Zur Regierung

Lange hab ich versucht, es mir zu verkneifen und nicht in den Gleichschritt all der anderen sinn- und meinungsloser Polit-Blogger ein zu fallen, aber ich kann es mir nicht mehr verhalten. Meine redlichen Versuche sind nicht von Dauer, ich muss etwas über unsere neue Regierung schreiben.

Ich finde sie genial. Als konservatives Kind des Mühlviertels konnte mir nach dem oktöblichen Wahldebakel kaum etwas Besseres passieren. Mittlerweile ist mir sogar der gute Fredl Gusenbauer richtig sympatisch. Ich freu mich jedes Mal, wenn ich ihn irgendwo auf ORF 2 erspähe (auch wenn sogar er ein Spürchen zugelegt hat). Ganz lustig finde ich vor allem, wenn er vom "Regierungsprojekt" spricht, wie wenn es dieses Mal eine Art Prototyp oder Testlauf wäre – für meinen Sprachgebrauch ist ein "Projekt" wenn ich zum Beispiel testweise statt des superweichen Klopapiers nur mehr das billige zweilagige verwende … Die Ergebnisse beider Projekte werden wohl nicht recht unterschiedlich ausfallen, so gesehen passt das Wort "Projekt" ja doch wieder.

Am meisten muss ich mich aber über die ganzen protestierenden Studenten freuen. Studenten gebühren Gebühren, wenn ich dieses schöne Zitat von Christoph Grissemann gebrauchen darf. Ganz klar, dass sie nach dem gebrochenen Versprechen (die, man verzeihe mir das billige Wortspiel, sich wie ein roter Faden durch die letzten Monate ziehen) die Studenten in bester österreichischer Manier herum sudern. Und wenn ich während meiner Studentenzeit eines gelernt habe, dann eines: Studenten tun alles, um nicht arbeiten zu müssen. Daher gehe ich mal davon aus, dass kein einziger Student das Alibiangebot zur Sozialarbeit in Anspruch nehmen wird. Da geht lieber jeder wie bisher schnorren zu Papa oder Oma – ganz klar.

Überhaupt, man sehe es mal von dieser Seite: Studenten wollen bekanntlich einen sozialen und fairen (sprich für sie kostenlosen) Zugang zu Universitäten; merken wir uns also das Wort "fair". Wie kommen dann also Millionen Steuerzahler dazu, das Studium für diese paar Studenten zu finanzieren, auf dass sich diese dann in ein paar Jährchen einen erheblich besseren Lebensstil leisten können und verächtlich herab schauen? Wär es eigentlich nicht viel fairer, wenn jeder selbst für sein Studium aufkommen müsste – weil es profitiert ja wohl jeder selbst am meisten davon. Wieso soll ein Vorarlberger Skiliftwart (teilweise) für das Studium des Wiener Sohns eines Ärzteehepaars aufkommen? Fair? Hmm.

Wie ich zu den Eurofightern stehe, ist glaub ich jedem klar. Allein die Ankündigung, dass der neue Verteidigungsminister "versuchen soll, den Preis zu senken", hat mich herzlich lachen lassen. Ich hör die EADS schon sagen: "Jo mei, de sand eich zu teuer?! Jo wonnma des glei gwusst hättn, da lossma eich scho nu fuffzg Prozent nach, weils so liab gfragt habts.". Das war übrigens auch der mit Abstand genialste Zug der ÖVP-Verhandler: Jetzt muss bald ein roter Verteidigungsminister die neuen Flugzeuge am Zeltweg in Empfang nehmen – in Sachen PR sicher nur suboptimal.

Ich glaub ich bin auch so ziemlich der einzige, der den Weggang von Heinzi Grasser begrüßt; gegen die überzeugte Meinung jedes bisherigen Diskussionspartners wage ich zu behaupten, dass er gar nicht so super war. Für mich war KHG nur ein öffentlichkeitsgeiler aalglatter Fisch, der durch ein paar Tricks und Schachzüge die Staatsbilanz geschönt hat. Jetzt, wo er mit seiner Trickkiste am Ende ist, verlässt er stolz winkend die Bühne. Willi Molterer hat wenigstens eine vernünftige Frisur und schaut nicht wie ein billiger Gigolo aus …

7 Gedanken zu „Zur Regierung“

  1. Nach nicht einmal einer Woche bin ich schon zu einem grossen Fan von unserem neuen Verteidigungsminister Norbert Darabos geworden.

    Nich nur dass er (so wie ich übrigens auch) den Dienst an der Waffe abgelehnt hat und er dadurch nicht auf ein 9-monatiges Praktikum in der Truppe in seinem Lebenslauf vorweisen kann ist er auch noch ein äußerst nüchtern-realistischer Politiker, welcher sein kosmopolitisches Selbstverständnis gleich in der ersten Woche zur Schau gestellt hat, in dem er meinte, "gleich am Montag bei EADS anzurufen" und dass er sich auch nicht zu schade sei, "sogar noch München oder sonstwo hinzufahren" um das "sündteure Kriegsgerät" abzubestellen.

    Bleibt nur zu hoffen, dass der aus Kroatisch-Minihof, aus dem wirklich letzten Eck des "mitten-in-der-Welt" liegenden Burgenlandes kommende Ex-Zivi nicht eines Tages vor die Gewissensfrage gestellt wird, sogar bis nach Brüssel zu fahren zu müssen …

  2. Dies ist das erste Mal, dass ich einen Kommentar zu Deinen Beiträgen schreibe, aber ich kann folgendes einfach nicht unkommentiert stehen lassen:

    "Und wenn ich während meiner Studentenzeit eines gelernt habe, dann eines: Studenten tun alles, um nicht arbeiten zu müssen."

    Das ist einfach Bullshit. Fast jeder Student, den ich kenne und kannte, arbeitet(e). Für gewöhnlich haben Papa, Mama, Opa und Oma nämlich nicht genug Kohle, um das Leben ihres Nachwuchses am Studienort zu finanzieren. So schauts nämlich aus.

  3. "Daher gehe ich mal davon aus, dass kein einziger Student das Alibiangebot zur Sozialarbeit in Anspruch nehmen wird." – ein idiot wär man ja. sinnvoll ist das einzig und allein für jene, die bereits eine solche tätigkeit ausüben und sich das jetzt anrechnen lassen können. mir persönlich hilfts nichts, wenn ich mich um einen hungerlohn im sozialbereich engagiere. 1. hab ich diese menschliche erfahrung schon beim zivildienst gemacht und 2. hab ich zuviel anderes zu tun.

    ich kenne übrigens auch kaum studenten die ohne arbeit auskommen…