Gestern war, wie der geneigt Leser vielleicht weiß, im Empire zu St. Martin einer dieser seltenen freien Donnerstage (im Volksmunde oft rabaukenhaft „Gratis Saufen“ genannt) und als solcher ein Pflichttermin für den sozialen Menschen des angehenden neuen Jahrtausends.
So bereitete auch ich mich auf einen Besuch der erwähnten Lokalität vor, sowohl mental als auch im Bezuge auf den Genuss diverser auf den Abend vorbereitender Aufputschmittel und Stamina (natürlich nur in Form des in Österreich legal erhältlichen Alkohols); und zwar im Beisein diverser mir zum damaligen Zeitpunkt bekannter Personen.

Dieser Abend sollte auch insofern etwas ganz Besonderes werden, da die Tochter meiner Eltern plante, dieser Tage im Empire zu debütieren. Und da sie an sich noch nicht die vorgeschriebene Altersgrenze von sechzehn Lenzen gereift war, war natürlich das Geschnatter und die Nervosität groß (sowohl bei ihr als auch bei einigen ihr bekannten, ebenfalls zu jungen Damen), ob denn die allmächtigen Wächter der Pforte zum Empire die Güte haben werden, sie einzulassen, auf dass sie den allgemeinen Orgien beiwohnen können. Diverse Komplikationen ob der mütterlichen Unterstützung zu diesem Vorhaben sollen übrigens an dieser Stelle unerwähnt bleiben.

Und trotz all dieser widrigen Umstände fanden wir uns alle pünktlich zur neunten Stunde nach Mittag vor dem Tore des Empire ein und warteten auf Einlass; das erwähnte Jungvolk natürlich ungleich aufgeregter als wir alten, erfahrenen Verfechter des Guten. Aber es begab sich, dass alle die altehrwürdigen Hallen betreten durften – wo uns auch gleich ein Schock die Luft aus den Lungen und Tränen in die Augen trieb: Jemand erdreistete sich, die Lokalität, beim niederen Volke bekannt unter dem Namen „MoaFritz“, verschlossen zu halten und die vollkommen aufgelöst wirkenden Gäste draußen zu behalten. Eine erschreckende Entwicklung.
Nun, wir, die drei Männer Günther, Stephan und Hannes, schafften es einen mäßig akzeptablen Platz an einer Bar innerhalb der Disco (die einzig verfügbare Lokalität; wo wir übrigens seit Jahren nicht mehr anzutreffen waren) zu ergattern und ertränkten unsere Traurigkeit in diversen freien Schankmixgetränken. Natürlich nicht ohne einen angemessenen Anteil dem uns eigenen Lager für die schlechten Zeiten zuzuführen.

Fatal war, zumindest von meiner Seite, dass der weiter oben erwähnte vorbereitende Genusse von alkoholischen Getränken bei mir im Hause schon etwas zu ernst genommen wurde und ich mich bereits nach wenigen dutzend Getränken unwohl zu fühlen begann. Es sei aber auch gleich an dieser Stelle angemerkt, dass ich mich nie in die entwürdigende Situation begeben musste, meine Getränke wieder auf ungewöhnlichem Wege durch die Gurgel auszuscheiden. In jedem Falle aber eine nicht wünschenswerte Entwicklung.

Trotzdem verlief der Abend und die anschließende Nacht noch ganz akzeptabel, wenn man einmal von den Untaten eines ruchlosen, eiskalt kalkulierenden, herzlosen Ungetüms absieht, das man gemeinhin auch als „Frau“ bezeichnet.
Nun, ich würde nur allzu gerne die erschreckenden, oder, wie es der Angelsachse gewohnt kompliziert ausdrückt, „terrible“ Geschichten in all ihrer Breite und Grausamkeit erläutern.
Aber ich weiß, dass zu den geneigten Lesern auch einige geneigte Leserinnen gehören (was ich natürlich sehr zu schätzen weiß), und man will sich ja nicht noch mehr unnötige Feinde machen. Ich habe auch so schon genügend üble Nachrede (wie ich übrigens auch diesen Abend erkennen musste).

Abschließend sei gesagt, dass der Abend wohl keine Verschwendung war, ich jedoch schon denkwürdigere Abende im Empire verlebt habe.