ÖBB und Kapazitätsprobleme? Ah, wo denn?!

War schon vorher mancher Zug der ÖBB heillos überfüllt (vor allem auf der extrem profitablen Strecke Wien-Linz) haben die Umstrukturierungen von vor zwei Wochen die Lage extrem verschlechtert. Grundsätzlich ist mir das ja egal (außer ich höre wieder die Klagen meiner zugfahrenden Gefährtin), aber letzten Freitag durfte ich den unglaublichen Service der ÖBB aus erster Hand erfahren, weil einige Kollegen und ich zur Weihnachtsfeier nach Wien fahren mussten:

Wissend um die Platzprobleme hatten wir vorsorglich Tage vorher Sitzplätze reserviert, zum stolzen Zusatzpreis von drei Euro pro Person. Brav stiegen wir in den richtigen Waggon ein und suchten und fanden die korrekten Abteile (die Sitzplatznummern hatten wir ja auf unseren Tickets stehen). Zu unserer nicht geringen Überraschung waren aber alle Abteils bis zum Bersten gefüllt und sie waren auch nicht durch diese kleinen roten Zettelchen als „Reserviert“ markiert. Weit und breit war kein Schaffner zu finden, daher machten wir es uns, wie viele andere Fahr“gäste“, am Gang bequem, bis irgendwann nach Amstetten der eine oder andere Sitzplatz frei wurde. Schließlich kam auch einmal ein Schaffner angestolpert, der unseren aufgebrachten Beschwerden nur eines entgegen zu setzen hatte: Die kleinen roten „Reserviert“ Zettelchen waren ihm ausgegangen, mehr kann er auch nicht machen …

13 Gedanken zu „ÖBB und Kapazitätsprobleme? Ah, wo denn?!“

  1. Wars auf Klasse auch so schlimm, oder nur im “Bürgerwagon”?

    Wobei ja hinlänglich bekannt ist, dass die ÖBB sparen muss und so Zettelchen kosten sicherlich auch jede Menge.

  2. Nö, wir waren natürlich nur im „normalen“ Waggon, sind ja keine Snobs. Ich hätte mich zwar aus Frust dann eh in die erste Klasse setzen wollen, aber ich wäre gar nicht hingekommen, weil die Gänge so verstopft waren von herumlungernden BeSitzlosen.

  3. Naja um die Preise die von der ÖBB verlangt werden hätte ihr mich auch als „Transporter“ einstellen können. Meine Lederhandschuhe befinden sich zwar noch immer in „B“’s Handtasche … Aber dann hätten wir schon durchstarten können!

    (PS: also war Ungarn doch ein großer Erfolg –> eigenes Zugabteil! –> keine Platzprobleme –> ohne Reservierung!)

  4. Budapest war zugtechnisch tatsächlich ein großer Erfolg – offensichtlich aber einer der wenigen Ausnahmefälle.

    Scheiß ÖBB, normalerweise sag ich sowas ja nicht, aber: Wenn das ein Privatunternehmen machen würde, wäre das der Skandal schlechthin, bei verstaatlichten scheint es aber irgendwie jeder als normal zu erachten und es leicht gereizt hinzunehmen.

  5. Naja bei einer privaten Bahn würde das Ticket Wien-Linz auch net 50 sondern 100 Euro kosten. Warum habts die in eurem Abteil eigentlich nicht rausgeworfen?

  6. ostarrichi … du hast wohl die ganze „budapest-story“ nicht mitgelesen?
    rauswerfen …. keilerei … ?? da kannst gleich die rettung rufen 😉

  7. Nö, die ÖBB ist auf diesen wichtigen Strecken so extrem profitabel, dass die Preise wahrscheinlich sogar ein Stück niedriger wären. Das Problem sind natürlich die wenig befahrenen, „abgelegenen“ Strecken, die keinen Profit abwerfen – aber die werden derzeit auch vom Staat subventioniert. Diese Subventionen kann man ja auch ruhig aufrecht erhalten im Falle der Privatisierung.

    Ich denke, man sieht ganz gut bei der Post und Hermes, was es bewirken kann, wenn ein paar neue Ideen ein uralt-eingesessenes Geschäftsmodell auflockern.

  8. ja, das ist sicher die langfristige Lösung, die in alle Ewigkeit perfekt funktioniert: Ein unendlich ineffizientes Unternehmen mit einem Kundenservice wie die Gestapo (hmm, reden wir jetzt eigentlich von ÖBB oder Post 😉 künstlich mit Steuergeldern (wir haben davon eh genug, unser Budget ist bekanntlich ja nicht im roten Bereich) am Leben halten, damit 1.700 mehr Menschen Arbeit haben.

    *Kopfschüttel*

    Das erinnert mich an den lieben Hrn. Kreisky und seiner weisen Entscheidung (bei der er gar nicht an die nächste Wahl, sondern nur an das langfristige Wohl Österreichs gedacht hat), Unmengen Staatsschulden anzuhäufen, nur um kurzfristig ein paar Probleme lösen zu können.

  9. Jo stimmt schon. Ist sicher einfacher zu privatisieren, Leute zu kündigen und dem Vorstand alle 3 Monate einen neuen Mercedes und eine einmonatige „Firmenreise“ auf die Fijis zu kaufen, während die Mitarbeiter 1000 Euro im Monat verdienen.

  10. Jetzt tun wir da nicht Thema wechseln – die zweifellos überbezahlten Vorstandsmitglieder und Direktoren haben nix mit der Sache (die da wäre: Ein ineffizienter, träger Behemoth, der nur durch sein eigenes Gewirr an Proporz und Vetternwirtschaft zusammen gehalten wird) zu tun … bei verstaatlichten Betrieben (bzw. semiverstaatlichten) sind diese diversen Boni ja oft noch schlimmer als in der Privatwirtschaft (Asfinag-Aberfertigungen, sag ich da nur).