Ich vs. Die Oper

Am Wochenende habe ich "Die Zauberflöte" gesehen. Zwar nicht in der Staats-, sondern nur in der Volksoper, aber es war trotzdem ein denkwürdiges Erlebnis. Mein gesamtes Wissen über dieses Stück kam bis dato von einer Kinderkassette, die etwas kurzweiliger aufbereitet war als das Live-Stück. Dazu kommt, dass ich immer lieber die Kassette mit den "Vier Jahreszeiten" gehört habe …

Jedenfalls bin ich jetzt extrem kultiviert und gebildet, den ich war nicht nur in der Oper, sondern hatte sogar einen Anzug an, und kann nun aus erster Hand über die Vorteile der Oper berichten:

  • Die Leinwand war extrem hochauflösend, man bekam den Eindruck, als ob tatsächlich Menschen vorne stehen würden.
  • Auch die Tonqualität war 1A, auch wenn der Surround Sound immer nur von vorne gekommen ist.
  • Man wurde vor Beginn der Vorstellung nicht mit peinlicher Werbung oder langweiligen Trailern genervt.
  • Die Sessel waren halbwegs bequem.

Aber natürlich hat auch die Minus-Seite ihre eigene Liste:

  • Das Drehbuch war teilweise etwas verworren.
  • Die Namen der Figuren haben jegliche Spannung genommen, von Anfang an war klar dass sich im Laufe der Geschehnisse ein "Papageno" in eine "Papagena" verlieben wird, oder eine "Pamina" in einen "Tamino".
  • Die Synchron-Sprecher redeten ziemlich undeutlich, vor allem in den übertrieben vielen Musiknummern – zusammen mit dem verworrenen Drehbuch bekam man das eine oder andere Detail der Handlung nicht mit. Die Lippen-Stimme Synchronisation war aber gut und glaubhaft.
  • Die Special Effects waren zwar bemüht, aber man hat schon schnell gemerkt, dass das keine echte Schlange war.
  • Keine Nacktszenen, obwohl es von explizite Andeutungen nur so wimmelte. Übrigens auch keine Explosionen.

Ansonsten: Oper ist weder musikalisch noch schauspielerisch für mich, aber die Kostüme und vor allem das Bühnenbild mit all seinen Lichteffekten war schon sehr beeindruckend.

Overheard in Linz (2)

Heute im abendlichen Bus durfte ich bei einem lautstark telefonieren Teenagermädchen – sie machte keinen sonderlich intelligenten Eindruck, dürfte wohl so um die 20 gewesen sein und erinnerte mich entfernt an eine ehemalige Mitbewohnerin – mithören:

Teenagermädchen (aufgebracht):
He, horch zua … du brauchst mir da nix erzählen … ich kenn mich aus … du brauchst mir nix erzählen … ich bin eh gestern daheim geschlagen worden!

Pause, während der oder die Gegenüber spricht.

Teenagermädchen (etwas unsicher):
He, horch zua, ich habs sicher ned verdient.

Traurig, wenns nicht so lustig wäre.

Das Gfrett mit den Öffis

Öffentliche Verkehrsmittel sind einer super Sache und ich benutze sie fast täglich, sowohl den Bus als auch die Straßenbahn. Trotzdem würde die Abwesenheit folgender Punkte das "Erlebnis Öffi" noch erheblich verbessern:

  • Personen drängen rücksichtslos in das Fahrzeug, noch bevor die aussteigenden Fahrgäste überhaupt draußen sind.
  • Drecksjugendliche sind der Ansicht, das ganze Fahrzeug mit ihrer Drecksmusik aus ihren Dreckshandys beschallen zu müssen.
  • Kinder tollen durch das Fahrzeug, machen Krawall und blockieren oder öffnen sinnlos die Türen. *
  • Gewisse Zeitgenossinnen telefonieren in einer Form, dass auch der allerhinterste Fahrgast noch lautstark und deutlich die belanglosen Geschichten mithören darf.
  • Abfahrzeiten sind unmöglich auf die Minute genau zu planen, weil die Fahrzeuge nicht nur zu spät, sondern ab und an auch zu früh abfahren.
  • Fahrgäste essen stinkende Kebabs und hinterlassen nicht nur eine abstoßende Geruchswolke, sondern auch Saucen- und Essensreste auf den Sitzen.

* Dazu hab ich eine nette Anekdote, die ich vor einiger Zeit erlebt habe: Zwei etwa 6-jährige Bengel (sie fuhren ohne Aufsicht) betrachteten die halbleere Straßenbahn als ihren persönlichen Spielplatz, schrien, kletterten herum, blockierten die Türen (was ja das Weiterfahren verhindert) und führten sich überhaupt auf wie kleine Kinder. Die anderen Fahrgäste waren schon sichtbar genervt und der eine oder andere hatte schon, ergebnislos, um Ruhe gebeten, was zu einer ziemlich gereizten Stimmung führte. Plötzlich stolperte einer der beiden Lümmel, als die Straßenbahn wieder einmal anfuhr und fiel ziemlich ungemütlich auf den Boden, woraufhin er prompt herzzerreißend zu weinen begann, sein schmerzendes Knie rieb und hilfesuchend herum blickte. Keiner der anderen Fahrgäste rührte auch nur einen Finger, im Gegenteil, ohne Ausnahme hatten sie einen breiten Grinser im Gesicht und betrachteten zufrieden den in Tränen ausgebrochenen, endlich ruhig gestellten Störenfried. Ich hatte sogar das Gefühl, dass fast Applaus ausgebrochen wäre.

Das Gfrett mit den Nachbarn

Nun wohnen wir seit fast einem Jahr in der neuen Wohnung, und wir waren von Anfang an überrascht, wie ruhig sie war. Man hörte nichts von den Nachbarn, keine Schritte, keine Toilettengeräusche, keine Stimmen.

Das alles änderte sich vor wenigen Monaten, als offenbar genau über uns neue Nachbarn einzogen. Vorbei war es mit der himmlischen Stille! Jetzt hören wir sie nicht nur herum trampeln, sondern bei offenen Fenstern sich am Balkon bei der obligatorischen Zigarette auch gleich die Galle aus dem Leib husten. Zugegeben, das Haus ist eh ziemlich gut isoliert und man muss selber schön ruhig sein um die neuen Nachbarn zu hören, aber es nervt schon.

Viel schlimmer ist aber noch, was sich des Nächtens abspielt, wenn wir schön brav in unserem kuscheligen Bett liegen und den Schlaf der Gerechten konsumieren möchten: Denn dann hören wir unsere neuen Nachbarn beim Geschlechtsverkehr. Und zwar manchmal so laut, dass ich schon tatsächlich aus dem Schlaf gerissen wurde – einmal sogar um halb drei mitten in der Nacht.

Anfangs habe ich stets nur einen Ihn Grunzen, Röcheln, Japsen, Schnaufen, Quieken, Röhren und Stöhnen – Brüllen ist das falsche Wort, aber es ist teilweise schon bemerkenswert laut – gehört. Erst in letzter Zeit bekomme ich auch eine verzagte Sie zu hören, die ab und an pflichtbewusst ins Geschehen einsteigt, aber durchaus dazu lernt und immer intensiver wird. Das anfängliche Fehlen einer Sie ging mir übrigens so stark an die homophobe Seele, dass ich schon ein schwules Pärchen über uns vermutete.

Zu Beginn dieser nächtlichen Ruhestörungen bin ich immer halbnackt durch unser abgedunkeltes Schlafzimmer gestolpert, um die genaue Quelle des Penetrationslärms aufzuspüren – es könnte ja auch daneben oder drunter sein. Mittlerweile kann ich aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass es wirklich die vermaledaiten Nachbarn von oben drüber sind. Der Ablauf ist übrigens meistens der selbe: Es fängt leise an und nimmt an Lautstärke zu, bis es zu einem ersten großen Grunzer seinerseits kommt. Dann ist vorübergehend Stille (Pause? Stellungswechsel? Wenn ja, ein aufwändiger!), nur um in bis dato ungekannten Geräuschpegel fortzufahren. Das ganze Spektakel dauert ungefähr zehn bis fünfzehn Minuten, die mir wie Stunden vorkommen. Etwa zwei-, dreimal die Woche bekommen wir so vom ausgefüllten Liebesleben unserer Nachbarn unser Stückchen ab.

Wenn ich den Mut hätte, würde ich ja in Pyjama und Bademantel vor der feindlichen Wohnungstür auftauchen, so lange läuten, bis einer der beiden Fickfrösche atemlos aufmacht und dann nachdrücklich um Ruhe bitten: "Heast, Mo va da Bo, es is jo supa wennst so a feines Sexleben hast, sowas mecht i natirli a, aber mochts ned gonz so an Krawoi, bittsche, wonns leicht geht."  Ich trau mich aber nicht, daher bin ich verzweifelt auf der Suche nach alternativen Handlungsweisen, um es den beiden ein für alle Mal zu vermiesen. Vielleicht hat ja der geneigte Leser eine Idee?