Der Niedergang der Bordelle

Der aufmerksame, geneigte Leser weiß, dass Bordelle und ähnlich geartete Amüsierbetriebe eine unglaubliche Anziehungskraft auf mich auswirken – weniger auf einer primitiven körperlichen, als auf einer intellektuellen Ebene: Mich interessiert einfach brennend alles rund um das älteste Gewerbe der Welt.

So muss ich mit Trauer feststellen, dass es derzeit offensichtlich einen Niedergang dieses früher blühenden Geschäftszweiges gibt – man besuche nur einmal die Reeperbahn in Hamburg, die nur mehr Schatten ihrer selbst ist. Cosmopoliter, belesener Mensch der ich bin habe ich natürlich auch hierfür eine Erklärung. Schuld ist, wie könnte es anders sein, die Generation Porno .

Denn wer schon im Alter von zehn, zwölf Jahren die härteste Pornografie mit den abgefahrensten Sachen auf seinem Handy zu sehen bekommt, ist natürlich nicht mehr für eine "normale" Nummer zu haben, geschweige denn für einen gepflegten, künstlerisch wertvollen Tanz an der Stange – schon gar nicht, wenn man dafür auch noch bezahlen muss. Und es gibt halt kaum Huren, die sich herablassen, in Filme gesehene Abscheulichkeiten zu machen, egal für welchen Preis. Und unglaublich heiße asiatische Zwillinge, die die krassesten Sachen mit sich machen lassen und dabei noch so tun, als würde es ihnen gefallen, sind auch meist Mangelware – zumindest in der Realität.

Und da die Generation Porno sich so halt sehr schwer tut, eine Amüsierdame für ihre gehobenen, verzogenen Ansprüche (etwa für Bukake inklusive Jelly Donut, Dirty Sanchez und/oder Angry Dragon) zu finden – zu recht, wenn man mich fragt – bleiben sie den lokalen Bordellen und Stripclubs halt gleich ganz fern. Die Rotlichtviertel ziehen also um Richtung Computerbildschirme in abgedunkelten Zimmern.

17 Gedanken zu „Der Niedergang der Bordelle“

  1. Na das find ich jetzt ja sehr spannend…

    Gut, es mag sein, dass das Internet die Pornographie leichter – und vor allem anonymer – zugänglich gemacht hat. Ich wage aber zu behaupten, dass die digitale Porno-Welt nur eine zusätzliche, extrem umsatzträchtige Quelle für neue mehr oder weniger willkommene „Zielgruppen“ darstellt, wie Sex konsumiert werden kann. Ich würde also Internet-Pornographie nicht als Substiut für die klassische Dienstleistung sondern als Ergänzung, Erweiterung und als Mittel, das eine stärkere Marktdurchdringung ermöglicht, sehen.

    Und zum Thema Generation Porno…
    Wo kommt denn plötzlich dieses Biedermeier-Verhalten in Bezug auf Sex, Freizügigkeit und Offenheit her? Ich erinnere mich an meine Jugend, wo man als unschuldiges Mädel vom Land froh über jegliche Information zum Thema war, die nicht von Eltern, geilen Jungspritzern oder gleichaltrigen Freundinnen gekommen ist.
    Der heutige Zugang zu Information, der durch das Internet (zugegeben bei vernünftiger Verwendung) erst möglich wird, bietet Jugendlichen die Option, relativ rasch von Beginn an ihrer sexuell aktiven Phase Spaß an der Sache zu haben, weil sie nicht Monate, ja Jahre brauchen, um mal alle konservativen, stocksteifen und prüden Ansichten, die man ihnen ihr bisheriges Leben lang eingetrillt hat, abzulegen!
    Und wer gibt denn vor, was in Bezug auf Sex normal ist? Soll doch jeder machen, was ihm (und seinem/n Partner/n) Spaß macht und das Recht haben, das für sich selbst zu definieren. Eine Findungsphase wird dafür jeder brauchen, egal welche Erwartungen, Vorstellungen oder Wünsche sich dank mehr oder weniger reger Phantasie im Kopf breit gemacht haben. Und diejenigen, die von weltfremden, vielleicht anatomisch gar nicht machbaren Illusionen der Pornoindustrie zu waghalsigen Gedankenspielen verführt wurden, werden auch früher oder später überzuckern, dass das Leben kein Wunschkonzert ist.

  2. stimmt alles, brima, aber das problem an pornografie ist ja (wie zB im Link von Jo beschrieben) nicht die „Aufklärung“, sondern das absolut falsche Bild, das Pornos in den Köpfen beinflussbarer, spritzgeiler Jugendlicher erzeugen.

    In Pornos ist es normal, dass eine Frau von drei unmöglich gut bestückten Männern gleichzeitig in allen verfügbaren Löchern bedrängt wird und auch noch vorgibt, das zu genießen. Da wundert es keinen, wenn niemand mehr Interesse an normalen, schönen Zweiersex hat. Wenn nicht mindestens 15 Minuten Oralsex gefolgt von Penetration in mindestens 2 anderen Körperöffnungen stattfindet, dann ist es kein guter Sex.

    Denn das ist ja langweilig, glaubt man der aufklärerischen Wirkung von Pornos.

    Von der ständig gleichen Reihenfolge der Abläufe in Pornos (Oralsex an Mann, Oralsex an Frau, Vaginalsex, Analsex, Oralsex an Mann mit Cumshot) und dem dort (bildtechnisch) notwendigen Zwang, stets auf (statt auch mal in) die Frau zu kommen, ganz zu schweigen.

  3. Das hab ich schon verstanden. Und dennoch muss ich nochmal widersprechen, weil ich überzeugt bin, dass es besser ist, mehr Info zu haben und im Laufe der Zeit draufzukommen, dass nicht alles der Realität entspricht als nichts zu wissen und auf alles selber draufkommen zu müssen.

    Das ist so, wie wenn Du Dich entschließt, Informatik zu studieren. Jetzt gibts die Möglichkeit, Du kommst aus einem Gym, hast noch nie was von Programmieren gehört, und musst Dir alles MÜHSAMST in kleinen Portionen aneignen. Nicht lustig! Möglicherweise wirst Du schon nach einem Semester das Handtuch werfen und Dich damit begnügen, einen PC einschalten zu können, aber Du wirst niemals die hohe Befriedigung erfahren, die z.B. ein Softwareentwickler durch die zur Verfügung Stellung von lauffähigem Code, der irgendwas Cooles macht, hat, erfahren.

    Andererseits kannst Du von einer HTL kommen. Du glaubst, die auf der Uni können Dir nichts Neues mehr erzählen, weil Du ja ohnehin in Deiner vorangegangen Elite-Schule schon alles erfahren hast. Wenn Du halbwegs open-minded bist, kommst Du drauf, dass das nicht so ist, Du nimmst die neuen Erkenntnisse dankbar auf und wirst mal richtig gut, bei dem was Du machst. Das sind die Absolventen, die die Wirtschaft heute braucht.

    Dann gibts natürlich noch die Streber, die keine Ahnung haben und trotzdem gut werden – aus welchem Grund auch immer.

    Also, es soll es jeder halten, wie er will, aber ich für meinen Teil bevorzuge die gut informierten HTLer, die sich im Laufe ihres Lebens weitergebildet haben 😉

  4. Da frag ich mich nur wieso die Menschheit noch nicht ausgestorben ist. Wie haben die das früher nur geschafft ohne Pornos Kinder in die Welt zu setzen? Das waren ja schließlich auch alles keine „HTL-Absolventen“ und haben sich auch alles „mühsam“ erarbeitet und haben auch nicht die Flinte ins Korn geworfen. Es wird doch hoffentlich nicht daran liegen, dass es vielleicht früher sowas wie Liebe zwischen den Partnern gab und keine Zwangs-Anal-Alle-Löcher-Stopf-Fickerei-Vorstellung.

  5. Aber es geht doch nicht um „können“. Natürlich können wir – und haben immer gekonnt – und werden immer können. Das steht doch außer Frage, genauso wie außer Frage steht, dass Liebe und Vertrauen (zumindest für mich) Grundvoraussetzung für jede länger andauernde sexuelle Beziehung sind. Aber gerade wenn das alles erfüllt ist und die Produktion von Nachwuchs beim Sex (wie zu fast jeder Zeit im Leben) NICHT im Vordergrund steht, kann doch ein bisschen Abwechslung und neue Ideen nicht schaden. Es geht doch drum, Spaß bei der Sache zu haben – und idealerweise haben beide Spaß dabei, denn sonst wird meist das mit der Langfristigkeit zum Problem – oder einer der beiden schließt sich alleine der wachsenden Gruppe der neuen, anonymen, einsamen Internet-Porno-Konsumenten an.

  6. brima, du siehst da alles nur in schwarz und weiß, dabei mein ich das alles ja in grau: natürlich dient pornografie auch der aufklärung, aber neben der aufklärerischen effekt kommen soviel mehr falschinformation bzw. halbwahrheiten, dass über den kanal der wunderschönen aufklärung allerlei firlefanz in die köpfe der armen kinder kommt.

    Den Vergleich mit Uni und HTL hab ich aber nicht ganz verstanden.

  7. na ja von Blümchensex kann frau auch nicht leben… also einen Dirty S. brauch ich auch nicht, aber je mehr Erfahrung man hat desto spannender wirds doch. Aber Geschmäcker und Ohrfeigen sind eben verschieden.
    Die Welt der Medien lebt uns doch in allen Belangen ein ziemlich verzerrtes – um nicht zu sagen – falsches Bild vor….
    Ich gebe Dir recht: Gerade für junge Menschen ist die Selektion nicht so einfach, aber da muss man durch. Und bitte: Liebesgrüße aus der Lederhose spiegelt auch kein normales Bild….. und das hab ich mit elf zum ersten Mal gesehen!

  8. Ich war porno-mäßig ja voll der Spätzünder, weil wir, wie ich klein war, kein SAT-TV hatten und ich daher meine ersten VOX-Softpornos lange nach allen anderen sehen konnte.

    Es war aber ein trauriges Erlebnis, dass meine ganzen Freunde im Bus immer über den letzten Schulmädchenreport diskutierten und ich nicht mitreden konnte.

    Würde aber erklären, warum ich jetzt so gerne drüber rede – eine Art „Aufholen“.

  9. aaa Schulmädchenreport… ich sag nur: Heimlich bei der Tante im Kellerstüberl während die Erziehungsberechtigten bei Wein und Bier das Leben zu Tode diskutiert haben;))

  10. Ich hab noch immer das Gefühl, dass mir da als Kind was entgangen ist.

    Schulmädchenreport hab ich übrigens überhaupt noch nie gesehen (nicht einmal jetzt), kann nur vermuten was das ist 😉

  11. Es hat wohl kaum eine Zeit in Deutschland gegeben in der es dem Prostitutionsgewerbe besser ging und da mehr Geld umgesetzt wurde. Man muss sich nur mal in den Großstädten umsehen. Überall werben die Saune-Clubs, überall entstehen neue Straßenstriche und an jeder Ecke steht ein Wohnungs-Bordell.
    Grund für den Niedergang der alteingessessenen Rotlichtviertel in Hamburg und Anderswo ist vielmehr das diese die Zeit verschlafen haben und nun bestraft werden. Man kann mit diesen Abzockernummern für Touris heute einfach kein Geld mehr verdienen. Heute muss es schon eine entsprechende Gegenleistung fürs Geld geben und das bieten wohl die wenigsten Huren in St. Pauli an. Auch die dortigen Tabledance-Schuppen können sich im Preis/Leistungsverhältnis, Ambiente und der Professionalität keinesfalls mit anderen Locations in Deutschland messen.
    Natürlich ist es heute einfacher Pornographie, auch die ganz abartigen Fetische, zu sehen und das zu einem unschlagbaren Preis – nämlich umsonst. Daraus aber einen Niedergang der Prostitution zu destilieren ist falsch. Es findet vielmehr ein Wandel von der schnellen Nummer zum sog. Girlfriend-Sex statt.