Gehaltstransparenz

Vor einigen Monaten ist das sehr beeindruckende „Handbook for new Employees“ des Softwareunternehmens Valve (unbedingt lesen – Valve ist eines der profitabelsten und innovativsten Unternehmen der Branche) an die Öffentlichkeit gelangt. Und hat prompt hohe Wellen geschlagen: Neben unglaublich offenen Management-Praktiken, die vor allem darauf ausgerichtet sind, Kreativität zu unterstützen, fand ich dabei einen Teil besonders interessant: Den Bereich „Compensation“, also Gehalt (ab Seite 25 im Handbuch zu finden).

Im Prinzip wird bei Valve das Gehalt einzelner Mitarbeiter von dessen Kollegen bestimmt, denn diese bewerten seine Fähigkeiten, Produktivität und Leistung – also schlussendlich sein Wert für das Unternehmen. Daraus entsteht dann das Gehalt. Ich finde das genial.

In so gut wie allen Unternehmen, besonders in Österreich, ist das natürlich undenkbar. Bei uns wird aus dem eigenen Gehalt meistens ein Riesen-Geheimnis gemacht, das niemals unter Kollegen und sogar auch nur sehr selten unter Freunden diskutiert wird. Ich würde gern das Gegenteil sehen, nämlich dass innerhalb eines Unternehmens die Gehälter aller Mitarbeiter offen und transparent kommuniziert werden.

Wenn man es sich nämlich genauer überlegt, gibt es nur einen einzigen Grund, sein eigenes Gehalt geheim zu halten: Nämlich nur dann, wenn man der Meinung ist, dass man ein ungerechtfertigt hoch bezahlt ist. Nur dann, wenn das eigene Gehalt im Vergleich zu den Kollegen unfair hoch ist.

Verdient man mehr als andere, ist aber der Meinung, dass dies aufgrund der eigenen Leistung absolut gerechtfertigt ist, dann sollte man doch kein Problem damit haben, wenn andere das eigene Gehalt kennen. Denn, man verdient es ja schließlich, und wenn dem wirklich so ist, dann sehen das die Kollegen auch so.

Verdient man weniger als andere, dann schadet ein Vergleich mit anderen natürlich noch weniger, und wenn schon nur als Diskussionsgrundlage bei der nächsten Gehaltsverhandlung.

Diese Informationen müssen auch gar nicht die Unternehmensgrenzen verlassen, fördern aber, glaube ich, ganz ungemein die Gleichberechtigung und Unternehmenskultur und verhindern auch ein heimlich dahinbrodelndes Neidwesen, wenn sich langfristig Leistung und Kompensation fair und nachvollziehbar eingependelt haben.

Eine schöne Utopie.

Zur Verringerung der Einkommensschere zwischen Männern und Frauen gibt es einen winzigen Vorstoß in diese Richtung: Bis 2014 müssen in Österreich Unternehmen ab 150 Mitarbeitern anonymisierte, durchschnittliche Gehaltsdaten veröffentlichen (danke an R. für den Hinweis). Was auf den ersten Blick zumindest ein bisschen brauchbar klingt, wird aber sicher die Erwartungen nicht erfüllen. denn in typisch österreichischer Lösung sind keinerlei Sanktionen bei Nichteinhaltung dieser Richtlinie geplant.