Einseitige Gleichberechtigung

Am Frequency ((Oh ja, trotz meines reifen, gesetzten Alters halte ich sowas noch aus, dem Green Camping sei’s gedankt.)) machte ein interessantes Gerücht die Runde: Auf einer der Herrentoiletten wäre ein Mädl vergewaltigt worden, deswegen dürfen Damen ab sofort nur mehr aufs Damenklo gehen.

So absurd dieses Gerücht auch war – wie soll nur jemand an einem Ort vergewaltigt werden, an dem sich zu jedem denkbaren Zeitpunkt wenige Zentimeter entfernt Dutzende gelangweilte Menschen die Beine in den Bauch stehen – es verbreitete sich wie das sprichwörtliche Lauffeuer und führte zu einer fast spürbaren Verringerung der Mädls am Herrenklo.

Im geübten Leser wird nun schon der Verdacht keimen, worauf ich hinaus will: Wieso zum Henker ist es plötzlich seit einigen Jahren gang und gäbe, dass Frauen anstandslos das Herrenklo benutzen, nur um den Warteschlangen am eigenen zu entgehen? Wieso zum Teufel ist es in dem Fall plötzlich kein Problem mehr, dass Männer im Stehen pinkeln und den Klodeckel hochgeklappt lassen? Wieso beim Dreifach Geschwänzten machen wir dann nicht gleich Ernst und überall Unisex-Toiletten?

Wieso schaffen es Frauen mal wieder, es sich so zu richten, wie es ihnen grade in den Kram passt und kaum mehr Widerstand aufkeimt als ein hasserfüllt hingerotzter Eintrag in einem belanglosen Blog? Würde ich mein Zumpferl am Damenklo rausholen, wäre ich schneller als Perverser im Hefn als ich erstgenanntes abschütteln könnte. Am Herrenklo aber macht es plötzlich gar nichts mehr, sich als zarte, verletzliche Frau zwischen zahllosen nackten Penissen aufhalten zu müssen.

Vielleicht sehe ich vor lauter männlichen Vorurteilen und testosterongesteuerten Brettern vor dem Kopf ja den wahren Grund nicht, aber für mich schaut es irgendwie so aus ((Jaja, schon klar, ich überzeichne jetzt gleich mal wieder, aber das muss nun raus.)), wie wenn der laute Ruf nach Gleichberechtigung ganz, ganz schnell still wird, wenn es um die eigene Bequemlichkeit geht. Ein bisschen wie mit dem Präsenzdienst, oder? Und dem Pensionsantrittsalter ((Trotz wesentlich höherer Lebenserwartung, das bitte nicht vergessen.))? Stimmt doch.

3 Gedanken zu „Einseitige Gleichberechtigung“

  1. Die Frage ist eher, warum schaffen es Veranstalter, Architekten oder wer auch immer für die Planung von Toiletten bei Events und in Gebäuden zuständig ist, nicht eine adäquate Anzahl von Frauentoiletten zur Verfügung zu stellen? Weiß doch wohl jeder, dass Frauen länger und öfter das Klo aufsuchen (und sich dort nicht nur kurz erleichtern, sondern idealerweise auch Spiegel und Platz zum Makeup-Auffrischen und Haarerichten vorfinden möchten).
    Und weil wir grad beim Thema Toiletten und Gleichberechtigung sind und ich aus gegebenem Anlass neuerdings drauf achte: Warum gibt es einen Wickeltisch in 95% aller Fälle nur in der Frauentoilette?

  2. ich unterschreibe alles was du gesagt hast, kathrin.
    Außerdem: mir ist hingegen in letzter Zeit aufgefallen, dass auch (zugegeben immer noch als Ausnahme aber immerhin) Männer manchmal das Damenklo aufsuchen, in dem wahnwitzigen Fall dass die Schlange am Herrenklo länger ist (auf manchen Festln schon passiert). Keiner hat sich aufgeregt, war allen klar dass es nur fair ist wenn eben die Damen auch aufs Herrenklo gehen.

    Was mich viel mehr belastet und wir im Freundeskreis in letzter Zeit bis zur Erschöpfung diskutiert haben: seit wann is es eigentlich okay, dass Männer sich egal wo (neben der Bar, gegen die überall eingesetzten Abgrenzungszäune, am Rand eines schmalen Pfades am vielgeliebten Urwaldfest) hinstellen, ihre Penisse rausholen und sich erleichtern während jede/r die/der vorbeikommt sich das (un)gute Stück anschaun muss/danach reinsteigt/etc.
    Das hat mich beim Sommer-Fortgehn schon immer gestört und ich hab das Gefühl es wird immer ärger. Nachdem ich heuer am Neuhauser Schlossfest zugeschaut habe, wie ein bekannter 17jähriger zuerst direkt NEBEN den Dixieklos (die leer standen!?) hingepinkelt hat und diese dann auch noch bis hinauf zur ‚Türschnalle‘ anvisiert, reichts mir ehrlich gesagt.
    Ich hoggerl mich auch nicht überall hin wo grad keiner steht und lass es laufen.
    Das ist doch einfach nur impertinent … Geschmacklos, stillos und völlig unnötig da keine 5 Meter weiter meistens eh ein völlig leerstehendes Herrenklo zu finden ist.
    Schon klar, Freiluftludln is lustiger – auch für uns. Aber das is okay bei einem Waldspaziergang. Und nicht im Garten von Freunden oder auf einem Fest mit 3000 Leuten!
    Entschuldigungen/Erklärungen? Alkohol gilt nicht.