Das Gfrett mit den Nachbarn

Nun wohnen wir seit fast einem Jahr in der neuen Wohnung, und wir waren von Anfang an überrascht, wie ruhig sie war. Man hörte nichts von den Nachbarn, keine Schritte, keine Toilettengeräusche, keine Stimmen.

Das alles änderte sich vor wenigen Monaten, als offenbar genau über uns neue Nachbarn einzogen. Vorbei war es mit der himmlischen Stille! Jetzt hören wir sie nicht nur herum trampeln, sondern bei offenen Fenstern sich am Balkon bei der obligatorischen Zigarette auch gleich die Galle aus dem Leib husten. Zugegeben, das Haus ist eh ziemlich gut isoliert und man muss selber schön ruhig sein um die neuen Nachbarn zu hören, aber es nervt schon.

Viel schlimmer ist aber noch, was sich des Nächtens abspielt, wenn wir schön brav in unserem kuscheligen Bett liegen und den Schlaf der Gerechten konsumieren möchten: Denn dann hören wir unsere neuen Nachbarn beim Geschlechtsverkehr. Und zwar manchmal so laut, dass ich schon tatsächlich aus dem Schlaf gerissen wurde – einmal sogar um halb drei mitten in der Nacht.

Anfangs habe ich stets nur einen Ihn Grunzen, Röcheln, Japsen, Schnaufen, Quieken, Röhren und Stöhnen – Brüllen ist das falsche Wort, aber es ist teilweise schon bemerkenswert laut – gehört. Erst in letzter Zeit bekomme ich auch eine verzagte Sie zu hören, die ab und an pflichtbewusst ins Geschehen einsteigt, aber durchaus dazu lernt und immer intensiver wird. Das anfängliche Fehlen einer Sie ging mir übrigens so stark an die homophobe Seele, dass ich schon ein schwules Pärchen über uns vermutete.

Zu Beginn dieser nächtlichen Ruhestörungen bin ich immer halbnackt durch unser abgedunkeltes Schlafzimmer gestolpert, um die genaue Quelle des Penetrationslärms aufzuspüren – es könnte ja auch daneben oder drunter sein. Mittlerweile kann ich aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass es wirklich die vermaledaiten Nachbarn von oben drüber sind. Der Ablauf ist übrigens meistens der selbe: Es fängt leise an und nimmt an Lautstärke zu, bis es zu einem ersten großen Grunzer seinerseits kommt. Dann ist vorübergehend Stille (Pause? Stellungswechsel? Wenn ja, ein aufwändiger!), nur um in bis dato ungekannten Geräuschpegel fortzufahren. Das ganze Spektakel dauert ungefähr zehn bis fünfzehn Minuten, die mir wie Stunden vorkommen. Etwa zwei-, dreimal die Woche bekommen wir so vom ausgefüllten Liebesleben unserer Nachbarn unser Stückchen ab.

Wenn ich den Mut hätte, würde ich ja in Pyjama und Bademantel vor der feindlichen Wohnungstür auftauchen, so lange läuten, bis einer der beiden Fickfrösche atemlos aufmacht und dann nachdrücklich um Ruhe bitten: "Heast, Mo va da Bo, es is jo supa wennst so a feines Sexleben hast, sowas mecht i natirli a, aber mochts ned gonz so an Krawoi, bittsche, wonns leicht geht."  Ich trau mich aber nicht, daher bin ich verzweifelt auf der Suche nach alternativen Handlungsweisen, um es den beiden ein für alle Mal zu vermiesen. Vielleicht hat ja der geneigte Leser eine Idee?

14 Gedanken zu „Das Gfrett mit den Nachbarn“

  1. Beschwerdebrief kommt sicher, der wird jeden Abend schon im Kopf ausformuliert, wenn ich mit offenen Augen im dunklen Zimmer liege und das Gerumpel über mir höre.

    Meine neueste Idee: Ich nehm deren Gestöhne auf und leg ihnen eine CD voller Fick-Sound vor die Tür. Geht mir nur mehr die Hardware dafür ab.

    Gegenangriff: Nee, aus dem Alter bin ich raus. Bin schon froh, wenn ich im Fernsehn keine Nackabazln seh.

  2. Also ich für meinen Teil bin da ein sehr toleranter Nachbar, auch deshalb, weils ich in meinem Wohnblock wohl der lauteste Mitbewohner bin.
    Seis beim Musik hören, bei der After Hour um 6 Uhr früh oder bei von saxx beschriebenen Aktivitäten …

  3. „Nee, aus dem Alter bin ich raus“ und ich hab dacht ich fühl mich alt 😛

    Sound aufnehmen und in der Früh beim Aufstehen voll Lautstärke aufdrehen und erst vor dem schlafen gehen wieder abdrehen. Natürlich müssen die Lautsprecher zielgerichtet eingesetzt werden.

    Wobei ich find GCs Vorschlag ned schlecht nur muss da für IHN draufstehen 😉

  4. by the way (off topic)

    Fünf Milliarden Dollar gefordert

    Gleiches Recht für alle: Wenn schon Finanzinstitute und Automobilkonzerne Wirtschaftshilfe vom Staat bekommen, dann auch die Pornoindustrie – das fordern jetzt zumindest die zwei US-Pornokönige Larry Flynt („Hustler“) und Joe Francis („Girls Gone Wild“). Sie wollen von Washington eine Finanzspritze in der Höhe von fünf Milliarden US-Dollar. Ihre Argumente: Einerseits würden die DVD-Einnahmen in ihrer Branche einbrechen, andererseits müsse man „den sexuellen Appetit Amerikas wieder auffrischen“.

  5. jaja, wir lesen alle ORF.at …

    Bin übrigens drauf gekommen, dass mich der Nachbar hauptsächlich nervt, weil sein Sexleben ungefähr 5 Mal besser ist als meins.

  6. lol Saxx, wie soll man da widerstehen?: Jedes Sexleben ist ungefähr 5 Mal besser als deins.

    Aber jetzt im Ernst. Das stimmt garnicht, die Sache ist nur, dass man beim Sexleben des Nachbars mit Zuhören beschäftigt ist und beim eigenen Sexleben mit Sex. 15 Minuten jemanden beim xxxx zuhören kommen einem auch länger vor als 15 Minuten eigener Sex.
    Kann nur empfehlen dies im Selbstversuch (Video oder Aufnahmegerät) mal zu testen. Da ist der eigene Sex dann gleich viel besser als man glauben mag.

  7. duch das video hättest aber dann doch noch die chance berühmt zu werden, sollte es durch widrige umstände an die öffentlichkeit gelangen? 😉