Der Niedergang der Schießbuden

Bei meinem heurigen Besuch am Urfahrmarkt ist mir eine Sache aufgefallen: Die allgegenwärtigen Schießbuden werden von den Urfahrmarktbesuchern immer seltener frequentiert.

Schnell war mir auch die Ursache dessen klar: Heutzutage weiß jedes Kind, wie es aussieht, wenn man mit dem Sturmgewehr Terroristen, Zombies oder Aliens (oder Selbstmordanschlagsalienzombies, alles gibt es mittlerweile) in den Kopf schießt – dank High Definition, Dolby Digital und Force-Feedback realistischer und blutiger (also besser) als in der Realität. Wer will da noch mit einem klapprigen Luftgewehr aus der Zwischenkriegszeit auf mehr schlecht als recht aufgeblasene Luftballone schießen?

Ein anderer Grund könnte sein: Laut diversen aktuellen (Buch)Veröffentlichungen ist aus der mitteleuropäischen Mann-schaft* ja ein einziger Softihaufen geworden. Und als Softi muss sich der selbstbewusste Mann von heute nicht mehr wie in den Sechzigern profilieren, indem er der Angebeteten seinen männlichen Umgang mit der Waffe beweist. Für Softis genügt vollauf, leise zu weinen, wenn Bambis Mutter erschossen wird. Zumindest den weiblichen Schießbudenbesitzerinnen kann man ins Gesicht schreien: "Das habt ihr euch selbst eingebrockt, ihr Emanzen – so lange habt ihr gekeift, bis aus Männern Männchen geworden sind!"

Bleibt nur noch eine Sache, die diskutiert gehört: Schauen die Jahrmarktsbudenbesitzer so unfreundlich, weil die Geschäfte so schlecht gehen; oder gehen die Geschäfte so schlecht, weil die Budenbesitzer so unfreundlich drein schauen? Ich vermute einen Teufelskreis …

* Mann-Schaft – da muss man ja grinsen. Was für eine Doppelbödigkeit, was für ein Wortspiel!

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