Es folgt eine köstliche Beschreibung meines Geburtsortes und künftiger Wunschheimat St. Johann am Wimberg, eingereicht als perfekter Gastbeitrag eines von mir hochgeschätzten Menschen. Ich weiß nicht, ob ich seinen Namen nennen darf, drum tu ichs nicht. Wenn er genannt werden will, werde ich natürlich mit Vergnügen den Namen nachreichen.
St. Johann am Wimberg ist ein aus 1.018 Einwohnern bestehendes, liebenswürdiges Schmuckkästchen, in den Wäldern des romantischen Wimbergs gelegen. Zu den Sehenswürdigkeiten von Saint Jones zählen ohne Zweifel das im alten Gemeindehaus gelegene Waffengeschäft, welches weit und breit als, nach amerikanischen Vorbild, äußerst liberal gilt. Unbestätigten Gerüchten zu Folge sollen selbst einige unsere Wiener Freunde am Wochenende nach Saint Jones pilgern, um sich dort mit Puffen aller Art einzudecken.
Eine weitere Attraktion stellt der etwas außerhalb gelegene Friedhof dar, welcher in so manchen kalten Wintertagen dazu geeignet ist, zusätzliche Gräber an verunglückte Autofahrer zu vergeben. Nicht unerwähnt darf der der 1 bis 2 Haubenwirt Kepplinger bleiben, welcher zu moderaten Preisen kulinarische Spitzenleistungen auf Weltniveau bietet. Gourmets sollten diesen Gastrotempel vorzugsweise im Winter aufsuchen, da der Chef des Hauses in der kalten Jahreszeit eine weitere Haube vorzuweisen hat.
Weltberühmt ist auch das weiträumige Skigebiet von Saint Jones, etwas außerhalb auf dem mystischen Hansberg gelegen. Hier fanden 1938, 1968 und 1991 die alpinen Skiweltmeisterschaften statt und den Gemeindevätern von Saint Jones ist es tatsächlich gelungen, sich erfolgreich für die Olympischen Winterspiele 2014 zu bewerben.
Der Hansberg, auch als der „Fujiyama von Saint Jones“ bekannt, ist für die Eingeborenen ein geradezu metaphysischer Ort. Zum Einen, weil die halbe Einwohnerschaft auf diesem Berg gezeugt wurde, zum Anderen, weil dieser Berg mystisch verehrt wird. Anzeichen hierfür sind das Hansberglied sowie die unzähligen Fässer Bier, welche dem Berg alljährlich bei diversen Zusammenkünften geopfert werden.
Weniger mystisch, doch nicht minder anziehend, ist der Hansinger Badesee, im Süden der Metropole des Wimbergs gelegen. Hier finden 2014 alle olympischen Eiswettbewerbe statt und im Sommer ist der See Schauplatz unzähliger Wassersportbewerbe. Der berühmteste ist sicherlich die alljährlich im Juli stattfindende Regatta „Tour de Hans“, an welcher unzählige Segelschiffe aus aller Welt teilnehmen. Leider nicht mehr zu bewundern ist das historische, dreiviertel verfallene, Haus im Stadtkern von Saint Jones. Hier trafen sich bis Mitte der 90er Jahre die Dorfältesten, um bei einem Radler, welches bis vor kurzem das beliebteste Getränk in ganz Saint Jones war, den Sonnenuntergang zu genießen. Die Jugend von Saint Jones trifft sich vorzugsweise im „Jack’s“, einer Großraumdisco im ansonsten eher ruhigen Künstlerviertel.
Neben historischen Bauten hat Saint Jones auch ein anderes Gesicht, ein modernes, geradezu kosmopolitisches. Zu den wichtigsten Bauten der Avant Garde gehört ohne jeden Zweifel das neue, 15 stöckige Gemeindehaus, welches auf 340.000 m2 die gesamte Stadtverwaltung, den Gemeinderat sowie die luxeriösen Privatgemächer des Bürgermeisters beherbergt.
Die berühmtesten Einwohner sind Brad Pitt, welcher ein luxeriöses Anwesen am Jachthafen des Badessees bewohnt, die Kelly Family (Hausboot im Badesee), Michael Schumacher (Speedboat im Badesee), Oskar Lafontaine, welcher eine Jacht am Badesee sowie eine 10 Mio. EUR Villa am Hansberg sein Eigen nennt, sowie die Nachfahren von Bruno Kreisky, Peter und Eva, welche jedoch ein eher karges Leben in den Wäldern rund um Saint Jones fristen. Besonders wohl in Saint Jones fühlt sich auch Reinhold Messner, welcher 3 mal jährlich den Hansberg ohne Sauerstoff besteigt.
Wirtschaftlich betrachtet kann Saint Jones getrost als „Tiger – Staat“ à la Singapur bezeichnet werden. Die wichtigsten Industriezweige sind die Pharmabranche, die Unterhaltungsbranche sowie die Sportartikelindustrie, welche kaum nachkommt, die Touristen von Saint Jones mit den nachgefragten Sportartikel zu beliefern. Den Bedarf nach Arbeitskräften kann die Gemeinde schon lange nicht mehr decken, sodass man auf Gastarbeiter, vorzugsweise aus St. Peter und Petersberg, angewiesen ist. Um wenigsten den Bedarf an hochqualifizierten Arbeitskräften stillen zu können, wurde kürzlich vom Gemeinderat der Beschluss gefasst, am Hansberg einen Softwarepark zu errichten sowie die Volksschule zu einer Medizinuniversität auszubauen. Unbestätigten Gerüchten zu Folge soll das Rektorat dieser Universität ein lang gedienter, hansinger Medizinstudent antreten.
Das aktuell einzige, ökonomische Problem am Wirtschaftsstandort Saint Jones stellen die explodierenden Immobilienpreise dar. Mittlerweile kostet der m2 im Ortskern 55.000 – 85.000 EUR und auch an der Peripherie sind Beträge um die 40.000 EUR keine Seltenheit. Doch die guten Wirtschaftsdaten, die hohe Lebensqualität, Olympia 2014 sowie das savoir vivre der Eingeborenen machen Saint Jones auch weiterhin zu einer Perle Mitteleuropas, in welcher selbst ein Unterbemittelter beste Aussichten zu erwarten hat.
Ich kann diesem Artikel nur noch meine eigenen Erfahrungen mit Saint Jones hinzufügen:
Schon im Zarten Alter von 17 Jahren bezwang ich regelmäßig mit meinem damals (ja, lang ists her) 5 PS starken Mopedroller die Anhöhen des mystischen Hansbergs, um mich dann die letzten hundert Meter zu Fuß, mit Lanze und Machete bewaffnet, bis zum Gipfelkreuz durchzukämpfen.
Leider währte mein Glück nur kurze 4 (?) Wochen ehe die holde Maid von und zu Hansberg das Edler-Prinz-Abo (mich) per Fernsprechapparat abbestellte.
Soweit meine Erfahrungen mit Saint Jones, den nicht ganz so heiligen Einwohnern dieser modernen Metropole des Mühlviertels.
hab mir besagtes fleckchen in der landschaft vergangenes wochenende im zuge einer 2-rad-tour angesehen und muss sagen: nett hobt´s as dort!
Spitze!!!Diese Ortsbildbeschreibung strotzt sozusagen vor Ehrlichkeit und Einfühlungsvermögen eines Menschen, der das Glück hatte in diesem Teil der Welt das Licht der Welt erblickt zu haben. Auch ich bin sozusagen ein Leidensgenosse welcher nur unter herzschmerzartigen Zuständen den Umzug in andere Teile der Welt hinter mich brachte. Dennoch habe ich mich als berufen gefühlt öfters über das Schalten und Walten in umd um die "Hansberglandregion" zu berichten.(siehe o.a. Blog) Alles zum Gaudium der Einwohner und meiner Wenigkeit.
Tja, aber beim Bierexport hat jetzt St. Martin die Nase vorn:
http://ooe.orf.at/stories/315263/
Sehr geil, Lowlander!
Hab schon immer gesagt, dass das Granitbier aus meiner Heimat das beste Bier ist – es tut gut, so bestätigt zu werden.
ps: Im Linzer Chelsea bekommt man Granitbier, wenn auch die normale, und nicht die Bock-Variante. See you there.
Es soll sogar Linzer geben die extra nach St. Martin fahren (trotz enormer Spritpreise) um dieses köstliche Gebräu zu erwerben.