My movie review: Capote

Gestern haben wir uns, in Ermangelung einer Alternative (Faktotum wurde etwas zu spät gespielt), den ziemlich hochgelobten Film Capote zu Gemüte geführt – zu unserer nicht geringen Überraschung in der Originalfassung mit Untertiteln. Mir war dies nur recht, meiner Begleitung weniger.

Der Film selbst ist sehr ruhig, es gibt kaum Musik, oft gibt es Szenen, wo sich einfach nichts tut. Die Kamera ist äußerst konservativ (keine Bewegung, keine Fahrten, keine Zooms). Der Hauptdarsteller, der den erfolgreichen und äußerst exzentrischen Schriftsteller Truman Capote in den frühen 60er Jahren spielt, ist hervorragend, sobald man sich mal an seine seltsame Stimme gewöhnt hat. Sehr detailliert (oft langatmig) wird die Geschichte von einem brutalen Mord erzählt, über den Capote ein Buch schreiben will. So lernt er die beiden Killer kennen, in einen davon verliebt (?) er sich und unterstützt ihn bei der Suche nach Anwälten und bei Berufungen gegen die verhängte Todesstrafe. Capote wird immer mehr von dessen Geschichte gefesselt, er erfährt sehr viele Details, die sein Buch "In Cold Blood" zum absoluten Bestseller machen sollen. Als Zuschauer ist man aber ständig hin- und hergerissen: Hilft Capote den Mördern aus Zuneigung, oder will er nur noch mehr Details und mehr Geschichten über den Mord hören, weil er unbedingt einen neuen Welthit schreiben will?

Dazu kommt außerdem, dass er in seinem Buch die Mörder als blutrünstige Bestien darstellt und nicht, wie er den Mördern erzählt, gut und bloß missverstanden. So kommt es zu einem Interessenskonflikt – er kann sein Buch nicht fertigstellen und veröffentlichen, solange die beiden Männer noch leben – durch die Hilfe von den durch Capote vermittelten Anwälten wird die Todesstrafe ständig aufgeschoben. Schließlich untersagt er diese Hilfe, beide Männer werden erhängt. Capote wird von enormen Selbstvorwürfen geplagt.

Capote ist eine wahre Geschichte, Truman Capotes Buch "In Cold Blood" war einer der größten Bestseller in den USA. Nach diesem Hit hat er nie wieder ein Buch geschrieben und starb später Alkoholmissbrauch. Capote hat übrigens auch den Oskar für die beste Hauptrolle bekommen.

Mein Fazit: Ein durchaus guter Film, der ziemlich aufwühlt, leider für meinen Geschmack aber etwas zu ruhig und langatmig ist. Einmal Ansehen ist empfehlenswert, ein zweites Mal wird schon zu anstrengend.

2 Gedanken zu „My movie review: Capote“

  1. philip seymour hoffman hat extra für die rolle einen sprachbetreuer gehabt, der ihm beigebracht hat, so zu sprechen (säuseln), wie truman capote es tat. in einem interview hat er auch empfohlen, sich den film nur im original anzusehen, da keine synchro die stimme so passend hinbringen würde.

  2. Was hatte deine "Begleitung" gegen die Originalversion?
    Ist doch sicher besser als alles andere… Du regst dich eh immer über die mangelhafte Synchronisation auf 🙂

    Ahja Filmtipp für dich, wennst da wiedermal an anspruchsvollen Film ansehen willst:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Uhrwerk_Orange_(Film)
    In England wurde er sogar eine zeitlang verboten, weil er solche Unruhen unter den Jugendlichen verursacht hat…