ja nicht vom Aktienkurs bestimmt. Eigentlich sollte es ja eher umgekehrt sein.

Wieso machen die Medien dann stets einen solchen Bahö, wenn so etwas passiert? Wieso sollte mich das überhaupt interessieren?

So wie ich das verstehe, werden diese groben Kurssprünge entweder durch krasse Spekulationen ausgelöst. Oder sie stellen eine dringend notwendige Korrektur eines falsch bewerteten Unternehmens dar und über kurz oder lang sollte der Kurs wieder dessen tatsächlichen Wert wieder spiegeln. Was ja auch durchaus erwünscht sein dürfte (außer vermutlich von Spekulanten).

Oder? Was übersehe ich, was verstehe ich hier nicht? Kann es sein, dass wir diese ominösen Märkte schon so sehr fürchten, dass jede ruckartige Bewegung zu kollektiven Angstanfällen führt? Oder gibt es tatsächlich eine reale Auswirkung für eine größere Gruppe an Menschen (außer mögliche Verluste von Lebensversicherungen oder ähnlichen, das ist mir schon klar)?

Ich bitte um Erklärung. Vielen Dank.

Nur 3 Generationen

Immer wieder erinnern diejenigen, die am lautesten „Sofort abschieben“, „Asylstopp“ und „Das Boot ist voll“ rufen, an unsere Heimat und Tradition.

Aber immer wieder vergessen sie unsere eigene Geschichte: Es ist erst siebzig Jahre, 3 Generationen, her, da ist es uns ähnlich dreckig ergangen. Und nur mit der Hilfe anderer konnten wir uns wieder aufrappeln. Da ist es wohl das mindeste, dass man ein kleines bisschen dieses Glücks, das wir damals hatten, auch wieder zurück geben, oder?

Wie kann nur jemand, der angeblich so stolz auf unsere Heimat ist, so blind für unsere Vergangenheit sein?

Ein für alle Mal das Rauchen abgewöhnen

Was wurde nicht alles versucht, um den Menschen das Rauchen abzugewöhnen? Hohe Steuern; Werbeverbot; weitreichende Rauchverbote, hässliche Sprüchlein und grausliche Bildchen am Päckchen; gesellschaftliche Stigmatisierung, …

Und nichts hat bisher so recht gewirkt.

Dabei wäre es so einfach.

Der Staat müsste die Tabakhersteller einfach zwingen, den Tabakwaren wirksame Mittelchen für Gewichtszunahme, Haarausfall und Impotenz beizumengen. Ich garantiere: Die Raucherquote wird rapide sinken, die der Rauch-Anfänger wird noch am selben Tag gegen Null gehen.

Geschäftsidee: Pee-Shaming

Im Folgenden möchte ich eine todsichere Geschäftsidee teilen, vermutlich das nächste große Milliarden-Dollar-Startup. Aus fehlender Zeit meinerseits verschenke ich sie an dieser Stelle.

Meine Idee: Pee-Shaming. Ganz nach Vorbild des großen Elon Musk lässt sich damit gleichzeitig die Welt verbessern und ein großer Haufen Geld verdienen.

Pee_Not_AllowedStädte, besser gesagt Besitzer von Hausmauern und -ecken, haben große Probleme mit unerwünschten Urinierern. Überwiegend männlichen, aber das tut im Hinblick auf meine Geschäftsidee nichts zur Sache. Die armen Mauern und deren hilflose Beaufsichtigungspersonen haben kaum eine Chance, der illegalen Besudelung Herr zu werden. Versuche, wie etwa der spezielle urinabweisende Anstrich in Hamburg zeigen kaum Wirkung.

Wohl nur großangelegte öffentliche Demütigung kann ernsthaft etwas gegen diese unhygienischen, übelriechenden Orte der verlorenen Menschlichkeit ausrichten. Wo Vernunft und Gesetz nicht mehr zur Vermeidung von Ungemach ausreichen, muss weitreichende Erniedrigung durch die Gesellschaft in die Bresche springen.

Hier bietet sich das Internet geradezu perfekt an.

Ein Online-Portal kümmert sich um dieses „Pee-Shaming“ und zeigt öffentlich Fotos und Videos der heimlichen Schandtat. Community-Features wie Kommmentare und „Disgusts“ (das passendere Pendant zu „Likes“) sind selbstverständlich, ebenso wie eine komfortable Gruppierung und Sortierung der „Pees“ nach Zeit und Ort.

Damit dieses Pee-Shaming-Portal nicht aufwändig manuell mit Fotos und Videos gefüttert werden muss – was in den meisten Fällen ja auch gar nicht möglich ist, denn die meisten „Pees“ finden im Geheimen oder tief in der Nacht ohne Beobachter statt – werden zusätzlich preisgünstige Pee-Shaming-Kameras angeboten.

DropcamDiese Kameras, beispielsweise nach Vorbild der erfolgreichen Dropcams, können von betroffenen Hausbesitzern einfach und bequem an gefährdeten Stellen angebracht werden und erkennen und filmen vollautomatisch Urinierer (aber nur und ausschließlich diese, niemand wünscht eine Generalüberwachung). Die „Pees“ werden umgehend automatisch zum Pee-Shaming-Portal hochgeladen. Und machen so jeden illegalen Urinierer innerhalb von Sekunden zum Gespött der Stadt. Mit der Hardware verdient das Pee-Shaming-Portal darüber hinaus das nötige Kleingeld für Entwicklung und Betrieb.

Also, wer nimmt sich meiner Idee an? Wer möchte das nächste Facebook/Whatsapp/Snapchat/… werden? Reichtümer jenseits jeglicher Vorstellung winken, heiße Frauen (oder Männer, je nach Geschmack), schnelle Autos sowie Unabhängigkeit vom wackligen Pensionssystem. Pee-Shaming!

Ein Informatiker schreibt über Recruiter

tl;dr

Recruiter bzw. Personalberater bekommen in den nächsten Jahren schier übermächtige Konkurrenz von vollautomatischer Software und intelligenten Algorithmen. Wollen sie nicht über kurz oder lang gänzlich von der Bildfläche verdrängt werden, müssen sie sich grundlegend verändern und den Bewerber in den Mittelpunkt ihrer Dienstleistung stellen.

(ein „too long; didn’t read“ ist in diesem Fall besonders notwendig. Ich hoffe aber trotzdem, dass der eine oder die andere die Geduld hat, bis zum Ende dieser gut 2.600 Wörter zu lesen).

Wieso dieser Beitrag überhaupt getippt wurde

Ich denke, ich bin in einer relativ ungewöhnlichen Situation: Ich habe seit nun mehr als acht Jahren intime Einblicke in die Branche der Personalberatung gewinnen können, ohne selbst Personalberater zu sein. Eher genau das Gegenteil, ich bin nämlich Informatiker. Und damit immer wieder auch im Fadenkreuz von Personalberatern. Nicht viele sind in einer vergleichbaren Situation; und die, die es doch sind, schreiben selten darüber. Glaube ich zumindest, denn ich konnte nichts Vergleichbares finden.

Die Branche werde ich nun auf eigenen Wunsch hinter mir lassen. Und nachdem ich eben erst die Bewerbungsprozesse hinter mich gebracht habe, die mit einem solchen Jobwechsel einhergehen, hat mich ein befreundeter Personalberater gefragt: „Wie muss ein Personalberater sein, damit er Tech-Kandidaten anzieht?“.

Er hat das etwas anders formuliert, aber die Essenz sollte stimmen. Ich habe ihm ausführlich per E-Mail geantwortet und wie ich da ohne viel Zusammenhang spontan Sätze und Stichwörter hingetippt habe, habe ich mir vorgenommen, meine Gedanken zum Thema etwas ausformulierter auch an dieser Stelle zu veröffentlichen.

Ich kann von Glück sprechen, dass es für uns Computer-Menschen so einfach ist, einen neuen Job zu finden. Wäre ich in einer anderen Situation, würde etwa frustriert vor Dutzenden knappen Absagen auf meine mit Herzblut geschriebenen Bewerbung sitzen, wären meine Ansichten, und damit auch die folgenden Zeilen, sicher andere. So kann ich aber aus komfortabler Position in aller Ausführlichkeit über Personalberater und ihre Dienstleistung sinnieren.

Was hiermit geschieht.

Personalberater ist ein seltsamer Name

Anfang 2007 bin ich das erste Mal auf den Begriff „Personalberater“ gestoßen – aber auch nur, weil ich eher zufällig bei einem zu arbeiten begonnen hatte. Bis dahin konnte ich mir unter diesem Begriff absolut nichts vorstellen und bis heute finde ich ihn sehr unpassend.

Spontan würde ich unter „Personalberater“ nämlich eher einen Unternehmensberater vermuten. Vielleicht einen, der sich auf Human Resources spezialisiert hat und Unternehmen dabei berät, wie sie die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst gut oder zumindest immerhin möglichst gewinnoptimierend behandeln sollten.

Dabei machen Personalberater etwas ganz anderes: Sie vermitteln Personal, sie besetzen Jobs. Sie sollten sich daher viel passender „Personalvermittler“ nennen. Tun sie aber nicht, vermutlich weil „Personalberater“ eindrucksvoller und wichtiger klingt.

Es gibt übrigens auch keine saubere Übersetzung von „Personalberater“ ins Englische, dict.leo.org beispielsweise spuckt bloß das sehr holprige „recruitment consultant“ aus. Und damit sind wir auch schon bei der – aus meiner Sicht – einzig richtigen, international gültigen Bezeichnung für diese Profession: „Recruiter“.

Personalberater sind Recruiter, denn sie verdienen ihr Geld damit, dass sie Mitarbeiter für Unternehmen rekrutieren. Ich werde deshalb ab sofort nur mehr von Recruitern schreiben.

Ein zwielichtiges Geschäft, oder?

Recruitern wird gerne ein etwas zwielichtiger Ruf zugestanden. Woher der kommt, scheint vor allem aber bloß den Recruitern selbst ein Rätsel zu sein. Ich persönlich habe sowohl sehr gute, als auch recht schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht und meine eigenen Theorien, woher diese schlechte Reputation stammen könnte:

Einerseits trifft man doch manchmal auf Recruiter, die mehr an fragwürdige Investmentbanker oder schleimige Immobilienhaie erinnern und in vermittelbaren Bewerbern nur den schnellstmöglichen Weg zur eigenen Bereicherung suchen.

Andererseits schildern zahllose Medienberichte die Ausbeutung und mittelalterlichen Arbeitsbedingungen bei Personalüberlassern; hier kommen etwa sofort die öffentlichkeitswirksamen Streiks bei Amazon in Deutschland in den Sinn. Dass diese Überlasser nur wenig mit den klassischen Recruitern, über die ich hier schreibe, gemein haben – denn deren Aufgabe endet im Allgemeinen mit der Unterzeichnung des Dienstvertrages – ist in der öffentlichen Wahrnehmung irrelevant. Und oft genug handelt es sich ja dann doch auch wieder um die selben Unternehmen.

Wessen Brot ich ess‘, dessen Lied ich sing

Nun ist Recruiting natürlich ein Geschäft wie jedes andere und es will Geld damit verdient werden. Auftraggeber – und damit Zahlmeister – sind stets die Unternehmen, die Bedarf an neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben und deshalb Recruiter mit der Suche nach neuem Personal beauftragen.

Die Ressource der Recruiter sind aber auf der anderen Seite jene Personen, die einen neuen Job suchen. Und je nach Branche kann diese Ressource eine recht knappe – und damit wertvolle – sein. Manche Recruiter erkennen das und bemühen sich, neben ihren Zahlmeistern auch ihre Bewerber als Kunden zu sehen, die es im Zuge der Dienstleistung Recruiting genauso zu betreuen gilt wie ihre Auftraggeber. Andere haben das aber noch immer nicht verstanden und werden sich damit selbst über kurz oder lang den Zugang zu der für sie so notwendigen Ressource verbauen.

Manche Recruiter sind sich also selbst der größte Feind.

Die IT mischt sich immer mehr ein

Oder zumindest der zweitgrößte, denn aus meiner nicht ganz unfundierten Sicht – immerhin arbeite ich seit mehr als acht Jahren an Software für Recruiter – ist die IT der größte Feind der Recruiter.

In den letzten Jahren ist der Markt für Software rund ums Recruiting geradezu explodiert. Hat noch vor einem Jahrzehnt so mancher Recruiter die Lebensläufe seiner Bewerber fein säuberlich in dicken, abgegriffenen Aktenordnern aufbewahrt, geht heutzutage der Weg eindeutig immer mehr Richtung zentraler Datenbanken und Automatisierung.

Big Data und intelligente Algorithmen scheinen mir in diesem Bereich etwas langsamer Einzug zu halten als anderswo, aber die Marschrichtung ist unübersehbar: Recruiter sollen möglichst automatisch von spezialisierter Software die optimalen Bewerber für die zu besetzenden Jobs präsentiert bekommen. Idealerweise soll der Bewerber auch gleich ohne Zutun des Recruiters über den entsprechenden Job informiert oder Zu- und Absagen versandt werden. Einige Jahre noch, und sollte diese Technik tatsächlich endgültig so weit sein.

Eine tolle Entwicklung für Recruiter, denn damit entfällt die für sie so komplizierte manuelle Suche in Datenbanken (oder Aktenordnern) und die zeitaufwändige Kommunikation mit Bewerbern. Offensichtlich ist aber auch, dass Recruiter mit dieser Entwicklung immer überflüssiger wird.

Denn diese ausgefeilte Technologie steht dann auch den beiden Kunden von Recruitern zur Verfügung: Bewerber finden über Internetplattformen per Mausklick die für sie optimalen Jobs, die Bewerbung wird mit einem zweiten direkt abgeschickt. Und Unternehmen finden über die selben Internetplattformen automatisch die für sie optimalen Bewerber und können mit minimalen Zeitaufwand mit ihnen kommunzieren. Das alles allerdings ohne einen teuren Mittelsmann.

Ich glaube, dass in Zukunft wenige große Internetplattformen den Job-Markt beherrschen werden, indem sie genau das den Unternehmern und Bewerbern ermöglichen und bequem anbieten. Der Beginn dieses Trends ist durchaus schon in der freien Wildbahn erkennbar, denn viele Plattformen, die sich bisher damit begnügt haben, bloß simples Anzeigemedium für Online-Stelleninserate zu sein, entwickeln sich in diese Richtung.

Ich bin überzeugt davon, dass diese Veränderung des Recruiting-Marktes unaufhaltsam ist und Recruiter langfristig ganz überflüssig werden. Aber das trifft auf viele Branchen und Berufsgruppen zu und langfristig ist auch, nun ja, schon recht lang und bis zum finalen Endsieg der Algorithmen werden wohl noch Jahrzehnte vergehen.

Recruiter sollten sich trotz dieses Zeithorizontes aber schön langsam Gedanken machen, welchen signifikanten Mehrwert sie ihren beiden Kunden – nämlich den Unternehmen als Auftraggebern und den Bewerbern als wertvolle Ressource – zukünftig bieten können. Einen Mehrwert nämlich, den die intelligenten Algorithmen der Zukunft nicht billiger, schneller und effizienter bieten können.

Social Networks knabbern schon am Kuchen

Die etablierten sozialen Netzwerke, allen voran natürlich Facebook und Twitter, machen es Privatpersonen extrem einfach, Informationen im eigenen Freundeskreis zu streuen. Mussten früher Neuigkeiten wie „Du, bei uns in der Firma hat grad wer gekündigt, darum wir suchen jemand neuen, wäre das nichts für dich?“ noch mühsam von Mund zu Mund verteilt werden, geht das heutzutage bequem und asynchron innerhalb weniger Sekunden.

Ich denke, dass das persönliche Netzwerk eine wichtigere Rolle bei der Jobsuche spielt als gemeinhin angenommen. Das gilt besonders für Personen, die nicht aktiv auf der Jobsuche, aber einer Veränderung durchaus nicht abgeneigt sind; die so genannten „passiven Kandidaten“. Und besonders diese sind nicht auf den diversen Online-Jobplattformen aktiv, aber sehr wohl auf ihren üblichen sozialen Netzwerken.

Recruiter versuchen natürlich – wie jedes andere Unternehmen auch – auf diesen „Social Networks“-Zug aufzuspringen. Zumindest in meiner Wahrnehmung aber mehr bemüht als sinnvoll. Es reicht selten zu mehr als dem vergleichsweise unkreativen Posten von lieblosen, wenig aussagekräftigen Online-Stelleninseraten auf Facebook, Twitter und LinkedIn.

Wie ist ein besserer Recruiter?

Und damit komme nun endlich doch noch zu meiner Antwort auf die eingangs erwähnte Frage meines Recruiter-Kollegen. Ich nehme es mir heraus, sie noch etwas breiter zu formulieren, denn immerhin sollen die vielen hunderte Wörter Einleitung bis zu diesem Absatz nicht ganz umsonst gewesen sein: „Was muss ein Recruiter tun, damit er noch länger Recruiter sein kann?“.

In den letzten Monaten war ich selbst aktiver Teil der Bewerber-Kundengruppe mehrerer Recruiter, meine Antwort auf diese Frage kommt dementsprechend direkt aus dieser Erfahrung und ist so einfach gesagt wie schwierig umzusetzen:

Recruiter müssen endlich beginnen, den Wert ihrer einzigen Ressource – nämlich ihrer Bewerber – richtig einzuschätzen und ihre Dienstleistung entsprechend ausrichten. Sie müssen für ihre Bewerber einen spürbaren, greifbaren Mehrwert bieten und sie so überzeugen, dass komfortable Online-Plattformen nicht der beste Weg zum neuen Traumjob sind.

Und dieser Mehrwert muss auf jeden Fall eindrucksvoller sein, als jedes phantasielose, nichtssagende Stelleninserat, das in einem einzelnen Fachausdruck mit dem Lebenslauf des Bewerber übereinstimmt, so wortgewaltig wie inhaltsleer als „Ihre Top-Chance auf den Job, der perfekt für Sie passt“ anzupreisen. Denn das frustriert Bewerber ungemein und hilft nicht gerade, das Vertrauen in die Kompetenz von Recruitern zu festigen.

Sie müssen endlich beginnen, sich selbst als Dienstleister nicht nur ihrer Auftraggeber – der Unternehmen – zu sehen, sondern gleichermaßen auch als Dienstleister ihrer Bewerber.

Natürlich gibt es Berufsgruppen, wo Bewerber keine wertvolle Rarität darstellen, sondern wo hunderte Bewerbungen für einen einzigen ausgeschriebenen Job herein prasseln. Aber in solchen Fällen werden Unternehmen kaum teure Recruiter mit der Personalsuche beauftragen. Und in Zukunft, wenn intelligente Software die Kommunikation mit Bewerbern weiter vereinfachen und automatisieren, garantiert noch seltener.

In Branchen, wo das Verhältnis von Bewerbern zu Jobs weniger günstig für Unternehmen ist – und ich weiß sehr zu schätzen, dass die Informatik derzeit zu diesen privilegierten Berufsgruppen gehört – erwartet die knappe Ressource auch, entsprechend gehegt und gepflegt zu werden.

Recruiter müssen Bewerbern beweisen, dass sie einen signifikanten Nutzen bieten können. Recruiter müssen Bewerbern zeigen, dass sie verstanden haben, was von einem neuen Job gewünscht und erwartet wird. Sie müssen viel mehr auf Bewerber und deren Bedürfnisse eingehen, als das bisher üblich ist.

Recruiter haben aber schon Vorteile auch, oder?

Meiner Erfahrung nach nennen Recruiter gerne zwei Vorteile, wenn sie mit Bewerbern über ihre Dienstleistung sprechen und versuchen, diesen ihren Nutzen zu vermitteln:

Erstens wäre da: „Ich kann Ihnen mehr Details und Informationen zu einem Job nennen, als aus einem Stelleninserat hervorgeht.“ Was in der Theorie durchaus nachvollziehbar klingt, funktioniert aber in der Praxis leider nur in den seltensten Fällen.

Mir ist es tatsächlich schon passiert, dass ein Recruiter nach knapp 20 Minuten im Gespräch, in denen ich meinen bisherigen beruflichen Werdegang schilderte, plötzlich eine abgegriffene Mappe voller ausgedruckter Stelleninserate in schmierigen Klarsichtfolien hervor zog. Mit den Worten „Na, dann schauen wir mal, was so auf sie passen könnte“ drehte er mir die Mappe mit der klaren Erwartung hin, dass ich sie jetzt doch bitte durchblättern möge.

Ich hatte mir also nicht nur die Zeit für Anfahrt und Gespräch in seinen Räumlichkeiten – mit fragwürdigem Nutzen für mich – genommen. Nein, ich sollte nun auch noch seine Arbeit erledigen und ihn auf jene Jobs hinweisen, für die er am ehesten Provision für meine Vermittlung kassieren konnte!

Leider fehlt mir in solchen Momenten der Fassungslosigkeit die Spontanität, entsprechend zu reagieren – was ich dann im Nachhinein immer sehr bereue. Überflüssig aber zu sagen, dass es mit diesem Recruiter zu keiner weiteren Zusammenarbeit kam.

Meiner Erfahrung nach ist es aber auch in weniger krassen Fällen eher die Ausnahme, dass Recruiter Genaueres über die von ihnen bearbeiteten Jobs wissen als das, was nicht sowieso schon in den dazugehörigen Stelleninseraten steht. In den allermeisten Fällen fehlt den Recruitern auch ganz einfach auch das fachliche Verständnis, um spezifische Anforderungen an einen bestimmten Job zu bewerten oder richtig einzuordnen.

Der zweite Vorteil, der gerne genannt wird, ist folgender: „Bei mir bekommen sie gleich mehrere passende Jobvorschläge, denn ich kenne den Markt viel besser.“

Ohne Übertreibung kann man wohl behaupten, dass jede halbwegs vernünftige Online-Jobplattform ein Vielfaches mehr an Stelleninseraten zu bieten hat als jeder Recruiter. Der arbeitet schließlich nur mit einem eingeschränkten Kreis an Auftraggebern zusammen. Und der im Übrigen die eigenen Jobs natürlich auch auf eben jenen Plattformen veröffentlicht, wenn er möchte selbstredend auch die größtmögliche Reichweite erzielen.

Leider überwiegt in meiner Erfahrung bei vielen Recruitern die Praxis, Bewerbern nach Möglichkeit schnell und komplikationslos den erstbesten Job schmackhaft zu machen, für den dann eine Provision in Rechnung gestellt werden kann. Bewerber werden viel zu oft nur als unangenehmer Stolperstein zu diesem Ziel gesehen, der viel zu schwierig ist und mehr Arbeit als erhofft verursacht. Mit dieser Einstellung ist es natürlich schwierig, Bewerbern die Wertschätzung entgegenzubringen, die sie sich erwarten.

Ganz ohne Zweifel, auch in meiner eigenen Erfahrung, gibt es Recruiter, die ihren Beruf als Dienstleistung verstehen, in Bewerbern tatsächlich den Kunden sehen, der sie sind und sich vergleichsweise vorbildlich um sie bemühen. Trotzdem liegt der Fokus vorrangig immer darauf, erst mal den Zahlmeister – nämlich das Unternehmen als Auftraggeber – zufrieden zu stellen. Und manchmal wird sogar, was die Sache unendlich verschlimmert, vor Bewerbern kein Hehl daraus gemacht.

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht mag das klarerweise nachvollziehbar erscheinen, im Hinblick auf die beschriebenen Veränderungen des Recruiting-Umfeldes kommt mir dieser Zugang aber äußerst kurzsichtig vor. Besonders in jenen Branchen, wo Bewerber gefragt sind und eine knappe Ressource darstellen, sollte sich der Servicegedanke des Dienstleisters Recruiter viel mehr auf die Bedürfnisse und Wünsche der Bewerber konzentrieren.

Das sehe nicht nur ich so

Auch andere scheinen dieser Meinung zu sein. So haben dies etwa die Betreiber der äußerst erfolgreichen Frage-und-Antwort-Plattform Stack Overflow rund um Joel Spolsky schon länger erkannt. Ihre Recruiting-Plattform ist Careers so ausgerichtet, dass Bewerber und deren Betreuung im Mittelpunkt steht. Ganz im Gegensatz zu den etablierten Business-Netzwerken wie LinkedIn oder XING.

So haben dort Unternehmen beziehungsweise Recruiter pro Monat nur ein stark eingeschränktes Kontingent an möglichen Kontaktaufnahmen mit Bewerbern. Jeder, der die Flut nichtssagender Spam-Anfragen von Recruitern bei LinkedIn oder XING kennt, weiß so etwas besonders zu schätzen, weil es zwingt den Recruiter, auf ungerichtete Massennachrichten zu verzichten. Er muss stattdessen Bewerber gut vorauswählen und sie möglichst zielgerichtet kontaktieren. Und das wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit ungemein, dass Bewerber auch nur wirklich sinnvolle Anfragen und Jobvorschläge bekommen.

Die Fokussierung auf die Bedürfnisse der Bewerber geht auf Stack Overflow  Careers sogar so weit, dass Joel Spolsky in einem Podcast halb im Spaß, halb im Ernst erwähnt hat, dass sich während der Konzeptionierung der Plattform sogar die Frage stellte, ob nicht Bewerber – anstelle wie sonst üblich Unternehmen oder Recruiter – für die Benutzung bezahlen sollten. Denn immerhin sollen Bewerber so sehr von der Plattform profitieren, dass ein spürbarer Mehrwert für sie entsteht, der dann auch etwas kosten darf. Die Idee wurde zwar nicht umgesetzt, ich finde es aber sehr spannend, über die Auswirkungen eines solchen Ansatzes nachzudenken.

Fazit

Ich bin überzeugt davon, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre der Großteil aller Jobs von Software und Algorithmen besetzt wird. Recruiter als teure Mittelsmänner werden nur mehr dann beauftragt werden, wenn es um extrem spezialisierte oder besonders diskrete Jobs geht.

Aber gerade in solchen Fällen ist es notwendig, dass der Bewerber als Kunde gesehen wird. Als Kunde, der mindestens genau so gut betreut werden muss wir der eigentliche Auftraggeber. Zumindest in meiner Erfahrung ist die Recruiting-Branche aber noch nicht so weit. Es wäre aber definitiv sehr schön, wenn es ein Recruiter bis hierher, dem Ende dieses langen Beitrags, geschafft hat und mir das Gegenteil beweisen kann.

Why I moved from Azure Web apps to AWS EC2 t2.micro (part 2/2)

In the first part of this post I wrote about the ASP.NET applications I want to host in the cloud and the problems I encountered when I tried to do this using Azure Web apps.


I’m not happy, so I start looking for alternatives

By now I know that I’ll have to use „my own“ server / VM / OS if I want to get my special PhantomJS background job to run properly. So I stop to try to solve the problems I have with Azure Web apps and reluctantly bury the idea of a clean and easily scalable PaaS solution.

Of course, Azure offers ready-to-go Windows VMs. The smallest one costs about a reasonable 10 € a month, but offers only a mere 768 MB of RAM. The next tier is already at about 41 € a month, which seems quite expensive to me for only 1.75 GB of RAM.

I search around the Internets for what a decent dedicated Windows server costs these days (about 50 € a month upwards) and immediately stop looking because I absolutely don’t want to spend that kind of money on some low-profile side-projects of mine.

Then I recall that AWS offers a tiny Windows VM for a reasonable price, too. This little server is even free for the first year, but I already have an old AWS account, so I can’t take advantage of that. It is only marginally better equipped than the smallest VM on Azure, but at least offers 1 GB of RAM for about 13 € a month. I’m very skeptical about the performance of this tiny, tiny thing, but I have a few hours to spare and give it a shot.

AWS already provides a ready-to-go image with Windows Server 2012 R2 and SQL Server Express 2014 pre-installed, so I use that to boot a new instance. I haven’t used AWS in years, but was pleasantly surprised about the management portal. Although it looks far less polished than Azures two, it seems faster and snappier to me.

At first, my new mini-server is very slow and I immediately want to give up on it. But after a few minutes it starts to get better and so I begin to move my applications. Since I already use AppVeyor and WebDeploy,  I have to

  • Install and configure IIS
  • Install the WebDeploy agent service
  • Install the NewRelic agent service
  • Setup up the database
  • Configure the background jobs (I run them hourly using the out-of-the-box Windows task scheduler)
  • Point my AppVeyor deployment configuration to the new server

and voilá – my applications are up and running again.

No problems here, although more RAM would not hurt.
No problems here, although more RAM would not hurt.

True, the PaaS way was far less manual work, but to my considerable surprise, it works. In fact, it works much better than expected. Sure, the initial precompilation and ASP.NET first-runs take quite a while to finish. Also, the first calls to the database completely overwhelm the little box, but then I start to see reasonable performance. Who would have thought that I can ran two ASP.NET applications and an SQL Server instance on just 1 GB of RAM? Well, to be fair, the provided image has a 8 GB page file configured and it’s running on an SSD, but I’m surprised nevertheless.

Nothing to complain about here.
Nothing to complain about here.

As I mentioned earlier, I cache heavily in my applications. So the CPU doesn’t have a whole lot to do as soon as the cache is filled. The response times are much better than they were on Azure Web apps. I get a NewRelic Appdex from about 0.95 to 1.0 when under load (~ 70 requests per minute). The response time gets significantly worse for a few minutes after a server reboot (when the database and the cache is cold), but I can live with that.

This AWS setup costs me

  • 1 Windows t2.micro instance: ~ 13 € / M

I don’t count any storage or bandwidth costs, because those are negligible (although I think Azure is cheaper here). All in all my scenario costs about 17 € to 20 € a month.

This is what I like about AWS

  • I’m running my own server, so even my special background jobs run fine.
  • The performance of a single t2.micro instance really impresses me.
  • I can run all my application on a single server with no extra costs for additional applications.

What I don’t like

  • I’m running my own server, so I have to take care of it, too, including backups, security and patches. This really is a big disadvantage to me, because that is what drew me to PaaS in the first place. I’m a Dev, not a Sys-Admin.
  • I loose the ability to scale easily. But as I mentioned earlier, I guess I will never need that.
  • There is no one-stop pricing calculator for all AWS services, like the one Azure offers. In general, pricing on AWS seems much more complicated than on Azure.

Conclusion

I never thought I would come to this conclusion, because I still am a big fan of where Microsoft is going with Azure. But at least for my scenario an EC2 instance is much more cost-effective than the Azure PaaS offerings. Would Microsoft offer a cheaper, entry-level VM with at least 1 GB of RAM, no doubt I would have continued to use Azure.

But as things are, I’m fairly happy with this setup (I’ve been running it for a couple weeks now). Last but not least because I can host my next side-project on this one server as well, for no extra cost.

What are your thoughts? Have I missed something? Is there a better (cheaper) way to host my applications?