Die Norwegen-Tagebücher (1)

Linz, am 11. November 2010

Liebes Tagebuch,

heute Morgen war es soweit – gemeinsam mit Stephan ging ich auf große Reise nach Norwegen, genauer gesagt in jene Stadt, die ausschließlich durch ihren Nazi-U-Boot-Bunker bekannt ist. Monatelang hatte ich auf diesen letzten Urlaub des Jahres hingefiebert. Zu früh gefreut, denn meine Reisebegleitung ist … nun … schwieriger als gedacht.

Abgesehen dass Stephan prinzipiell ohne Gepäck reist („Ich komm schon zurecht“) und mir sofort und Androhung von Faustschlägen ins Gesicht und/oder den Magen meine Jacke sowie meine Zahnbürste abnahm, gestaltete sich auch die Ausreise aus Österreich unerwartet schwierig. Stephan schien nämlich vergessen zu haben, dass er in 162 Ländern wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gesucht wird, was bei der Passkontrolle zu Komplikationen führte. Auch seine kreuzfidelen Versuche, die Lage zu entspannen, indem er wiederholt der zuständigen Dame an den Hintern fasste, halfen nur bedingt. Schließlich entsann er sich aber seiner üblichen diplomatischen Kniffe (Androhung von Faustschlägen ins Gesicht und/oder den Magen) und wir konnten das Flugzeug besteigen.

Während des Flugs Richtung Frankfurt, der nicht einmal eine Stunde dauerte, betrank sich Stephan derart, dass er mehrmals versuchte, das Flugzeug zu verlassen, weil er, wie man seinem Brüllen entnehmen konnte, „den Scheißbuschauffeur nicht mehr aushält“. Das hinderte ihn aber nicht daran, nebenbei die beiden armen Stewardessen zu vergenusszwergeln; dass eine der Stewardessen ein Steward war, schien ihm in der Hitze des Gefechts entgangen zu sein.

Auch der Umstieg in Frankfurt war nicht so einfach, da zwei Piloten unabhängig voneinander den Start verweigerten, solange Stephan an Bord war. Nur meine Beteuerungen, dass er sowieso gleich seinen Rausch ausschlafen müsse, brachten uns schließlich in den hohen Norden …

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