Schuldige Häuser

Vor einigen Monaten wurde ich zu meinem wohl erfolgreichsten Beitrag1 auf RandomInsights interviewed, nämlich zu meinen Erlebnissen rund um meinen Besuch beim Fritzl-Haus in Amstetten.

Dieses Interview ist nun (anonymisiert, aber sehr detailliert) in eine Masterarbeit der Universität Rotterdam eingeflossen. Heißen tut das für eine akademische Arbeit ziemlich kurzweilig zu lesende Teil „Guilty Houses“ und es geht um Stätten grausamer Verbrechen (Fritzl, Dutroux, West) und wie diese unter anderem von Nachbarn und Besuchern wahrgenommen werden.

Zwar erscheine ich als sensationslüsterndes, gefühlskaltes Monster ohne Anstand und Moral, im Vergleich zu ein paar der anderen befragten Personen aber erfrischend normal, was mich dann doch etwas überrascht hat. Ich hatte sogar das Gefühl, dass Maloe (die Befragerin) etwas enttäuscht war über meine wenig schockierenden Antworten – keine Gänsehaut, kein Kribbeln, ja nicht einmal eine Errektion als ich die Stätte des Grauens aufsuchte. Die einzige Emotion damals, an die ich mich heute noch bildhaft erinnern kann, war Hunger, denn ich hatte für den Spaziergang durch Amstetten auf mein Mittagessen verzichtet.

Offenbar ist das aber gar nichts Außergewöhnliches (der Hausbesuch, nicht der Hunger), es gibt sogar einen Fachausdruck dafür: Dark Tourism.

1 Schenkt man den aufgebrachten Kommentaren und den Aufruf- und Suchmaschinenstatistiken Glauben.

6 Gedanken zu „Schuldige Häuser“

  1. Lieber Markus Schmidt (wie bist auf den gekommen? Die häufigsten Namen in Österreich/D? :),
    klingt wirklich ein bisschen desinteressiert, dein Beitrag. Aber Monster würd ich nicht sagen 😉 Nach der langen Zeit ist die unaufgeregte Reaktion verständlich, beschäftigt sich noch _irgendwer_ damit? Nein.

    Ach ja und wenn das eine Masterarbeit ist, hab ich ab jetzt keine Angst mehr vor meinen kommenden BA bzw. MA papers. lol

  2. Den Namen hat sich Maloe ausgedacht … mir würd da aber auch eher ein gestrenger, grauhaariger Nordrhein-Westfalener in den Sinn kommen als ein emotionsloser, sensationsgieriger Mühlviertler.

  3. Bei Markus Schmidt denk ich eher an einen jungen, blonden, deutschen zu gut ausehenden Geschäftsmann im Anzug. Hilfe.

    Achja, war das irgendwo disclaimed, dass das falsche Namen sind? à la „Name der Redaktion bekannt“? Ich bin im Inhaltsverzeichnis gleich zu der Stelle gesprungen, hab also den Anfang nicht so genau gelesen …
    Weil wenns nicht drin ist, ist das doch total unprofessionell, n’est pas?

  4. Ich glaub nicht. Aber das passt schon so, hab ich auch so vereinbart mit Maloe, ned dass da noch jemand auf mich rückschließen könnte *g*