Sommer, pah

Wenn ich jemals wieder im Winter nach Wärme und Sonne und Sommer schreie, dann erinnert mich bitte daran, dass Sommer prinzipiell nur aus Rasenmähen (bzw. Abschneiden der Gänseblümchenplantage, die bei uns Rasen genannt wird), Gras rechen, Beete umstechen, Stoaklaubn und ähnlichem besteht. Im Winter gibts wenigstens nur Schneeschaufeln.

Computer und Autos

Im Gespräch mit einer unbedarften Seele hatte ich die Eingebung, wurde sozusagen von der Muse geküsst.
Für alle Nicht-Hagenberger ist es ja bekanntlich etwas schwer, die ganzen Unterschiede und Kleinigkeiten zwischen den verschiedenen Studiengängen zu sehen und zu verstehen. Hier also der schon lange nötige, perfekte Guide zu den Studiengängen, in einer Sprache, die sogar jederfrau versteht: Wenn für einen Hagenberger Studenten der Computer ein Auto wäre, dann (whoops, ich muss aufpassen, mir tropft lauter Klischee auf die Tastatur) …

  • SE Studenten: fahren einen Volkswagen, der zwar nicht billig, aber zumindest zuverlässig ist. Zum Wechseln der Reifen und der Scheibenwischerflüssigkeit muss die Werkstatt aufgesucht werden. Sie sind relativ vertraut mit dem Prinzip von Gas und Bremse, kommen aber nur mit Automatikgetriebe zurecht.  Aus Prinzip wird weder geblinkt noch abgeblendet. Die meist genutzten Features sind Sitzheizung und Schminkspiegel.
  • HSSE: besitzen einen Opel, Baujahr ‘83, der jedoch so so übertunet ist, dass er nur in der 30er Zone zu benutzen ist, weil er sonst sofort überhitzen würde und nicht mehr zu gebrauchen wäre. Sie haben ihr Fahrzeug so umgebaut, dass man zwar Roboter steuern und Satelliten TV vom Mond empfangen kann, aber zum Fahren taugt er kaum, weil die ganzen wichtigen Teile zu Testzwecken im Auto des besten Freundes verbaut sind, der aber kein Geld für Treibstoff sowie keinen Führerschein hat.
  • MTD Studenten: haben einen Smart, weil ihnen die Farbe so gut gefällt und die Innenausstattung so alternativ ist. Sie wissen genau, wo die Schalter für Warnblinkanlage und Fernlicht sind, verzweifeln aber bei der Suche nach dem Gaspedal oder beim Lösen der Handbremse, benutzen daher den Wagen nur als skurrilen Blickfang im Wohnzimmer.
  • CMS: versuchen einen Audi zu fahren, aber aus Angst vor Unfällen und Anhaltern verlassen sie nie die Garage, sondern der Wagen wird vor den Blicken aller verborgen. In einsamen Momenten sitzt dann der Besitzer allein im Fahrzeug und dreht unter lauten Brummgeräuschen am Lenkrad, während er sich heimlich auf sonnenüberflutete Landstraßen wünscht.
  • CBL: haben einen Toyota, scheitern aber an der komplett idiotischen Anordnung der Armaturen und der unverständlichen Ansammlung von Knöpfen und Hebeln. Um ihn trotzdem nutzen zu können, haben sie in Teamarbeit den Leergang gefunden und schieben den Wagen mit Mords-Radau auf der Einfahrt vor und zurück.
  • MC: dürfen noch nicht Auto fahren, weil sie noch viel zu jung für den L17 sind. Daher geben sie sich mit kleinen ferngesteuerten Monster Trucks zufrieden, die nichts anderes können außer Batterien fressen.
  • BIN Studenten: gehen zu Fuß, und stolpern trotzdem dauernd über denselbigen.

So, ich hoffe etwas Licht in die Dunkelheit der Studiengänge gebracht zu haben.

ps: SEB Studenten werden vom Chaffeur in der Stretchlimousine zum Privatjet gefahren 😉

[Tagebuch] Endspurt

Über alles geliebtes Tagebuch,

ich weiß, ich habe in letzter Zeit viel zu wenig vom Projekt (das mittlerweile intern im Projektteam unter dem Codenamen „Sisyphus“ läuft) erzählt, aber es tut sich nichts Außergewöhnliches, jeden Tag der selbe einsilbige Trott: Projektleiterin Wolf lässt uns bei jedem Anlass ihre außergewöhnlich heißen Handinnenflächen spüren. Sie hat nun im Projektlabor einen Hunde Zwinger einrichten lassen, sowie sich ein paar zähnefletschende Bulldoggen zugelegt; sie droht uns ständig damit ihre Bestien auf uns los zulassen, wenn wir nicht spuren sollten, aber ich denke sie blufft nur, auch wenn es doch ziemlich unheimlich ist, denn aus dem Zwinger hört man immer wieder angsterfüllte Schreie, ungefähr so wie diejenigen, die man sich vorstellt, wenn man an verzweifelte Seelen im ewigen Höllenfeuer denkt.

Also du siehst, geliebtes Tagebuch, dass alles beim Üblichen ist und sich nichts tut. Beziehungsweise sich bis gestern nichts getan hat, denn da kam uns der Projektauftraggeber besuchen. Wir wussten zuerst nicht so recht, was wir uns davon erwarten sollten, ob wir uns freuen oder fürchten sollten. Nun, um es kurz zu machen, es war schön und schlimm zugleich:

Jedes Projektmitglied putzte sich heraus so gut er oder sie es konnte: Die Projektleiterin versteckte ihre Neunschwänzige und die Eiserne Jungfrau unter dem Tisch, Kollege Pendlmayr zog sich zum ersten Mal dieses Semester eine Hose an und Schweighofer wischte sich die Überreste des letzten Saufgelages von Mund, Brust und Hose. Kollegin Kern kam in einem engen hochgeschlitzten Galakleid, und Künstlerin Pichler legte die Sonntagsmalerschürze an, wobei die aber mindestens so viele Farbflecken hat wie die übliche.  Und natürlich waren wir alle nervös, die Stimmung war dem Siedepunkt nahe. Als der Auftraggeber eintraf war er wohl anfangs etwas irritiert vom Hundezwinger, all den Farb– und Blutflecken, den leeren Schnapsflaschen, den leise schnarchenden Schlampen und dem verängstigten Hannes in der Ecke, aber er ließ sich höflicherweise nichts anmerken.
Die Projektleiterin führte dann voller Stolz und in aller Ausführlichkeit sämtliche Features unserer tollen Software vor. 54 Sekunden später war sie fertig, und wir blickten alle mit großen fragenden Kinderaugen erwartungsvoll den Auftraggeber an, der aber sein Gesicht in den Händen verborgen hielt. Nur seine Schulter zuckten leise, und hin und wieder hörte man ein leises Glucksen. Offensichtlich war er so beeindruckt, dass die Gefühle mit ihm verrückt spielten. Eine sehr verständliche Reaktion.
Als er sich nach einiger Zeit wieder gefangen hatte und seiner überschäumenden Emotionen Herr wurde, verließ er zu unserer Überraschung (nun, zumindest nicht zu meiner Überraschung) den Raum ohne sich noch einmal umzudrehen. Die Tür war noch nicht ganz zugefallen, als wir schon sein schallendes Gelächter hörten. Noch Minuten später hörten wir ihn, jeder Lacher war wie ein Dolch in unsere geschundenen Herzen. 

Natürlich versetzte dieser Rückschlag unserer Motivation ebenso einen massiven Knick wie die Projektleiterin in Rage. Schwups war die Neunschwänzige wieder hervorgeholt und, so schnell konnten wir gar nicht schauen, tanzte sie wieder auf unseren vernarbten Rücke und Fußsohlen. Aber schlimm wurde es erst, als die teuflische Projektleiterin den Schlüssel zum Zwinger aus ihrem Dekolleté holte …

Faules Pack

Ich wünsche, nein, ich verlange, dass ihr, meine treue und hochgeschätzte Leserschaft mehr Initiative an den Tag legt und Kommentare zu meinen Posts verfasst. Es ist egal, ob ihr Wichtiges, Unwichtiges, Kluges, Dummes, Nettes, Unfreundliches, Normales, Seltsames, Ungewöhnliches oder gar nichts zu sagen habt, schreibt einfach was. Bitte! Jeden Tag gleich nach dem Aufstehn laufe ich so voller Hoffnung noch im Snoopy Pyjama durch den Westflügel meines Anwesens (sehr zum Missfallen der Gouvernante) zu meinem Computer und schaue nach, ob sich jemand erbarmt hat und einen klitzekleinen Kommentar geschrieben hat. Und jedes Mal wird meine kindliche Hoffnung enttäuscht, ich breche in Tränen aus und bin dann verständlicherweise den ganzen Tag cranky, schlecht gelaunt, und hab schon gar keine Lust mir Socken, geschweige denn richtige Schuhe anzuziehen …

Ikea Erfurt

Nachdem jedes Monat in meiner wohlbekannten Keyword Analysis (also Wörter, die Leute in Suchmaschinen eingeben um dann auf meine Seite verwiesen werden) in mir unverständlicher Regelmäßigkeit immer „Bewerbung für Ikea Erfurt“ auftaucht, muss ich dem nun endgültig Rechnung tragen. Was hiermit geschieht:

Peter Rattig war Angestellter bei Ikea in Erfurt. Er hatte dort ganz unten in der Hierarchie angefangen, als Kohlenschaufler für die großen Ikea Öfen. Er wollte aber nicht immer ein trauriger Kohlenschaufler bleiben, daher hatte er sich langsam aber stetig die Karriereleiter hochgeschlafen; besser gesagt er hatte versucht, sich an ihr hochzuschlafen, er war aber meistens nur an andere Kohlenschaufler geraten, was sich jetzt so im Nachhinein betrachtet als eher schädlich für seine Karriere herausgestellt hat.
Jedenfalls war der hamstergesichtige Rattig verzweifelt – wie sollte er nur mit dem kargen Gehalt eines Ikea-Kohlenschauflers seine kleine Rattig-Familie ernähren können? Seine Frau, Rosemarie Rattig, gab zwar ihr Bestes, aber auch sie konnte im Jahr maximal drei bis vier Kinder zur Welt bringen, die dann an Kinderschieber verkauft wurden, um in China Tennisschuhe und McDonalds Spielzeug in Akkordarbeit herzustellen.
Da hatte Rainer, der älteste der noch nicht verschobenen Rattig-Kinder eine Idee: „Papa“, rief er, als die kleine Familie bei Brot und Wasser zu Abend aß, „Papa, wie wärs wenn du bei Humboldt einen Fernlehrgang absolvieren würdest? Mit Gehaltserhöhung!“ Peter und Rosemarie waren sofort Feuer und Flamme für diesen zugegebenermaßen genialen Einfall. Peters Traum war ja schon immer ein Leben als Datenbankadministrator gewesen; so bewarb er sich prompt für eine solche Stelle, doch der letzte freie Platz wurde ihm von einem gewissen Bumsvogel weggeschnappt. Schon wollte er (Peter, nicht Bumsvogel) verzweifeln und sich das traurige und unnütze Leben nehmen, als ihm durch seine tränenüberströhmten Augen eine Anzeige in ebenjene stach: „Vom Kohlenschaufler zum Tellerwäscher – eine Erfolgsgeschichte für Jedermann“. Und da keimte ein Fünkchen Hoffnung in Peter auf – er bewarb sich für den Tellerwäscher Lehrgang bei Humboldt. Um die horrenden Kursgebühren zahlen zu können, musste er zwar sechsundzwanzig Stunden am Tag Kohlen für Ikea Erfurt schaufeln, aber das war es ihm wert. Und siehe da, nach vierzehn harten und kohleverstaubten Jahren durfte Peter endlich das heißersehnte Zertifikat in Händen halten. „Ich bin ein vollwertiger, staatlich zertifizierter Tellerwäscher“, rief er voller Freude und sah schon sein neues, perfektes, sorgenfreies Leben vor sich.
Nur leider war zu jener Zeit der Markt gesättigt mit Tellerwäschern (übrigens auch mit Datenbankadministratoren), da jeder die Erfolgsgeschichte der für Humboldt werbenden großzahnigen Regina (die, die die Matura nachgemacht hat) nachmachen wollte. Das war zwar gut für Humboldt und deren Bankkonten, aber so kamen zu jener Zeit auf jeden Computer der Welt mindestens drei Datenbankadministratoren. Jedenfalls gab es für Peter Rattig nicht den kleinsten Job als Tellerwäscher in ganz Deutschland, in keinem noch so dreckigen algerischen Kebabstand wollte man ihn anstellen. So musste er weiter im engen, stickigen und vor allem heißen Keller von Ikea in Erfurt Kohlen in die nimmersatten Münder der Ikea Hochöfen schaufeln. Und er verfluchte mit jeder Fuhre Kohle, die er ins Feuer warf, jenen Tag, als er Google nach „Bewerbung für Ikea Erfurt“ suchen ließ.