[Guest] Ein bisschen Luxus muss sein. Sogar für mich. (Part 1)

So, nachdem ich nach wie vor zu faul bin, um selber was zu schreiben, habe ich ein paar niedere Kreaturen an den Schreibtisch geprügelt, um einen neuen Blog Eintrag zu verfassen. Offensichtlich habe ich doch ein bisschen zu fest zugeschlagen, weil Daniel (wohl besser als der grausame Fürst der Finsternis bekannt) gleich einen mächtigen, und doch köstlichen, Mehrteiler hingekritzelt hat …

Die Geschichte von POÄNG.

Es geschah an einem Tag Anfang Jänner des Jahres 2005, also ungefähr 1972 Jahre nach dem Tod Jesu. Der Tag war kalt und nass. Es lag kein Schnee. Die Straßen waren trocken. Der Morgendämmerung war noch nicht ganz angebrochen und von der Sonne keine Spur. Alles in allem ein Tag an dem sich jede Katze auf die warme Ofenbank kuschelt und sogar sibirische Zwangsarbeiter einen Tag frei bekommen. Und ich, Euer Herrscher muss raus, raus in diesen unfreundlichen, unbarmherzigen, saukalten Morgen. Was für herrliche Aussichten, welch wunderschöne Art einen weiteren arbeitsreichen Tag zu beginnen. Ein Wetter wie gemacht für den Fürst der Finsternis.

Also, nichts wie rein in die Kutsche und ab in Richtung Linz. Die vier letzten weißen Einhörner der Erde hatte mein Stallknecht und Kerkermeister Hannes schon vor Stunden angebunden. Meiner Meinung sind nach diese reinen Tiere immer um einiges schneller, wenn sie eine Nacht stehend verbracht haben und ihnen der Groll aus den Augen schaut. Auch ist dann das Vorwärtskommen in der Stadt nicht so ein großes Problem. Nicht, dass sich die Leute auf die Straße wagen würden, wenn ihr Fürst kommt, aber all das Ungeziefer und die Trunkenbolde der letzten Nacht, die da trotzdem auf dem Wege sind, machen hin und wieder Probleme. Liebes Tagebuch, du musst wissen, meine Kutsche ist ja mit ihren behauenen Rädern, die irgendwie an Spike-Reifen erinnern, dafür geschaffen über Alles und Jeden zu fahren, nur wer kann schon bei dem ganzen Geholpere ordentlich eine Perle Kaviar zu seinem Frühstückschampagner genießen? Jedenfalls haben es meine braven Einhörner mit ihren roten Ringen um die Augen und dem Schaum vorm Munde noch immer geschafft für freie Fahrt zu sorgen. Bereits nach wenigen Stunden waren wir Ziel. Ein sehr banales Ziel, liebes Tagebuch, ein großer weiter Parkplatz vor einem blau-gelben Haus. Und darauf stand weithin sichtbar: IKEA.

Nachdem meine Einhörner so einen billigen himmelblauen Mazda samt Fahrer, der es gewagt hatte sich auf meinen ausgesuchten Parkplatz zu stellen in den, nun ja sagen wir mal, in den Untergrund befördert hatten, war der Platz direkt vor der Eingangstür für mich, den Fürst der Finsternis, frei. Meiner Einkaufsfreude stand nichts mehr im Wege. War ich froh, dass ich diesen fremdländischen Einkaufstempel in mein Reich gelassen habe. Aber liebes Tagebuch, bevor ich dir noch mehr über diesen armseligen Tag und seine Höhepunkte erzähle, gehen wir lieber noch mal einen Schritt zurück. Warum nahm ich, der Fürst der Finsternis, diese Reise überhaupt auf mich, wo ich doch im heimatlichen Schloss so viel Spaß hätte haben können. Da waren noch ein paar Projektgruppen, die nichts taten. Einzelne Mitglieder, die nicht mal durch meinen Knecht zur Arbeit zu motivieren waren. Ach, liebstes nicht antwortendes Tagebuch, daheim ist es doch am schönsten. Aber es wird ein morgen geben, und dann, ja dann, geht es Programmierer Schweighofer, der Dokumentkoordinatorin Kern und der Projektleiterin Wolf und Hoppel-Pendi schlecht. Sie werden sich wünschen, dass sie nie in diese träge, faule und vor Beamtentum strotzende Projektgruppe gekommen wären. Sie werden alle meine Glasfaserpeitsche zu spüren bekommen … Aber halt, liebes unschuldiges Tagebuch, ich verliere mich in Einzelheiten, lass mich auf meine Mission zurückkommen und warum dabei genau dieses große blau-gelbe Haus eine Rolle spielt.

Ich, der Fürst der Finsternis, war auf der Suche nach einem neuen Universalthron. Natürlich kommt da nicht irgendein x-beliebiger Sessel in Frage. Nein, ich wollte einen Thron, der meine Macht, mein Charisma, meine Stolz und meine Freude ein so dunkles Land zu regieren voll zum Ausdruck bringt. Lange war ich daher schon auf der Suche nach dem geeigneten Handwerker und den geeigneten Materialien, aber es wollte sich einfach nichts finden lassen. Da, wie durch ein Wunder, kam ich in einem Gespräch mit einem Herrscherkollegen, der sich stupider Weise als „Gott“ bezeichnete, bei der Weihnachtsfeier des Mädchengymnasiums „Zur heiligen Jungfer“ auf eine Firma zu sprechen von der auch ich schon gehört hatte. Mein geschätzter Gesprächspartner erzählte mir dabei von der Abholzung ganzer Urwälder, von vielen kleinen, fleißigen Kinderhänden, bedrohten Tierarten und Ausbeuterei von Ländern, die ich einem fernen Planeten zugeordnet hätte. Und das ging den ganzen Abend so dahin, er wollte einfach nicht aufhören. Wohl ja, ich gebe es zu, er hatte eine angenehme Stimme und eine Ausstrahlung, die fast an meine heranreichte, aber seinen Stylisten würde ich auf der Stelle töten lassen. Immer dieses Weiß – überall – und dann auch noch der lange Bart. Nein, modebewusst war er ganz und gar nicht. Aber, liebes Tagebuch, man kann sich eben seine Gesprächspartner und Schwiegermütter nicht aussuchen und am Ende des Gesprächs war mir klar, wo ich meinen Thron in Auftrag geben würde.

Da stand ich also am Parkplatz direkt vor dem blau-gelben Haus auf meinem Stallknecht Hannes. Ich kann ja persönlich nichts dafür, dass die Stufe aus der erhabenen Kutsche so hoch ist, dass ich ein Stockerl zum Aussteigen brauche. Es geziemt sich ja schließlich nicht, einfach so aus der Kutsche zu springen, wie irgend so sein Möchtegern Herzog. Und wenn dieser Laufbursche sowieso schon mit dabei ist, kann er sich wenigstens nützlich machen, oder? Ich denke du stimmst mir zu. Schlussendlich brachte mich sein Wimmern zurück in die Wirklichkeit. Ich war doch tatsächlich für einige Minuten mit meinen Gedanken ganz wo anders, als ich so gemütlich auf ihm stand und mich umsah, wie die ersten Leute so angekrochen kamen. Scheinbar war ich immer noch zu gut zu ihm, da er sich dieses, wenn auch leise, aber doch hörbare Geschluchze erlaubte. Ich dachte mir damals schon, dass er dafür bestraft gehört. Und liebes Tagebuch, was ich mir vornehme halte ich normalerweise auch. Dieser Knecht sagt heute kein Wort mehr. Er wird nie mehr etwas sagen, nur wusste er das damals noch nicht, als er sich vor dem Eingang in eine Pfütze lege um mir nasse Füße zu ersparen …