Zum Rechtsruck

War ja klar, dass ausländische Zeitungen wieder groß den gefürchteten Rechtsruck herzitieren und man nun wieder allerorts die Wiederkehr des Nationalsozialismus befürchtet. Sei es wie es sei, so zwischendurch um 17:20 haben mir die halbausgegorenen gezählten Wahlergebnisse doch eine Spur besser gefallen:

Warum Ballerspiele gut sind

Allerorts schimpft man über Gewaltspiele und Egoshooter auf den PC und Konsolen unserer unschuldigen Jugend. Auch vor der suchterzeugenden Faszination von MMORPG wie World of Warcraft wird man ständig gewarnt. Dabei fehlt mir in der Diskussion "reaktionärer Weltfremdling vs. aufgeschlossener Gamer" immer das Hauptargument für Computerspiele:

Computerspiele halten Kinder von der Straße fern. Wer will schon in einer dreckigen Ghetto-Gang abhängen, wenn er eine viel krassere Clique am Monitor hat, sei sie nun aus echten Menschen oder täuschend echten künstlichen Intelligenzen? Wer will schon irgendwelche sauteuren Drogen nehmen, wenn es Endorphine viel günstiger gibt, nachdem man den unglaublich schwierigen Endboss doch endlich besiegt hat? Wer will den schwächeren Kameraden in der Klopause schon das Jausengeld rausprügeln, wenn es viel aufregender ist, ihm in einem gepflegten 1vs1 Match die eigenen Panzer über den mühsam aufgebaute Stützpunkt rollen zu lassen? Wer will schon Selbstmordattentäter sein, wenn es viel mehr Spaß macht, als Gildenchef ganze Kriege für die eigene Sache zu entscheiden?

Also wenn ich vor die Wahl zwischen "Gewalt und Drogen in der Realität, mit 25 Jahren im Gefängnis" oder "Gewalt und Drogen am Computer, mit 25 Jahren PhD und Stelle bei Google" gestellt werde, wähle ich sicher letzteres. Soziale Kontake "in Echt" sind wichtig und unbedingt notwendig, aber dann doch lieber gute Kontakte in einer virtuellen Welt als schlechte in der Realität.

Meine E-Mail an die KPÖ

Aus ehrlichem Interesse hatte ich der KPÖ vor etwa zwei Wochen eine Anfrage über das Kontaktformular auf der Website geschickt. Nachdem sich dort niemand gerührt hat, machte ich die E-Mail-Adresse der KPÖ Oberösterreich ausfindig und versuchte es dort:

Geschätzte Damen und Herren der KPÖ,

zu meinem Unglück habe ich es leider verabsäumt, Ihrer Wahlveranstaltung an der Linzer Landstraße beizuwohnen, daher konnte ich Ihnen diese Frage nicht direkt, unter vier Augen sozusagen, stellen, sondern muss auf das unpersönliche Medium E-Mail zurückgreifen – ich hoffe aber trotzdem auf eine direkte Antwort auf eine ebensolche Frage.

Das Problem diesjähriger Nationalratswahl äußert sich dergestalt, dass keine der "althergebrachten" – es ist mir durchaus bewusst, dass Sie die älteste Partei des Landes sind, Sie verzeihen also dieses Wortspiel – Parteien aufgrund ihrer bisherigen oder für die zukunft angekündigten Aktionen, Pläne oder Ziele für mich mehr wählbar ist. Ich evaluiere also Alternativen abseits der ausgetretenen, stagnierenden Pfade und dabei steht Ihre werte Partei natürlich ganz oben. Selbstredend bemühe ich mich redlich, mich nicht von leider noch immer negativ besetzten Phrasen wie "Kommunismus" beeinflussen zu lassen und das Junge, Moderne hinter der altbackenen, verstaubten Fassade, die diese Wörter unglücklicherweise aufbauen, zu sehen, aber es scheint mir nur bedingt zu gelingen – verzeihen Sie bitte also meine folgende, möglicherweise etwas seltsam anmutend mögende Frage:

Warum soll ich die Kommunistische Partei Österreichs wählen? Ich verdiene überdurchschnittlich gut und bin der festen Meinung, dass der Staat oder das System Österreich mehr als "sozial genug" ist, also genügend für einen relativ gerechten sozialen Ausgleich tut. Wenn Sie als Partei also von "Umschichtung" und "noch mehr Gerechtigkeit" sprechen, bedeutet das für mich auf den ersten Blick bloß, dass Sie noch mehr von meinem schwerverdienten Geld nehmen und anderen geben möchten, als es das system schon bisher macht. Oder verfalle ich hier doch in falsches Schubladendenken und missverstehe Ihre Absicht zutiefst? Planen Sie zusätzliche Belastungen für den (oberen) Mittelstand, um durchaus arbeitsscheuen oder zumindest arbeitslosen Menschen ein wohlhabenderes Leben auf Kosten von fleißigen, arbeitenden Bürgern zu ermöglichen?

In der Hoffnung auf eine Antwort grüße ich Sie und verbleibe ich,

Nach ein paar Tagen bekam ich auch eine Antwort, und sogar eine recht gute und überzeugt klingende, wie ich finde. Ich war sogar so beeindruckt, dass ich mir zuerst die Erlaubnis zur Veröffentlichung geholt habe:

Das Hauptproblem unserer Zeit ist meines Erachtens, dass auf der einen Seite der Reichtum einer kleinen Minderheit immer größer wird, gleichzeitig aber als Kehrseite zunehmend bis in den sogenannten Mittelstand hinein immer mehr Menschen in die Armut getrieben werden. Wir sehen das als Ergebnis der neoliberalen Politik, welche anstelle eines gesellschaftlichen Ausgleichs und Solidarität die Konkurrenz um jeden Preis gestellt hat.

Wie sich jetzt auch durch die aktuelle Finanzkrise zeigt, kann ein solches System nicht funktionieren. Die Illusionen über einen "gezähmten" Kapitalismus wie sie nach dem Scheitern des Realsozialismus 1989/91verbreitet wurden sind rasch verflogen, vielmehr hat sich gezeigt, dass der reale Kapitalismus um den Preis möglichst hoher Profite zunehmend alle menschlichen Werte zerstört. Daher sehen wir auch unsere Funktion als Kommunististische Partei dahingehend bestätigt, dass die Vision und das Ziel sozialer Gerechtigkeit, einer Gesellschaft die auf sozialen und solidarischen Werten beruht bestätigt und daher gibt es auch die immer wieder totgesagte KPÖ immer noch.

Wenn sie daher ausschließlich von Ihrer eigenen Lage ausgehen, mögen Sie keinen einen Anlass sehen die KPÖ zu wählen. Ich nehme aber an, dass Ihnen auch bestimmte gesellschaftliche Werte im vorhin dargestellten Sinne ein Anliegen sind. Das Klischee von Arbeitsscheuen, die sich auf Kosten der Fleißigen ein gutes Leben machen stimmt so einfach nicht. Die ganz große Mehrheit von Arbeitslosen, Sozialhilfeempfängern usw. hat sich ihre Lage ganz sicher nicht freiwillig ausgesucht. Ist es nicht vielmehr der "Fleiß" millionenschwer entlohnter Manager die im Auftrag der AktionärInnen das letzte aus einem Unternehmen herauspressen und tausende Menschen arbeitslos machen oder in die Prekarisierung verdrängen? Ist es vielmehr nicht so, dass nach dem gängigen Credo die Gewinne privatisiert, die Verluste aber vergesellschaftet und der Allgemeinheit aufgelastet werden? Hauptsache die AktionärInnen haben ihre Schäfchen ins Trockene gebracht.

Die KPÖ verkörpert mit ihren Vorstellungen also hier den Kontrapunkt zu Industriellenvereinigung und den von ihr finanzierten Parteien. Auch wenn unsere politischen Möglichkeiten derzeit begrenzt sind, wir haben eine Meinung und diese vertreten wir auch. Damit sind wir die linke Alternative zu den auf den Neoliberalismus eingeschworenen Parteien.

mfg
Leo Furtlehner

Angesichts der aktuellen Finanzkrise und der 700 Milliarden US-Dollar (übrigens in etwa das Doppelte des österreichischen BIP) Nothilfe der USA für die angeschlagenen Banken kann ich zumindest das "Gewinne privatisieren, Verluste vergesellschaften" unterschreiben. Wobei ein Fakt wie schon oft zuvor "übersehen" wurde: Das Problem ist nicht das "neoliberale", kapitalistische System, sondern jene Leute, die sich über alle Maßen auf Kosten der anderen bereichern wollen. Und solche Menschen gibt es leider in einem "realsozialistischen" System genauso – perfekt funktionieren tut also keines der beiden.

Warum die ÖBB so schlecht wirtschaftet

Bei den österreichischen Bundesbahnen wundern mich die ständigen Defizitmeldungen kein Bisschen mehr. Als braver, umweltschonender Bürger fahre ich nämlich verhältnismäßig viel mit dem Zug und stoße dabei regelmäßig auf zwei interessante Phänomene:

  • Reise Linz – Wien: Weder hin noch zurück ließ sich ein Schaffner blicken und herab, meine Fahrkarte  – übrigens zum saftigen Kostenpunkt von knappen 60 Euro – zu prüfen. Na, blöd wäre ich wenn ich die Fahrkarte am nächsten Tag nicht wieder als unbenutzt zurückgeben würde – trotz des Rückgabeaufschlages von 15 Euro bleibt da ein ordentlicher Batzen Geld über, der mir zugute kommt und der ÖBB entgeht.
  • Reise Mühlviertel – Linz: Stets wenn ich aus dem heimatlichen Mühlviertel Richtung Linz per Zug bummele, muss ich mangels eines Fahrkartenautomatens am Bahnhof mein Ticket direkt im Zug lösen. Blöd nur für die ÖBB, dass der Automat dort in 80 % der Fälle defekt ist, was mich dazu zwingt, oft ohne gültige Fahrkarte zu fahren. Nicht, dass mich jemals ein Schaffner kontrolliert hätte oder dass ein solches Ticket die Welt kosten würde, nichtsdestotrotz sieht die ÖBB keinen Cent für ihre ansonsten zufriedenstellende Beförderungsleistung.

Es ist mir schon klar, dass es viel zu teuer wäre, immer und überall einen Schaffner hinzustellen, aber wenigstens auf den teuren Hauptverkehrsverbindungen sollte dies möglich sein. Und dass die Fahrkartenautomaten schon meistens funktionieren sollten, versteht sich ja wohl von selbst. Auch Kleinvieh macht Mist, liebe ÖBB, wer den Cent nicht ehrt darf sich dann auch nicht wundern, wenn Millionenverluste geschrieben werden.

Was ich heute nicht verstehe – Medikamente für Schwangere

Eines der schlimmsten Dinge, das einer schwangeren Frau wohl passieren kann, ist krank zu werden. Nicht nur, weil auch das unschuldige Kind mitleidet und unter Umständen gefährdet wird. Sondern auch, weil Schwangere keine richtigen, vernünftigen Arzneien zu sich nehmen dürfen.

Ich habe mein ganzes Leben noch kein Medikament gesehen, auf dem nicht irgendwo etwas wie "darf nicht während der Schwangerschaft eingenommen werden" zu lesen war. Klingt vernünftig so weit, aber wenn man den Gedanken weiter spinnt heißt das doch, dass Schwangere immer nur Medikamente bekommen, die weniger wirksam sind. Denn offensichtlich muss in der Auch-Für-Schwangere-Edition der Medikamente auf irgendwelche Wirkstoffe verzichtet werden, die schlecht fürs Baby sind. Und wenn diese nun fehlenden Inhaltsstoffe nicht wichtig wären für ein korrektes Funktionieren der Arznei, dann wären sie ja wohl von Anfang an nicht beigemengt …

Overheard in Linz

Vor einigen Tagen hab ich an der Mozartkreuzung folgende Konversation mitverfolgen dürfen. Ein junges Mädchen, das wohl eine Mischung aus Punk und Krocha darstellen sollte, und eine liebe kleine alte Dame, bestes Oma-Material also, rempeln sich beim Vorbeigehen leicht an:

Mädchen:
Pass auuf, Oidaa.

Oma (ohne eine Sekunde zu zögern):
Halts Maul, Dreckstück.

Ähnliches hiervon gibts übrigens dort .

Meine Tourismuswerbung 2009

Das Tourismusland Österreich sollte sich viel mehr an seine ereignisreiche Geschichte besinnen und so noch mehr Interesse und folglich zahlungskräftige Besucher generieren. Mir schweben dabei Slogans vor wie:

Kommen Sie nach Braunau und besuchen Sie das Geburtshaus von Adolf Hitler! Spielen Sie selbst in einer faszinierenden Woche voller Demütigung, Prügel und abnormaler Mutterliebe nach, wie der Führer seine Kindheit erlebte.

Besuchen Sie Wien – nur hier wurden in zwei Türkenkriegen die teuflischen Janitscharen aus dem Osten zu Tausenden von Kanonen, Pest und Hunger dahingerafft!

Linz ist Kulturhauptstand 2009 – nicht umsonst die Lieblingsstadt des Führers.

Niederösterreich – der Londoner Dungeon ist nichts dagegen! Auch Sie selbst können jetzt in einem der zahllosen garantiert authentischen Kellergefängnisse ein paar beschwerliche Minuten erleben.

Meine erste schlechte Puff-Erfahrung

Freitags habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, den Wahlkampfauftakt der FPÖ und damit den fast schon kitschig-attraktiven Heinz Christian Strache live zu erleben. Nicht nur wegen des relativ günstigen Biers dort ist der Besuch von G., S. und mir in der Linzer Innenstadt zu einem denkwürdigen Ereignis verkommen, in dessen Verlauf wir bis spät in die Nacht nicht nur zahllose Lokale unsicher machten und die anwesende Weiblichkeit bis an die Grenze des Machbaren verführten, sondern auch einem uns bis dato unbekannten Etablissement namens Je t’aime am Graben einen Besuch abstatteten. Das deckte sich zufälligerweise auch mit meinem aktuellen Fünfjahresplan, dessen Ziel es bekanntlich ist, die gesamte Linzer Rotlichtszene gesehen zu haben.

Als wissbegierige, neugierige Menschen wollten wir halt wissen, worum es sich beim Je t’aime denn handelt. Selbstredenden war uns klar, dass es ein Lokal mit freizügigen Damen ist – die Karikaturen nackter Damen beim Eingang waren ziemlich eindeutig – wir vermuteten aber ein verhältnismäßig gepflegtes Striplokal. Leider hat es sich als handfestes Puff herausgestellt.

Wir waren mal wieder die einzigen Gäste. Der "öffentliche" Bereich des Je t’aime besteht aus einem relativ kleinen Raum mit einer Stange in der Mitte und den üblichen dick gepolsterten Couchecken rundherum. Wir bestellten das übliche Bier und prompt kamen auch schon Damen zu uns, die wir in der üblichen Manier abwimmelten – wir waren ja nur zum Schauen da. Die Damen versuchten sich nun aber nicht wie anderswo üblich in freundlicher Konversation um den Widerstand zu brechen. Im Gegenteil – sie brachten äußerst klar ihr Missfallen zum Ausdruck, schwänzelten beleidigt ab, setzten sich in einer Ecke zusammen und machten sich ganz offensichtlich über uns lustig.

Nicht dass uns das besonders störte, denn wir hatten eine lebhafte Diskussion am Laufen und Bier in der Hand, aber so etwas ist doch äußerst unfreundlich und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Gast, der tatsächlich für Sex ins Je t’aime kommt, nach so einem Verhalten noch sein Geld dort lassen würde. Auch die wenigen Worte, die die Huren mit uns gewechselt haben, waren nicht die gewohnt verspielten, leicht anrüchigen Standardthemen, sondern beschränkten sich auf Fragen wie "Wollen ficken?" . Wenn man dem nicht sofort wohlwollend nachkommt sondern andeutet, sich noch etwas Zeit lassen zu wollen, erntet man umgehend ein hingerotztes "Bist schwul?" .

Zugegeben, das Je t’aime verlangt keinen Eintritt, dafür ist das Bier ein Spur teurer (ein Seiderl kostet € 7,50) und die Frauen sind weder besonders fesch noch in irgendeiner Weise anziehend. Aja, und die dargebotene "Strip-Show" war ein Witz.

Fazit: Je t’aime ist ein absolutes No-Go, da doch lieber die zehn Euro Eintritt im nahegelegenen Tutti Frutti investieren.