In case of death, open envelope

Ich bin ja nun schon lange nicht mehr der Jüngste. Mein Ableben ist dementsprechend nur mehr eine Frage der Zeit; Gevatter Tod, soweit ich das am rapide zunehmenden Verfall meines Körpers ((Im Übrigen auch am nicht minder zunehmenden Verfall meiner gleichaltrigen Freunde)) feststellen kann, macht sich schon einsatzbereit.

Deswegen mache ich mir schon auch Gedanken, was nach meinem Tod so ist. Also nicht mit mir, sondern mit jenen armen Menschen, die jenen Sauhaufen aufräumen müssen, den mein Leben darstellt.

Ein klassisches Testament ist bei mir aber unnütz, weil es mir ganz einfach egal ist, was nach meinem Verschwinden mit meinem Geld ((Mit den Viereurofuffzig sind eh keine großen Sprünge drin.)) passiert. Oder ob/wie/wann ich begraben werde. Verbrennt mich, wenn ihr wollt, oder scharrt mich ein und besucht mich jedes Allerheiligen. Mir ist alles recht, ich bin ja dann tot und meinungslos.

Kuvert

Trotzdem will ich es den Menschen nach mir nicht extra schwer machen. Deswegen habe ich nun – endlich – ein versiegeltes Kuvert zusammengestellt ((Und den festen Vorsatz gefasst, dieses Kuvert einmal im Jahr zu aktualisieren.)) und bei einer vertrauenswürdigen Person hinterlegt.

In diesem Kuvert sind zwei Zettel, auf denen alles über mein Leben aufgeführt ist, das nur ich weiß – und deren frühes Wissen das Zusammenräumen nach meinem Tod massiv vereinfacht:

  • Alle relevanten (Internet-)Zugangsdaten. Dazu zählen natürlich vor allem E-Banking und E-Mail, aber auch so Sachen wie Facebook, Backup-Archive, etc. Bei mir ist das zum Glück sehr einfach, weil ich alle solche Zugangsdaten in einem zentralen Passwort-Safe hinterlegt habe. Das macht es unnötig, den Inhalt des Kuverts alle paar Monate zu aktualisieren.
  • Alle Plätze, an denen mein Geld verteilt ist (Kontos, Aktiendepots, Sparbücher, Bausparer, etc.).
  • Alle Versicherungen, die auf mich laufen (Lebensversicherung, etc.).

Nun mag der geneigte Leser einwenden, dass das alles Informationen sind, die im Todesfall für die Hinterbliebenen sowieso zu bekommen sind. Stimmt, aber bis eine Bank merkt, dass ein Sparbuchinhaber tot ist und reagiert, können schon mal Jahre vergehen. Und ich stelle es mir auch nicht sehr lustig vor, die Kopie meines Totenscheins an Google, Facebook, Twitter, Microsoft und Dutzende kleinerer Unternehmen schicken zu müssen, nur damit mein Account freigegeben wird.

Deswegen ist dieses Kuvert nur als Hilfe für jene, denen ich mit meinem Tod Arbeit mache, gedacht. Kein Testament, keine letzten Worte, keine Liste letzter Anweisungen. Nur ein „Yo, sorry, dass ich  Arbeit mache, hoffentlich machts das da ein bisschen einfacher.“

2 Gedanken zu „In case of death, open envelope“

  1. Das finde ich eine sehr sehr gute Idee!
    Das ganze Persönliche kannst du immer noch machen, wenns dir auf einmal einfällt einen Brief zu schreiben.
    Aber nach persönlicher Erfahrung ist es sehr viel Arbeit, alle diese Informationen zu kriegen, die du hier angibst. Besonders wenn – wir wollens nicht hoffen, es ist aber realistisch – ein (relativ) junger Mensch stirbt – früher gab es die Probleme mit Facebook und Konsorten einfach nicht, heute muss man an das auch bedenken. Außerdem ist das Leben an sich viel komplexer (verschiedene Anlageformen bei Banken usw). Also du tust damit den Leuten, die du zurücklässt sicher nur Gutes.