Fett ist halt doch Geschmacksträger Nr. 1

Ich konnte meinen Augen kaum trauen. Eher zufällig erblickte ich am Ketchup/Senf/Majonäse-Regal, das ich üblicherweise aus Rücksicht auf mein stolzes Bäuchlein meide, eine mir bis dato unbekannte Erscheinung: Ultra-Low-Fat-Majonäse mit dem sagenhaft niedrigen Fettanteil von drei Prozent. "Da nimmst du ja schon während dem Essen ab", hab ich mir gesagt und hocherfreut die Neuentdeckung ins Einkaufswagerl geworfen.

Zwei Dinge hätten mir zu diesem Zeitpunkt schon suspekt vorkommen müssen: Erstens gibt es diese Majonäse nur in verhältnismäßig großen Fläschchen, in denen doch mehr drin ist ist als in den den Tuben, deren sonst meine ganze Leidenschaft gilt. Zweitens ist der Literpreis, der ja dankenswerterweise überall angeschrieben werden muss, erheblich niedriger (!) als bei der üblichen Majonäse. In meiner Euphorie übersah ich aber diese Indizien.

Kaum daheim angekommen schmiss ich mir auch schon einen Käsetoast in den Toaster und kleckste einen ordentlichen Batzen Ultra-Low-Fat-Majonäse aufs Teller. Mit Vorfreude und Appetit tunke ich eine dicke Ecke meines Toasts ein und biss herzhaft ab – nur um prompt den Mund sowie alle darin anzutreffenden Geschmacksknospen angeekelt zusammen zu ziehen. Dieses weiße Zeug mag vielleicht aussehen wie Majonäse, hat aber auch nicht im geringsten etwas damit zu tun. Ich hab ernsthaft versucht, den Geschmack einzuordnen, aber es gelang mir auch nach einigen Bemühungen nicht – er ist einfach nur ekelhaft.

Eines ist für mich erneut bewiesen: Fett ist halt doch ein enorm wichtiger Geschmacksträger. Low-Fat-Majonäse ist scheiße, genauso wie Low-Fat-Eis oder Low-Fat-Käse. Ist es tatsächlich so schwer, den Geschmack von Fett zu simulieren, damit diese nahrungsmitteltechnischen Ausgeburten auch nur halbwegs so lecker schmecken wie ihre ungesünderen Vorbilder? Es ist mir egal, welche verrückten Experimente in osteuropäischen Labors durchgeführt oder welche absurden Inhaltsstoffe beigemengt werden müssen, aber wäre es nicht im Hinblick auf die zunehmende Verfettung der Menschheit im Allgemeinen und meiner Selbst im Speziellen vernünftig, in diesem Bereich intensiver zu forschen? Bei Zucker hat man es doch auch halbwegs zufriedenstellend geschafft, warum nicht bei Fett?

6 Gedanken zu „Fett ist halt doch Geschmacksträger Nr. 1“

  1. Alles mit „Low“ oder „Diät“ ist fürn A. Wer sich zu dick fühlt soll weniger essen oder Sport betreiben und nicht Normalsterblichen – wie mir – das Einkaufen zur Hölle machen! Vor zwei Wochen ist es mir nun bereits das zweite mal (in 4 Jahren) passiert, dass ich versehentlich ein Diät-Dahny+Sahne aus dem Regal gefischt habe, das absolut grauenhaft schmeckt. Man muss normale Lebensmittel schon fast suchen, weil überall nur „Diät“ und „weniger Fett“ drauf steht. Shame on you fettfreie Gesellschaft!

  2. na ja um beim Käsetoast ein ultimatives Geschmackserlebnis zu haben, sollte der Käse ja auch ein bisserl fetter sein, da kommts auf ein bisserl Mayo auch nimma an.
    Ich ess ja zum Glück fast nix wo Chemie drinnen ist, dh. diese ganze light/Diät/low Fett Kake kann mir gestohlen bleiben, wenn man sich anschaut mit was man den Körper sonst vergiftet, nur um ein bisserl Fett oder Zucker oder insgesamt eben kcal/kj zu sparen, das steht nicht dafür.
    Meine Devise ist: Die Dosis macht das Gift, also lieber ein bisserl weniger von den wirklich leckeren Sachen als so halbe Geschichten, halbe Geschichten können bekanntlich nie was!