Die Uni-Tagebücher (2)

Linz, am 6. November 2008

Liebes Tagebuch,

es ist nicht nur verteufelt schwer, auf der Universität einen bestimmten Raum zu finden , ist man erst mal dort, folgen schon die nächsten Schwierigkeiten.

Denn ein einem Kurs zugewiesener Raum hat auf einer Universität niemals die richtige Größe. Entweder man sitzt in einem riesigen Hörsaal, wo man gerade noch seinen nächsten Sitznachbarn am Horizont erspähen kann und der Vortragende fast ein Megafon braucht, damit er auch nur von den vorderen Reihen halbwegs verstanden werden kann. Oder der Raum ist so klein, dass nur ein Bruchteil der Studenten überhaupt hinein passt.

Es werden dann allerlei Sesselchen herangeschleppt, es wird zusammengerückt, es wird sich auf den Boden gesetzt und so mancher Student dreht gleich wieder frustriert um. Es dauert dann eine bestimmte Zeit bis jeder seinen Platz im winzigen Kämmerlein gefunden hat, kurz danach macht sich etwas anderes bemerkbar: Wenn sich so viele Menschen in einem so kleinen Raum befinden, breitet sich eher früher als später eine Duftwolke biblischen Ausmaßes aus.

Da zahllose Studenten bekanntlich neben ihrer Zeit auf der Universtität harte körperliche Arbeit als Bergarbeiter oder Schienenverleger annehmen müssen, um sich das teure Studium überhaupt leisten zu können, ist es nur verständlich, dass die meisten stinken wie ein Bauer auf dem Feld. Offenbar müssen sie sogar soviel schuften, dass sie im Laufe der letzten Woche gar keine Zeit zum Duschen oder Zähneputzen hatten und der letzte Waschtag fand sowieso schon eher im letzten Jahrtausend statt.

Und wenn man dann, mein geliebtes kleines Tagebuch, zwischen zwei solchen Schauergestalten eingeklemmt sitzt und sämtliche Geruchsknospen in der Nase gerade am Verwelken sind, wünscht man sich nichts mehr als eine frische Brise Herbstluft. Das geht natürlich allen so, darum werden nach etwa zehn Minuten Kurs alle Fenster so weit als möglich aufgerissen, was zur Folge hat, dass den Studenten in der Fensterreihe die Nippel von der Eiseskälte hart werden, und jene in der Türreihe hoffnungsvoll die Nase strecken, um ein Stückchen Frischluft zu ergattern – natürlich hoffnungslos, denn auf dem Weg von Fenster- zu Türreihe wurde die ehemals erfrischende Luft schon lange vom Duft der Bergarbeiter und Schienenverleger assimiliert.

Ich setze mich übrigens wann immer möglich in die Fensterreihe, denn stahlbetonharte Nippel und ein attraktiver Keuchhusten sind mir um Häuser lieber als der ekelhafte Geruch, den manche Mitstudenten absondern. Es ist wirklich abstoßend.

Ein Gedanke zu „Die Uni-Tagebücher (2)“