Projekttagebuch: Teufel Alkohol

Geliebtes Tagebuch, erneut habe ich heute meinen beschämend provinziellen Kollegen Schweighofer aus der Strafanstalt Moabit freikaufen müssen. Ich habe keine Ahnung, wie er es innerhalb einer Nacht geschafft hat, seine, ich zitiere „gmiadliche Seidltour“ bis nach Berlin auszudehnen. Vermutlich weiß auch er es nicht mehr.
Nun, mich erschreckt mittlerweile gar nichts mehr. Schweighofer ist für mich kein Mensch mehr. Eine aktuelle Studie von Statistik Austria besagt, dass er für 25 Prozent (plus eine Halbe) des österreichweiten Alkoholkonsums verantwortlich ist. Anscheinend plant die Brau AG eine bronzene Statue von ihm, wie er, stolz auf einem arabischen Hengst sitzend, allein der Rezession die Stirn bietet.
Ehrlich gesagt kommen mir diese Zahlen sogar noch etwas niedrig gegriffen vor. Ich vermute, dass Schweighofer nicht einmal weiß, dass er ein ordentlicher Student der Fachhochschule Hagenberg ist, geschweige denn ein Projekt mit uns durchzuführen hat. Die herzlose Projektleiterin Wolf hat einmal angeordnet, ihn auf kalten Entzug zu setzen. Obwohl mir körperliche Gewalt absolut zuwider ist, habe ich unter den kalten Augen der menschenverachtenden Projektleiterin Schweighofer auf ein Bett fesseln müssen (Keine Ahnung, wie dieses Bett in das Projektlabor gekommen ist, aber ich vermutete, Kollege Pendlmayr hat es hierher verfrachtet. Dieses Theorie wurde untermauert, als mehrere nackte Frauen, zwei nackte Männer und ein Ameisenbär aus dem Bett krabbelten und leise verschwanden). Schweighofer hat sich übrigens nicht gewehrt, wohl angesichts des Wodka-Absynth-Spiritus Gemisches, mit dem Künstlerin Pichler ihn lockte.
So war es uns möglich, diese missgeleitete Seele Schweighofer das erste Mal seit Jahren halbwegs nüchtern zu sehen. Es war grauenhaft: Seine verzerrte Visage zuckte unkontrolliert, er spie uns die grässlichsten Flüche und Verwünschungen entgegen, versuchte uns zu beißen und die Augen auszukratzen. Angst bekamen wir, als er plötzlich das Bett schweben ließ und sich sein Kopf mehrmals um die eigene Achse drehte, während er dämonisch kicherte und uns mit Speichel, Rotz und Erbrochenem bespritzte. Projektleiterin Wolf versuchte ihr großes Vorbild und ihren Mentor, Luzifer selbst, zu Hilfe zu rufen, aber auch der wollte mit Schweighofer in diesem Zustand nichts zu tun haben.
So flößten wir ihm unter Lebensgefahr etwas Frostschutzmittel ein, bis er sich wieder beruhigt hatte. Glücklicherweise ließ sich dann auch sein Kiefer wieder öffnen, sodass ich mit meiner Hand, die zu diesem Zeitpunkt nur mehr tiefschwarzes Blut verlor, ins Krankenhaus eilen konnte. Schweighofer wankte aus dem Raum, und ich hörte erst wieder in der ZIB 3 von ihm. Pendlmayr übrigens war auch froh, dass er sein Liebesnest nun wieder für sich allein hatte, denn er hatte seinen Ameisenbären eingefangen und zog das arme Tier am Rüsselchen Richtung Projektlabor …

Ein Gedanke zu „Projekttagebuch: Teufel Alkohol“

  1. Am besten wäre es für Schweighofer, wieder mal das zwischenmenschliche, nackte Beisammensein zu forcieren und seine Vorlieben gegen Bezahlung in diveresen Etablissements auszuleben um so ausgeglichener zu werden und dem Alkohol leichter entsagen zu können. Auf der anderen Seite würde ich Pendlmayr empfehlen, wieder mehr zu trinken und die armen Tiere in Ruhe zu lassen. Wer weiss, was da für Gestalten im Frühjahr in Hagenberg herumlaufen…

    mfg commenting bastard