Die Qual bei der Wahl

Ich komme soeben frisch vom Kreuzerl-Machen: In meiner heimatlichen Landgemeinde gibt es beim Gemeinderat zwar nicht besonders viel Auswahl – drei Parteien, zwei Bürgermeisterkandidaten, um genau zu sein – es hat sich aber wieder einmal gezeigt, dass die meisten Wähler ihre Stimme nur aus zwei Gründen einer bestimmten Fraktion schenkt:

  1. Weil man es immer schon so gemacht hat.
  2. Weil man dem geringsten Übel den Vorzug gibt.

So scheint Demokratie zu funktionieren, seit ich mich erinnern kann. Man wählt nicht jene Partei, der man am meisten zustimmt, sondern gegen die man am wenigsten ist.

Ich schlage daher eine tiefgreifende Änderung des Wahlsystems vor: Statt den bisherigen altbekannten Positivstimmen vergibt man lieber Negativstimmen – markiert also jene Partei, die man am allerwenigsten wiedersehen möchte. Die Fraktion mit den wenigsten Negativstimmen bekommt schlussendlich die meisten Mandante.

Das würde doch viel besser der derzeitigen Politikmüdigkeit und Frustration mit dem System entsprechen. Damit wird viel klarer unterstrichen, dass man eigentlich mit keiner der zur Wahl stehenden Parteien so recht sympathisiert, aber dass man halt die am wenigsten schlimm scheinende Alternative wählt.

Grade im Wahlkampf zum oberösterreichischen Landtag erkennt man schon eine ähnliche Linie: Die ÖVP bittet um Stimmen, mit dem Argument, dass es sonst zu einem Landeshauptmann Ing. Erich Haider kommen könnte – übrigens, wie ich glaube, eine sehr wirksame Vorgangsweise. Jedenfalls könnte man dies mit einem Wahlsystem der Negativstimmen viel besser abbilden und vermutlich auch gleich den Wahlkampf interessanter gestalten.

2 Gedanken zu „Die Qual bei der Wahl“

  1. da stimm ich dir zu… ich glaub, da würden auch viel mehr leute wählen gehen weil sie damit ihrer frustration luft machen könnten! ich kenn genug leute, die sagen, sie gehen nicht wählen weils keine partei gut finden und sie alles (wahlkampf, *skandale* etc) nervt. aber selbst die würden wahrscheinlich wählen gehen wenn man es so darstellen würde „kreuz den an den du am allermeisten hasst“ 🙂

    bei uns gabs gleich nur einen bürgermeisterkandidaten.. fand die gestaltung des stimmzettels irgendwie nett.
    Soll …. Bürgermeister werden?
    Ja —- Nein

    🙂

  2. amen, so ist es! Bei mir war am Sonntag das erste Mal: ich habe diesen nervös-komisch-antiquiert anmutenden kleinen Mann gewählt, der die Ausbildung zum „Dr. Joe“ absolviert hat. 90% dieser Entscheidung geht auf seinen Wahlhelfer Erich Haider aka Gargamel zurück. Gebe es das Bonus/Malus System hätte ich mit Sicherheit „minus SPÖ“ gewählt …