Fritzl von Franken

In einer bis dato unerreichten Marketingkampagne ist es Amstetten gelungen, sich Luft zu verschaffen. Dieses Juwel unter Niederösterreichs Städten hatte jahrelang unter ausnehmend schlechter PR durch den unvergessenen Fritzl-Inzest-Fall zu leiden, nicht zuletzt durch die anhaltend sensationsheischende Berichterstattung im einzigen unabhängigen Medium des Landes.

Nach 34 Jahren der intensiven Vorbereitung ist die unglaublich ausgefeilte Kampagne Amstettens unter federführender Leitung eines 69-jährigen mittelfränkischen Rentners nun erfolgreich zu Ende gebracht worden: In Deutschland, genauer gesagt im verschlafenen Wilmersbach, gibt es nun auch einen schockierenden Inzestfall, dem Fritzlschen gar nicht mal so unähnlich. Zufall kann das keiner sein, hier ist offensichtlich Know-How aus Niederösterreich am Werk gewesen.

Marketingexperten müssen bewundernd zugeben, dass bis dato noch keine so umfangreich elaborierte Kampagne in der westlichen Welt durchgeführt wurde, sogar auf Details wie die feinfühlige Integration von Dritt-Medien wurde nicht vergessen. So erwähnt etwa auch der Ortsburschen Kurier, die führende Tageszeitung Frankens, den PR-Coup Amstettens mit einem wohlwollenden „Die Kinder aus dem gelben Haus / schaun wie ihr Opa aus“.

Die Augen der Welt, deren Aufmerksamkeit seit Jahren ungeteilt bei Amstetten harrten, haben mit einem Schlag das Interesse verloren und wandten sich schlagartig Richtung Franken – Amstetten ist frei.

Bürger und -meister atmen auf – endlich hat es mit der schlechten Presse ein Ende, woanders ist es nämlich genau so schlimm. Und das ist ja mal eine gute Nachricht!