Eine Liebesgeschichte (1)

Gelangweilt vom verregneten Urlaub, inspiriert von schneidigen Dirndln, angespornt vom neu aufgeflammten Verlangen, wieder mehr zu schreiben und nicht zuletzt unterstützt durch minutiöse Ahnenforschung folgt nun eine Liebesgeschichte – eine voller Spannung, Tiefgang und Hardcore-Sexszenen.

Josef hatte es nie einfach. Das behauptet zwar ein jeder von sich, bei Josef ist es aber wahr. Als jüngster von neun Söhnen und mehrerer, irrelevanter Töchter lebte er vor gut 200 Jahren im ländlichen Mühlviertel in einer jener Kleinfamilien, die auch heute noch für diesen kargen Landstrich so typisch sind. Josefs Vater, ein ehemaliger Lehman-Brothers-Großaktionär, war bitterarm. So musste der kleine Sepp auch als Kind hart arbeiten und wurde schon mit 12 Jahren, damals also direkt nach dem Zivildienst an der örtlichen Rotkreuzstation, als Knecht an einen Gutsbesitzer übergeben.

Dort bekam Josef zwar ein wasserfestes Dach über dem Kopf und drei Bio-Mahlzeiten am Tag, das Leben als Knecht war jedoch hart und eintönig. Frühmorgens um fünf musste er aufstehen, um die Kühe zu melken und die Katzen zu streicheln; den Tag über schuftete er am Feld las Steine oder Kartoffeln auf, im Winter Reisig im Wald. Und am Abend musste er direkt nach der ZIB2 ins Bett, nur am Samstag durfte er etwas länger aufbleiben und Wetten-Dass schauen – Josefs Gutsherr war ein strenger Herr.

Mehrere Jahre gingen ins Land und aus dem kleinen, unansehnlichen, kurzbeinigen Sepp wurde ein attraktiver, hochgeschossener junger Mann mit einem von der harten Arbeit gestählten und von der Sonne tief gebräunten, sehnigen Körper, dass dem Dorfpfarrer jeden Sonntag das Wasser im Mund zusammenlief. Der schöne Jüngling entging natürlich auch der lokalen Weiblichkeit nicht und Josef konnte sich kaum erwehren vor Einladungen zur Prom. Er zeigte aber kein Interesse, wehrte höflich aber bestimmt alle Avancen ab, ganz egal wie einladend ein Sonntagsdirndl auch geschnitten war. Josefs Freunde munkelten schon über ihn und das andere Ufer, und der Pfarrer wähnte seine Gebete erfüllt.

Das alles änderte sich aber schlagartig an jenem denkwürdigen Tag, als am Nachbarhof, dem schönsten und größten des Dorfes, eine neue Magd eingestellt wurde. Josef sah sie das erste Mal, als er am Feld stand und Kartoffeln klaubte. Mit offenem Mund musste er innehalten, als er die Schönheit erblickte, die langsam den Feldweg entlang ging und deren gebährfreudige Hüften bei jedem Schritt aufregend rhythmisch nach links und rechts ausholten. „Des is die Resi“, raunte ein ebenfalls kartoffelklaubender Kollege Josef zu, „de hätt fost bei Germanies Next Top Model gwunna, aber der Klum wars donn do ned recht.“ Resi war zwar an bei ihrem Anblick sprachlose Knechte gewohnt, doch auch ihr fiel dieser attraktive Junge mit den besonders großen Kartoffeln auf; schüchtern lächelte sie ihm zu, bevor sie um die Wegbiegung verschwand

Von dem Moment an konnte Josef an nichts anderes mehr denken als an Resis Hüften. Er konnte nicht schlafen und war stets tagträumend in Gedanken versunken, was ihm so manches Mitarbeitergespräch mit seinem Gutsherrn einbrachte, da er wiederholt unausgeschlafen und geistesabwesend die Kühe streichelte und die Katzen melkte. Josef wars aber egal, selbst als ihm die tägliche Nutella-Ration gestrichen wurde und er kein Eis mehr zum Nachtisch bekam – er wollte nur noch eins: Resi in seinen starken Armen halten.

Aja, und Dinge mit ihr anstellen, die jedem anderen schamvoll das Blut in die Wangen getrieben hätte.

Fortsetzung folgt hier.

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