In der spannenden Reihe „Psychologie im Supermarkt“ brennt mir noch immer etwas auf der Seele, das aus mir herausgeschrieben sein will: Der menschliche Herdentrieb an den Schlangen, an denen man Einkaufswagen abholt und -stellt.
Genau, die Rede ist von jenem Ort, wo immer zahllose Menschen an allen möglichen und unmöglichen Stellen am eigenen Körper nach Kleingeld suchen. Aber darum soll es diesmal nicht gehen.
Ist dem geneigten Leser schon einmal aufgefallen, wie seltsam diese Einkaufswagenschlangen aufgebaut sind?
Die sind nämlich nie – wie man naiverweise annehmen möchte – gleichmäßig lang. Umso länger sie sich selbst überlassen werden, desto absurder werden dann gewisse Auswüchse und Einbuchtungen aus zusammenhängenden Einkaufswagen ((Ich habe übrigens extra im Duden nachgeschlagen, auf Österreichisch könnte man auch „Einkaufswägen“ schreiben.)).
Grad bei engeren Ortsverhältnissen (zB Merkur Mozartstraße) kann das dann tatsächlich in einer zeitweisen Blockade des Menschenflusses enden, vor allem in der tragischen Kombination mit Einkäufern älterer, langsamerer Semester. So weit ich weiß kam es aber zumindest beim Merkur Mozartstraße noch zu keiner dergestalt entstandenen Massenpanik. Dem Herrgott sei’s gedankt.
Wenn man das menschliche Verhalten an diesen Einkaufswagenschlangen nun etwas beobachtet, kommt man schnell auf die Ursache dieser scheinbar unerklärlichen Ausbuchtungen: Denn es scheint so, dass das Herdentier Mensch den Einkaufswagen meist just an jener Schlange wieder abstellt, die sowieso schon am längsten ist. Statt, wie es die Vernunft diktieren würde, an der kürzesten. Vermutlich in der Annahme, dass sich das so gehört?
Fast noch seltsamer ist aber, dass sogar das Gegenteil beobachtet werden kann: Einkaufswagen werden nicht der längsten Schlange entnommen, sondern oft der kürzesten. Ganz so, als ob sich die Person denken würde: „Do schau her, do san am wenigstn Wagerl, des miassn do onscheinend die bestn Wagerl sa, do nimm i mia a glei oans. Ned dass i a schlechteres Wagerl kriag ois die ondern.“
Es wäre spannend zu erfahren, ob das ein eher österreichisches Phänomen ist, oder ob es auch anderweitig zu beobachten ist. Ich bitte um sachdienliche Hinweise.
Von der kürzeren nehmen, zur längeren hin stellen. Ist doch nur konsequent – der Mensch ist ein Herdentier.
Auch zu beobachten bei Menschenschlangen, z.B. beim Checkin am Flughafen. Passiert mir sehr oft, dass eine lange Schlange neben einem (komplett gleichen) leeren Schalter steht. Und das finde ich gut 🙂
Hofer versucht in manchen Filialen aktiv gegen diese ungleichmäßige Schlangenbildung vorzugehen indem die Einkaufswagen farblich einer Schlange zugeordnet werden. [1] Es ist nicht möglich einen Wagen an einer anderen Schlange abstellen und sein Pfand zurückzuerhalten. Während meiner Recherche-Tätigkeit wurde von Kunden mehrmals versucht die farbliche Ordnung zu „zerstören“. Für mich stellt sich daher noch die Frage warum die Kunden nicht die farbliche Ordnung sondern das farbige Chaos der Einkaufswagen bevorzugen.
[1] zB <a href=http://666kb.com/i/cjdni6tfwa5c3te1g.jpg" Hofer Wien, Landstrasser Hauptstrasse
PS: Happy Birthday
http://666kb.com/i/cjdni6tfwa5c3te1g.jpg
Hofer Wien, Landstrasser Hauptstrasse
Das ist ja sehr geil, dass sich da sogar schon klügere Leute als ich Gedanken zu diesem Phänomen gemacht haben. Spricht einerseits für Hofer, andererseits scheinen die dort auch viel Zeit übrig zu haben 😀
Vielen Dank für den Link – genial 🙂
ich arbeite da immer ganz konsequent dagegen an, stelle also die Einkaufswagerl in die kürzeste Schlange zurück – du bist nicht der einzige, der sich da Gedanken gemacht hat 😉