Projekttagebuch: Anderswo

Anscheinend ist nicht nur unser Projekt vollkommen seltsam und verkorkst. Nun, wir empfinden zumindest so etwas ähnliches wie kranke Achtung vor den psychischen Schäden des einen oder unverständlichen Neid auf die körperlichen Missbildungen des anderen. In anderen Teams geht es sogar noch schlimmer zu. Aber lass mich von vorne beginnen, liebes Tagebuch:

Heute bin ich eher zufällig in das Schwesternprojekt unserer restlichen Jahrgangskameradinnen und -kameraden geplatzt. Die Bilder, die sich da in mein Gehirn gebrannt haben, habe ich noch immer vor Augen:
Jedes der fünf Projektmitglieder saß hasserfüllt zusammengekauert so weit wie möglich weg von den andern. An der Wand und am Boden waren kleine rostbraune Flecken, die mich verdächtig an getrocknetes Blut erinnerten. Aus den Augen dieser Tiere, die der Beschreibung Projektmitglieder spotteten, loderte die blanke Mordlust. Kartusch, einst als Fürst der Finsternis mein Projektleiter, hat seine sadistischen Neigungen noch weiter ausgebaut. Wie ich ihn so sah, säuberte er eben in seiner Ecke eine uralte doppelläufige Muskete. Meine andere ehemalige Kameradin, Mayrhofer, jetzt angeblich Projektleiterin, hatte eine beeindruckende Anzahl an Messern und Skalpellen vor sich ausgebreitet; so manche Klinge war mit Blut besudelt. Programmierer Gottesheim feilte mit einer Holzraspel an seinen Zähnen und blickte zähnefletschend in Richtung seiner „Kollegin“ Hatzenbichler, die verrückt kichernd auf ihrem Stuhl vor und zurück wippte, während sie eine stark blutende Bisswunde am Arm mit einer Socke zu verbinden suchte. Und die fünfte im „Team“, Gruber, hockte wie eine Wildkatze in ihrer Ecke und fauchte mich bösartig an, während sie mit ihren langen Krallen Gottesheim auf Distanz hielt, dessen Zähne anscheinend schon wieder spitz genug waren.
Und in der Mitte des Raumes stand verloren ein Projektbetreuer Hauer, der zwar redlich, aber absolut erfolglos versuchte, sein Team zu so etwas wie Arbeit zu motivieren. Als er mich erblickte, schaute er mich aus großen traurigen Augen an und streckte mir hilfe- und schutzsuchend seine Hände entgegen.
Aber da war ich diesem Albtraum auch schon wieder entflohen und machte mich frohgemut auf in mein eigenes, normales, glückliches Projekt.

Alles neu macht der November

Nachdem ich ja sonst nichts zu tun habe, hab ich mir heute mal Zeit genommen, um meinem Blog den schon lange nötige Make-Over zu verpassen. Ich hoffe, es gefällt …
Außerdem verwende ich nun nicht mehr meine eigene Kommentar-Engine, sondern die von Blogger. Das hat jetzt zwar den Nachteil, dass all die wunderbaren alten Kommentare verloren gehen, dafür sind sie aber in Zukunft besser integriert und nicht mehr abhängig von einem ASP.NET Webserver und der langsamen Access Datenbank. Tut also jetzt besonders fleißig kommentieren, auch die ein bisschen älteren Beiträge, damit man wie früher nicht nur meinen Senf zu lesen hat.

Projekttagebuch: Künstlerin

Irgendwie ist nun endgültig Alltag in unseren Projektstunden eingekehrt. Jeden Tag die selbe, eintönige Routine. Programmierer Pendlmayr bearbeitet Briefe mit Vaterschaftsklagen, Dokumentenbeauftragte (in Insiderkreisen auch gerne Sekretärin genannt) Kern liest die Vogue und lackiert ihre Zehennägel, Alkoholiker Schweighofer schläft seinen Rausch aus und nuckelt nur selten an der Flasche Lambrousco neben ihm. Von der Projektleiterin Wolf möchte ich gar nicht reden; die ist noch in Den Haag, wo sie nach wie vor am Internationalen Gerichtshof in knapp fünfzehnhundert Fällen der Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt ist. Objektiv betrachtet bin ich wohl der einzige, der in unserem Projekt noch das tut, was er soll. Denn sogar die Designerin (wenn dies der korrekte offizielle Titel ist, niemand hat je so etwas Abstraktes wie Titel oder Aufgaben verteilt) Pichler ist nun endgültig übergeschnappt.

Ihre etwas künstlerisch angehauchte Lebensader hat man ja schon früher erkannt, aber in der letzten Woche ist es vollkommen eskaliert. Sie taucht zu den Projektstunden generell nur mehr in vollkommen angeklecksten Malerklamotten auf. Auch hat sie sich einen stark französischen Akzent zugelegt und spricht uns alle nur mehr mit „Mon Cher“ an, während sie sich lässig mit der Hand Luft zuwedelt und immer wieder herablassend seufzt. Jeder freie Fleck unseres Projektlabors ist bemalt, in allen möglichen Stilen: Die linke Wand ist vollkommen mit Graffiti bedeckt, die gegenüber mit grellsten Neosurrealismus. Die Seite mit den Fenstern bietet Männchen im besten Carl Barks Comic Stil und die Decke ist über Nacht zur Kopie der Sixtinischen Kapelle geworden. Die vierte Wand bietet gräuliche Stilleben mit Äpfeln und Trauben, wie man sie wohl nur in der ersten Woche Kunstakademie malen muss.
Aber als ob das nicht genug wäre, hat sie auch unser sämtliches technisches Equipment bekleckst und bemalt. Es hat mich sehr viel Überzeugungskraft gekostet, dass ich auf meinem Monitor ein zwei mal drei Zentimeter großes, farbenfreies Fenster behalten durfte. Und als wir heute morgen das Projektlabor betraten, überraschten wir Pichler, wie sie eben Blut und Gedärme aus vier eigenhändig getöteten Stieren (die noch immer in der Ecke Kreuzung Stilleben/Graffiti liegen) in kleinen bunten Kübeln sammelte um es auf eine große weiße Leinwand zu spritzen …

Projekttagebuch: Schikanen

Projektleiterin Wolf ist der Antichrist.
Zu dieser Feststellung bin ich ja schon früher gekommen, sie hat sich aber heute einmal mehr bewiesen. So wankte eben Kollege Schweighofer in mein Zimmer, vollkommen aufgelöst, am ganzen Körper zitternd und stocknüchtern. Ich nahm ihn vorsichtig bei der Hand, führte ihn ins Zimmer wo er sich prompt in Phötusstellung auf den Boden legte. Ich musste mehrere Minuten beruhigend auf ihn einreden bis er mir Folgendes schilderte:

Es mag ungefähr zwei Monate her sein; es war ein Abend wie jeder andere: Gegen 23:00 ließ ich mich in meinem Lieblingslehnstuhl nieder um bei einem Gläschen Portwein die Times zu lesen. Plötzlich erklang vor meinem Anwesen ein lautes Hupen, das auch nach längerem Ignorieren meinerseits nicht aufhören wollte. So blickte ich aus dem Fenster und ward sofort eines indisch-stämmigen Taxifahrers gewahr, der in einem wütenden Redeschwall von mir wissen wollte, warum ich denn ein Taxi bestellte, wenn ich es nicht zu benutzen gedenke. Das Seltsame daran war, dass ich keinerlei Fahrgelegenheit geordert hatte. Aber wer misstraut schon einem Telefonanruf, der ein Taxi zu einer Adresse bestellt? Niemand! Und daran konnte auch das gute Dutzend indischer Taxler nichts ändern, dass bald darauf erbost hupend vor meinem Hause stand.

So begannen die schlimmste Zeit meines Lebens. Irgendjemand, es wird wohl die bösartige Wolf sein, die einen tiefgründenden Hass auf alles Lebende haben muss, macht mein Leben zur Hölle. Dieser Abend war nur der Anfang. Seitdem werde ich mehrmals in der Woche von Indern geweckt. In meinem Namen werden Bücher, CD’s, Autos und Frauen bestellt. Schon mehrmals wurde meine Todesanzeige veröffentlicht. Der Schule wurde mitgeteilt, dass ich zu exmatrikulieren gedenke, weil ich in einem tibetanischen Kloster das Kamasutra auswendig lernen wolle. Täglich klopfen Anhänger der Zeugen Jehovas, weil Wolf in meinem Namen kleinere Spenden an die Sekte gehen lässt, und um nähere Informationen betet. Ich bin anscheinend der kommunistischen Partei beigetreten, während ich gleichzeitig Todesdrohungen an verschiedene italienische und russische Mafiapaten verschicke. Die Polizei ist Dauergast bei mir, weil ich in Zeitungsanzeigen nach Kokain, Koreanerinen und Kinderpornos suche, manchmal auch gleichzeitig. Mehrmals wurde mir bereits das Wasser oder der Strom gesperrt, weil ich brieflich meinen Umzug nach Afganistan angekündigt hatte.Vom Finanzamt, der Militärpolizei und den verschiedenen Schlägertrupps ganz zu schweigen.

Alles was über Telefon oder per Post zu erledigen ist, hat die teuflische Projektleiterin bereits gegen mich eingesetzt. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich noch tun soll, sie treibt mich langsam in den Wahnsinn. Diese Frau findet wohl diabolische Freude daran, mich zu quälen und mein Leben zur Hölle zu machen. Sie …

Ich glaube, er wollte noch mehr erzählen, aber er brach in Tränen aus und Rotz und Wasser versaute meinen Teppich. So hatte ich endgültig genug von diesem tränennassen zuckenden Bündel auf meinem Boden. Ich schleifte ihn aus meinem Zimmer, schüttelte etwas peinlich berührt den Kopf über eine solche Weinerlich- und Unmännlichkeit und gab ihm noch einen Fußtritt auf den Weg mit. Ein bisschen Druck im Leben und schon klappt er zusammen.
Oh, liebes Tagebuch, ich muss schließen, eben hat es vor dem Haus gehupt. Wer das wohl sein wird …

Projekttagebuch: Sexmachine

Liebes Tagebuch, ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Unsere Projektgruppe ist eine noch nie dagewesene Ansammlungen von Exzentrikern, Versagern und Verrückten. Schweighofer ist krankhafter Alkoholiker, Projektleiterin Wolf ist der Antichrist und Pendlmayr ist wohl ganz allein für die weltweit explodierenden Bevölkungszahlen verantwortlich.

So wohnte ich gestern eher zufällig einem internationalen Symposium bei, in dem verlautbart wurde, dass es, nach neuesten Umfragen, in ganz Österreich nur mehr 19 Frauen zwischen 14 und 94 gibt, die noch keinen intensiven Körperkontakt mit Pendlmayr hatten. Leider konnte der dieser „Ehrung“ nicht beiwohnen, weil er gerade unter dem Rednerpult damit beschäftigt war, dass nur mehr 18 Frauen zwischen 14 und 94 …
Jetzt hat Pendlmayr ein Auge auf die Bush-Töchter Jenna und Barbara geworfen. Und er zögert nicht den jungen bezaubernden Damen seine Aufwartung zu machen. So konnte man ihn heute früh mit einer langen Leiter durch den Vorgarten des Weißen Hauses schleichen sehen. Mehrmals wurde er schon vom Secret Service zusammengeschlagen und einmal sogar in den Oberschenkel geschossen, aber nichts kann seinen perversen Tatendrang bremsen. Der First Lady Laura konnte er übrigens schon näher kommen; sie darf sich nun rühmen, die vierte First Lady zu sein, die mit Pendlmayr angesprochenen Körperkontakt hatte. Nur nebenbei (und ich schäme mich es zu sagen): Den Großteil des Kabinetts der US Regierung kennt Pendlmayr nicht nur vom Fernsehen. Allen, bis auf den zurückhaltenden Paul Wolfowitz, ist er ein guter, eifriger, ja nimmermüder Freund.

Es gibt anscheinend nur ein Lebewesen, das seinem Charme widerstehen kann: Projektleiterin Wolf. Sie unterjocht und schikaniert Pendlmayr genau so wie uns andere auch. Dabei geht sie jedoch etwas subtiler vor als zB der Fürst der Finsternis Kartusch, der uns täglich seine Brutalität (in Form einer warmen Handinnenfläche) ins Gesicht schleuderte. So schlägt Wolf unter anderem eher selten zu (dafür aber auch aussschließlich in die Leistengegend, was das Ganze wieder etwas relativiert). Aber zu unserer Projektleiterin, liebes Tagebuch, werde ich dir das nächste Mal mehr schildern.

Projekttagebuch: Mr. X

Unsere Projektstunden werden mehr und mehr zu einer Farce. Denn als ob die ganzen, ich nenne es einmal nett „Eigenheiten“ unseres Projektteams nicht schon genug wären, so wurden wir auch noch mit einem Projektbetreuer gesegnet, der mich stark an Radioaktivität erinnert. Soll heißen, man sieht ihn nicht. Soll heißen, er ist nie da.

Üblicherweise sollte bei den Projektstunden ein Betreuer anwesend sein, der die Bemühungen der fleißigen Studentenschaft in die richtigen Bahnen leitet. Und eigentlich sollten wir einen Betreuer (oder Betreuerin?) namens Kerschbaumer haben. Jedoch war dieser Kerschbaumer noch nie anwesend, unsere Bemühungen verlaufen vollkommen bahnlos.
Zuerst waren wir ängstlich, dann verwirrt und jetzt ein bisschen verärgert. Um es mit einigen Worten von Schweighofer auszudrücken, die er einmal lallte in den wenigen Momenten, in denen er nicht sturzbetrunken laut schnarchend in einer Ecke lag: „Den Kerschbaumer konnst komplett heilln“.

Auf unser wiederholtes Nachfragen im Sekretariat, wo denn nun unser Betreuer sei, bekamen wir jedesmal nur obskure Ausreden zu hören. So war Kerschbaumer leider beschäftigt, weil er zB dabei war Krebs zu heilen, Osama Bin Laden einzufangen um das Kopfgeld an Amnesty International zu spenden oder soeben in Area 51 einzubrach um der Menschheit ein für alle Mal die Wahrheit zu verkünden.

Nun, wir können uns glücklich schätzen, dass wir so einen Tausendsassa unseren Betreuer nennen dürfen. Trotzdem ließen wir nicht locker (bzw. der Großteil unseres Teams, denn Schweighofer lag noch in besagter Ecke und Pendlmayr war mit zwei oder drei Sekretärinnen „beschäftigt“ weil er, ich zitiere, „die Wahrheit aus diesen geilen Schlampen rausholen werde“. Zur Information: Eine internationale Expertenkommission hatte ihm einmal die Potenz einer ganzen Mammutherde bescheinigt, und er scheute sich nicht davor, diese auch einzusetzen. Oft auch gegen den ausdrücklichen Willen einiger Beteiligter. Dazu aber ein andermal mehr.

Jedenfalls suchte der Rest des Teams krampfhaft nach Anzeichen, ob dieser Kerschbaumer überhaupt schon einmal gesehen wurde in der Fachhochschule. Trotzdem: Niemand hatte ihn je zu Gesicht bekommen. Es gab nicht das kleinste Anzeichen dafür, dass dieser Mann überhaupt existiert, wenn man einmal von seinem Namen in unserer Projektübersicht absieht.
In einer Nacht und Nebel Aktion brachen wir ins Sekretariat ein (Pendlmayr lenkte dabei die Wachen ab) und suchten nach seiner Akte. Überrascht stellten wir fest, dass eine existierte (wir hatten scho nicht mehr daran geglaubt). Jedoch war das dazugehörige Foto herausgerissen, alle Daten übermalt und ein riesiger Stempel mit der Aufschrift „Missing in Action“ prangte schräg über dem Deckblatt. Unterschrieben war das ganze von einem gewissen DCI Porter J. Goss. Sehr seltsam.

Jedenfalls wurde man ob der ganzen Fragen aufmerksam auf unser Team. Ein großer, eleganter Herr im schwarzen Anzug und Sonnenbrille suchte uns auf und legte uns nahe, jegliche Nachforschungen sofort und unwiderruflich einzustellen. Während er dies sagte schimmerte unter seinem Sakko wie zufällig der Griff einer, wie ich zweifellos feststellte, Desert Eagle .50 auf.
Natürlich können wir uns so schlagkräftiger Argumente nicht verschließen. Wer braucht schon einen Projektbetreuer? Pah, wir nicht! Wir haben auch mit uns selbst schon genug Probleme …