Auch Bio ist ein bisschen schuld

Die Medien überschlagen sich derzeit ja (ich weiß, ich bin zu diesem Thema ein paar Tage zu spät dran) mit neuen Gruselgeschichten über die horrenden Lebensmittelpreise (die ich mittlerweile übrigens selbst zu spüren bekomme und daher kaum noch mit meinem kargen Einkommen ein Auskommen habe – ich hoffe inständig, dass McDonalds seine Burgerpreise halten kann). Die an dieser Misere Schuldigen wurden glücklicherweise schnell ausgemacht: Biosprit und die Chinesen. Gut, ist soweit für mich schlüssig und nachvollziehbar. Ich habe aber noch eine Kleinigkeit hinzuzufügen:

Ich glaube auch, dass der seit Jahren grassierende Bio-Wahn sein Schäufchen dazu beiträgt (wenn auch nur ein klitzekleines, weil der Anteil an Bio-Landwirtschaft halt noch sehr gering ist). Denn durch die sanfte und schonende Bewirtschaftung kann natürlich weniger effektiv produziert werden als bei konventioneller auf der gleichen Fläche. Soll heißen, der Markt bekommt weniger Güter, was sich in der Folge steigernd auf den Preis auswirkt.

Selbstverständlich ist mir klar, dass dieser schlechte Einfluss, wenn überhaupt, reel kaum zu spüren ist, aber man darf nicht immer nur die tollen Seiten der Bio-Landwirtschaft sehen – und wenn immer mehr Landwirte sich entscheiden, künftig biologisch zu produzieren, dann wird sich das definitiv stärker (also schlechter, weil treibender) auf den Preis auswirken.

Überhaupt ist Bio nicht ausschließlich gut für die Umwelt. Ich glaube (ohne jetzt in irgendeiner Weise über Fakten Bescheid zu wissen), dass zB gerade bei der CO2-Bilanz (das Buzzword 2008) die konventielle Landwirtschaft besser abschneidet – auch das hat wieder mit der Produktivität zu tun. Man denke nur über folgende Milchmädchenrechnung nach: Ein Biobauer braucht für sein Feld, dass eine Tonne Bioweizen produziert, eine Stunde auf dem Traktor, ein "normaler" produziert auf dem selben Feld, in der selben Zeit aber zwei Tonnen konventionellen Weizen. Das heißt, ein Biolandwirt pustet doppelt soviele Traktorabgase in die Luft, um die selbe Menge an Nahrungsmitteln zu produzieren. Klingt schlüssig, oder?

Was ich damit sagen will: Man kann und darf zu Bio stehen wie man will, aber man muss schon auch sehen, dass auch die schonendste und nachhaltigste Landwirtschaft nicht nur supergeil und das Gelbe vom Ei oder eine ebensolche legende Wollmilchsau ist, sondern durchaus auch massive, kalkulierbare Nachteile hat4, die früher oder später zu Tage treten. Das hat schon die Geschichte gezeigt (möglicherweise ist Bio ja der Atomstrom der 50er-Jahre ;).

8 Gedanken zu „Auch Bio ist ein bisschen schuld“

  1. Die Hurenbande McDonalds hat die Preise nicht gehalten! Der Satansbau am Taubenmarkt verlangte heute um circa 13 Uhr ganze € 3,- (drei!!!!!!!!!!!!) für einen dreckigen BigMac!!!! Dafür bekommt man 3 (drei!!!!!!) Cheseburger!!!!

  2. Nana, tu da nicht den guten Konzern beschuldigen: Der Hurns-McDonalds am Taubenmarkt ist schon immer teurer gewesen als alle anderen.
    Hab ich schon hunderte Male gesagt, aber es glaubt mir keiner, bis er den Preisunterschied nicht selber erlebt hat.

  3. „bio ist nicht nur gut für die umwelt“: imho ist es ein wenig kurzsichtig, die nachhaltigkeit und umweltfreundlichkeit nur über den co2-ausstoß zu bewerten. die umweltbelastung besteht nicht nur aus co2, gentechnisches herumgepfusche und massiver pestizideinsatz ist nämlich irgendwie auch nicht so super…

    dein beispiel versteh ich auch nicht, der traktor vom non-bio-bauer wird nicht viel schneller fahren und ernten als der vom bio-bauern. unterschiede gibts von mir aus über den ertrag pro fläche, aber ob der beim bio-bauern wirklich schlechter ist, kA.

  4. Als ein in diesem Geschäft tätiger möchte ich anmerken, dass bei der Produktion (bzw. der Herstellung von dessen Grundstoffen) und der Verwendung von Kunstdünger verschiedene Arten von Treibhausgasen emittiert werden. 1) Produktion von Ammoniak (CO2) 2) folgende Produktion von Salpetersäure (N2O = Lachgas; Emissionsfaktor von 310 verglichen zu CO2) und 3) Emissionen nach der Ausbringung auf das Feld (wieder N2O, wenn auch rel. gering)
    Hab jetzt keine CO2 Bilanz 🙂 parat, aber man kann sicher sein, dass das insgesamt eine beachtliche (teilw. vermeidbare) Menge an Emissionen ergibt (es kommt natürlich auch darauf an, ob man an den anthropogenen Klimawandel glaubt oder nicht).

    Im Übrigen gebe ich Gotti recht, der Klimawandel allein ist sicher nicht das Problem der konventionellen (industriellen) Landwirtschaft (e.g. Nitratauswaschung,…).

    Außerdem: Kein Mensch behauptet (außer Werbemenschen), dass Bio auch gleiche Nahrungsmittelpreise bedeutet. Wie immer, wenn etwas Geld kostet (–> an dieser Stelle seien auch Kyoto Ziele genannt – „Klimawandel bekämpfen, super, bitte aber gratis oder überhaupt möglichst wer anderer“), ändert sich die Meinung von an sich reichen Menschen (Europäern) sehr schnell.

  5. Gotti: Ich hab die Umweltbelastung mitnichten ausschließlich über den CO2 Ausstoß definiert, ich hab nur einen zusätzlichen Aspekt der stets hochgelobten Biolandwirtschaft eingeführt. Meine Traktor-Argumentation gründet _nur_ auf der Produktivität, denn auf einem konventiellen, gedüngten Feld wächst definitiv mehr (weil wo sonst läge die Motivation, lieber teuer zu düngen als alles „natürlich“ wachsen zu lassen).

    Weißer Audi: Der CO2 Ausstoß bei der Düngemittelproduktion ist ein interessanter Hinweis, auf den ich selbst nicht gekommen bin. Evtl. ist meine Argumentation deswegen eh überflüssig. Wobei es nichts daran ändert, dass bei Bio-Landwirtschaft weniger produziert wird/werden kann, was sich langfristig sicher auf die Preise aller (auch konventieller) Lebensmittel auswirkt. Und das war ja eigentlich der Grund meines Eintrags.

  6. Ganz im Gegenteil. Bio Produkte haben sogar eine deutlich bessere CO2 Bilanz gegenüber den konventionell hergestellten Lebensmitteln. Der Aufwand an fossilen Energieträgern ist um 65% geringer, was vor allem auf den Verzicht auf Dünger, Perstizide und industrielle Futtermittel zurückzuführen ist, welche in ihrer Herstellung sehr energieintensiv sind. Aufgrund der Regionalität und Saisonalität der Bio Lebensmittel und des geringeren Tierbestandes reduziert sich schließlich der CO2 Ausßtoß gegenüber den konventionnellen Lebensmittelen um 62%.

    Ich schreibe gerade meine Seminarfacharbeit über Bio-Produkte;)