Studieren ohne Leistungsdruck

Als Student versuche ich redlich, mich mit den Uni-Besetzern in ganz Österreich zu solidarisieren – es geht aber einfach nicht. Wenn ich nur die lange Liste an Forderungen lese, sträubt sich alles in mir. „Studieren ohne Konkurrenz- und Leistungsdruck“ heißt es da unter anderem1, an Absurdität wohl kaum zu überbieten. Kein Wunder, dass viele Studenten Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt haben, wenn sie mit dieser Waldorfschuleinstellung aus ihrem Publizistik- oder Sozialwirtschaftsstudium kommen und plötzlich mit der bösen Welt konfrontiert werden, wo es halt, oh mein Gott, nicht immer ohne Druck geht.

Keine Frage, auch ich bin für erheblich mehr Geld für die Unis, für mehr Forschung und Platz für jeden Studierenden, der sein Studium ernst nimmt. Aber wer es wagt, eine solch lächerliche Forderungsliste aufzustellen und zu veröffentlichen, der darf sich nicht wundern, wenn die arbeitende Gesellschaft (ja genau, die mit dem Leistungsdruck) eher angewidert als unterstützend ist.


1 Ich hoffe zu Gunsten der österreichischen Studentenschaft innig, dass diese Aussage mit dem Leistungsdruck von den Medien aus dem Zusammenhang gerissen, missverstanden und künstlich aufgebauscht wurde. Wenn nicht, ist dem Wirtschaftsstandort Österreich keine gute Zukunft beschert.

10 Gedanken zu „Studieren ohne Leistungsdruck“

  1. ich stimme dir zu vollkommen zu. Manche Forderungen sind ok aber wie du sagst – die Uni ist doch keine Waldorfschule und das Leben ist kein Wunschkonzert. Diese generelle: „Verlangen wir einfach mal alles und schaun was dann rauskommt-Einstellung“ die rüberkommt find ich nicht gut. Ich bin selbst Student aber wir müssen doch ein bisschen realistisch bleiben.

  2. hier noch weils vielleicht ganz intressant ist für dich saxx, und besonders auch für alle die nicht in Wien studieren – diese Mail hat jeder an der Hauptuni Wien (wies mit den anderen Unis in Wien ist weiß ich nicht) zugeschickt bekommen:

    Hallo

    Wie du sicher mitbekommen hast wurden heute diverse Hörsäle an der Uni Wien
    von StudentInnen besetzt. Die ÖH Uni Wien unterstütz diese Proteste.

    Die Forderungen die gemeinsam von allen Studierenden dort verfasst wurden
    sind:

    – Re-Demokratisierung und Stärkung der Mit- und Selbstverwaltung in allen
    Bildungseinrichtungen!
    – Ausfinanzierung der Unis!
    – Selbstbestimmtes Lernen und Leben ohne Konkurrenz- und Leistungsdruck!
    – Freie Masterzugänge!
    – Keine verpflichtende STEP!
    – Abschaffung aller Bildungs- und Studiengebühren!
    – Keine Aufnahmeprüfungen!
    – Unabhängige Lehre und Forschung!
    – Schluss mit prekären Dienstverhältnissen für Lehrende, Angestellte und
    ArbeiterInnen!
    – Genug Studienplätze für alle!
    – Abschaffung der Erweiterungscurricula!
    – Flexible und selbstbestimmte Studienpläne!

    Die ÖH Uni Wien ruft alle Studierende dazu auf sich an den Protesten zu
    beteiligen.
    Komm auf die Uni, Kämpfe für deine Bildung und nimm deine Zukunft selbst in
    die Hand !

    Wir freuen uns auf dich,
    deine ÖH Uni Wien

  3. 1. Rechtschreibung/Beistriche sind nicht ihre Stärke 🙂

    2. Manche Forderungen sind ok, manche sind eher zu überdenken 🙂

    3. Lests euch, bildet euch eure eigene Meinung 🙂

  4. Also, abseits von Klischees und Vorurteilen (Waldorfschüler leisten nix) und oberlehrerhaftem Aufzeigen von Beistrichfehlern (ja, auch im eigenen Text, JuMa, ich zitiere: Ich bin selbst Student aber… ) möchte ich daraufhinweisen, dass ein guter Teil dieser Forderungen bereits von den Studentenvertretungen aus meiner eigenen Studienzeit erhoben wurde, und noch immer nicht umgesetzt ist. Ich kann nicht alles vertreten, was da gefordert wird, aber einige Punkte sind doch hervorzuheben:
    – Finanzierung der Unis: Wollen wir wirklich, dass nur mehr globale Konzerne bestimmen, was lernens- und wissenswert ist?
    – Alle Punkte zu Zugangsbeschränkungen gesammelt (STEP, Gebühren, etc.): Das ist doch nur ein Resultat oder Versuch des Gegensteuerns der/gegen die Studentenschwemme aus Ländern, die selber schon Zugangsbeschränkungen haben. Es ist absurd, in einem gemeinsamen Wirtschaftsraum dann wieder unterschiedliche Systeme der Ausbildung, aber auch z. B. der Besteuerung zu haben.
    – Die Prekariate bei Assistenten, etc. waren auch schon in den 80ern das Thema (keine gesicherte Stellung des akademischen „Hilfspersonals“, damit der Zwang zu willfährigem Verhalten.

    Das einzige Thema, das vielleicht (dieses Wort steht absichtlich hier) etwas realitätsfremd sein kann, ist das Thema „Leben ohne Leistungsdruck“. Es wäre eine schöne Utopie, so leben zu können, leider haben wir vor längerer Zeit die Begriffe Evolution und Auslese erfunden, damit haben wir uns die Suppe für alle Zeiten versalzen. Nicht nur beim Geldverdienen, auch bei der Wahl eines geeigneten Partners und in allen anderen Lebenslagen verfolgt uns seither dieser Druck, besser zu sein als die Anderen. Leider.

    Trotzdem, träumen darf man von Utopia.

  5. oh wow.

    1. ich hab nie gesagt Waldorfschüler leisten nix. Ich war selbst nie in einer solchen Schule also kann ich über den Schulerfolg dort nichts sagen (Ich hab über die Techniken/Einstellung dieser Schulen geschrieben.)

    2. Mir ist bewusst, dass ich keine fehlerfreie Beisstrichsetzung habe (obwohl ich mir zu behaupten traue, dass in dem von dir genannten Satz kein Beistrich hinmuss vor „aber“ ;)) Ich persönlich gehe immer nach dem Prinzip: solange ich in einem zwanglosen Umfeld (wie es im Internet meist der Fall ist) schreibe, sind mir Groß/Kleinschreibung und Beistriche eigentlich relativ egal. (Dieses Recht gestehe ich natürlich auch allen zu, die MIR schreiben ;))
    Die Mail der ÖH war aber eine offizielle Aussendung und bei solchen finde ich es immer ein bisschen peinlich bzw. einfach nicht so seriös wenns bei Grammatik/Rechtschreibung/Beistrichsetzung was hat.

    3. in deiner meinung zu den forderungen der studenten (dem eigentlichen Thema dieses threads, ähem :)) stimme ich dir vollkommen zu.

  6. Dass die Forderungen der Studenten ein alter Hut sind (und die meisten davon auch sehr berechtigt sind) bestreitet niemand.

    Öffentlich nach „ohne Konkurrenz- und Leistungsdruck“ zu verlangen, ist aber eine Frechheit und disqualifiziert die ganze Aktion.

  7. @JuMa

    Vor „aber“ gehört IMMER ein Beistrich (ausser es steht am Satzanfang 😉 )

    Und man kann sich die Beistrichwelt nicht so zurechtbiegen, wie man sie gerade braucht („Ich brauch mich in meinen belanglosen (sorry, zwanglosen) Beiträgen nicht an Regeln halten, ABER die ÖH, mein Feindbild, darf sich natürlich keinen Fehler erlauben“). Eigentlich eine ganz kummodte (wie schreibt man das eigentlich, ist so ein schönes Wort, das in der Schriftsprache keine wirkliche Entsprechung hat) Weltanschauung.

  8. gehts hier jetz um beistriche oder um studenten?
    das hier ist das internet, da kann ich alles machen was ich will! 😀 das ist doch das schöne dran!

    und ein offizieller brief ist immer noch ein offizieller brief, egal ob ihn ausgedruckt in die hand bekomme oder per mail und ein comment in einem blog ist bloß ein comment in einem blog.
    und für mich ist das ein bissssschen ein unterschied!

    das mit „aber“ werd ich mir merken, dankeschön.

    UND: warum änderst du deinen Namen von Josef, Der Mühlviertler zu Joe, the Northener (war sehr offensichtlich :))

  9. @saxx: danke. „disqualifiziert die ganze aktion“ sagt genau das aus was ich denke und nicht ausdrücken konnte.

    und ich glaube man schreibts „kommodt“ (hört sich noch am logischsten an. müsste man wissen wo das wort herkommt!)