Mitten auf der Landstraße

Der ORF hat bekanntlich die größte Reform seit Bestehen gestartet und wirft nun auch eine eigene tägliche Soap ins Rennen: "Mitten im 8en" heißt das innovative Teil und handelt von einer bunt gemischten WG mit all ihren kleinen Problemen und Abenteuern. Dieses Format wird bei der österreichischen Jugend bestimmt einschlagen wie eine Wasserstoffbombe; so kann ich mir die liebliche Laura hervorragend als Stammseherin vorstellen, die jeden Tag auf die abendlichen 22 Minuten hinfiebert und es kaum erwarten kann, den ursüßen XYZ wieder zu sehen.

Parallel zu diesem Neustart läuft auf dem Lokalsender LLLLS (Linzer Liebes, Lust und Laster Sender) bereits seit einigen Monaten erfolgreich ein Konkurrenzformat unter dem Titel "Mitten auf der Landstraße". Man merkt sofort, wo der allherrliche ORF seine Ideen bekommt, denn auch "Mitten auf der Landstraße" handelt (ganz abgesehen von der wenig verwunderlichen Namensgleichheit) von einer WG voller grundverschiedener Menschen:

Einerseits wäre hier der erfolgreiche Softwareentwickler Han- … ähm, Hägar, der in seiner Freizeit als beliebtes  Topmodel für diverse Unterwäschekonzerne arbeitet und dessen Supermodelfreundin Sandra, die von Insiderkreisen als legitime Nachfolgerin von Sigmund Freud gehandelt wird, auch viel Zeit in der konfusen WG verbringt. Die beiden halten das größte Zimmer besetzt, während im erheblich kleineren Nachbarzimmer der kleine Beamte Dagobert sein kümmerliches Leben fristet und nur auf die Pragmatisierung wartet.

Im Zimmer gegenüber lebt die Studentin Käthe, die nach außen ein sehr unschuldiges, biederes Leben führt und sich ganz auf ihr Stuidum konzentriert; lernt man sie aber etwas besser kennen, merkt man schnell, dass die Gute bei weitem nicht so brav und unschuldig ist, wie man auf den ersten Blick meinen möchte. Von Käthes aktuellem Gespielen Nummer Eins ist nicht viel bekannt; die Zuschauer wissen bisher nur, dass er unter dem Namen "Stinki" auftritt und sich seinen Lebensunterhalt als Testperson für Friseurlehrlinge verdient. Weiters leben in dieser zusammengewürfelten Wohngemeinschaft noch die dauerarbeitslose Kalinka, die ihre umfangreiche Freizeit neben Nichtstun mit Wahrsagerei und astrologischen Deutungen verbringt, auf Staatskosten lebt und stets mit ihrer Miete im Verzug ist. Außerdem gibt es da auch noch den computerspielsüchtigen Zivildiener Josef, der verzweifelt versucht, seine PC-Sucht mit Drogen und billigen Frauen in den Griff zu bekommen.

Aktueller Plot und Aufreger dieser überaus erfolgreichen Soap ist ein Vorstoß Kalinkas, mit dem sie versucht, die katastrophalen Bedingungen im WG-Kühlschrank zu verbessern. Sie stößt aber auf Desinteresse von seiten ihrer Mitbewohner, da sie als Hauptverursacherin von Badezimmerhaaren, dreckigem Geschirr und herumstehenden Müllsäcken nicht unbedingt ein Vorbild in Sachen Sauberkeit und Hygiene ist.

Die Drehbuchautoren von "Mitten auf der Landstraße", insgesamt ein Team der dreißig kreativsten Köpfe des Landes, versprechen auch für die Zukunft spannende Geschichten, sensationelle Plots und unerwartete Wendungen. Es gilt als gesichert, dass "Mitten im 8en" hier den Kampf um die täglichen Seher verlieren wird.

4 Gedanken zu „Mitten auf der Landstraße“

  1. Also auch ich bin vom Erfolg dieses Formates vollkommem überrascht! Als ich "Mitten auf der Landstrasse" Mitte 2006 konzipierte (ursprünglich sollte der Titel "Linz Mitte" lauten), dachte ich daran, vielleicht 3-4 Episoden für John de Mol zu produzieren, doch mittlerweile hat sich diese daily soap zu einem absoluten Blockbuster entwickelt. Richtig ging es erst ab, als ich die von mir bereits 1989 konzipierte Figur "Rekrut P." Anfang 2007 in die WG entsandte. Doch auch die von mir an den FPÖ – Ehrenhump/dump Hilmar Kabas entsandten Fotos, welche HC Straches Leidenschaft für Gotcha offenlegten, gaben dem Format eine weiteren boost, zumal der WG – Zivi und künftige Verteidigungsminister an einem gigantischen Gotcha-Zentrum im Süden von Linz beteiligt ist. Tja, weitere 30 Bände von "Mitten auf der Landstrasse" wurden bereits Anfang der 80er Jahre geschrieben und kurzzeitig im Stern veröffentlicht. Wer den Film Schtonk gesehen hat kann sich also eine Vorstellung davon machen, wie sich die Soap entwickeln wird …