Die wahren Hitler-Tagebücher (4)

Linz, am 4. Februar 1901

Liebes Tagebuch,

die Mama hat mich heute wieder fürs Ferienlager angemeldet. Da war ich letztes Jahr schon, und es war total geil:)

Den ganzen Sommer kann man da mit seinen Freunden verbringen. Man ist viel draußen, isst und schläft gemeinsam in langen Ferienhäusern und es gibt mannsgroße Holzöfen, wo man zusammen riesige Pizzas oder Raclette-Brote backt. Rundherum gibt es steile Steinbrüche und riesige, urtiefe Höhlen, wo man wochenlang von Frühmorgens bis tief in die Nacht herumstreifen kann.

Und das Urbeste – der blöde Angeber Kevin darf nicht ins Kinder-Zeltlager, weil er gegen irgendwas allergisch ist. So ein Luschi-Loser!!!

Ich freu mich schon total auf den Sommer,
dein Adolf.

Die wahren Hitler-Tagebücher (3)

Linz, am 31. Jänner 1901

Tagebuch, Oida!

Ich glaub, ich werd‘ endlich erwachsen :))) Heute morgen beim Pickelausdrücken vorm Spiegel hab ich sie entdeckt – meine ersten Barthaare! Geil, oder?

Jetzt kann mich der Kevin nicht mehr so sekkieren mit seinen Stoppeln, jetzt kann ich endlich mithalten. Mein neuer Vollbart wächst zwar derzeit erst ein bissl auf der Oberlippe, aber das wird sich sicher bald ändern. Eventuell kommen ja jetzt endlich bald auch die männlichen Muskeln und alles. Pubertät ist was total feines 🙂

Zweifellos gestärkt durch meine neue Männlichkeit hab ich mich heute sogar getraut, die Jessica anzureden. Sie war aber anscheinend auch voll nervös, weil sie hat sich nix zurücksagen getraut sondern ist einfach weiter gegangen. Ich werd‘ ihr morgen in Reles einen Liebesbrief schreiben und sie fragen, ob sie mit mir zur Prom geht …

Tschau,
dein Adolf

Die wahren Hitler-Tagebücher (2)

Linz, am 24. Jänner 1901

Liebes Tagebuch,

ich hasse meine Familie!!!!

Der blöde Papa sagt, ich krieg kein iPhone, weil er gar nicht daran denkt, einem geldgierigen Monopolisten für viel zu viel Geld eine geschlossene Plattform abzukaufen. Dabei hat jeder in der Klasse eins :((( Wieso kann der Papa statt Linux-irgendwas nicht einfach Fleischhacker sein, wie der Papa vom Kevin :((

Im Bravo-Horoskop steht für Stiere, dass sie bald eine große Liebe erfüllt bekommen. Ich hoffe, sie meinen die Jessica damit, ich wünsch mir das ganz, ganz fest. Ich hab ihr gestern heimlich als Beweis meiner ewigen Liebe eine meiner Zeichnungen ins Bankfach gesteckt. Die ist aber anscheinend wieder rausgefallen, weil heute ist sie am Boden gelegen, schon total zernudlt und alles.

Meinen Fünfer beim Geografietest hab ich daheim gar nicht hergezeigt, ich hoff, die Mama kommt da nicht drauf. Da warn aber auch die urblöden, voll gemeinen Fragen, weil wir haben wissen müssen, wie groß so Länder sind. Woher bitte soll ich wissen, dass Russland so groß is???

Tschau,
dein Adi.

Die wahren Hitler-Tagebücher

Linz, am 17. Jänner 1901

Liebes Tagebuch,

in der Schule wars heute total blöd. Kevin hat mich schon wieder die ganze Zeit verarscht, und ich glaube, er hat mir sogar aufs Essen gehustet, als ich nicht hingeschaut hab! Apropos: In der Ausspeisung gab es mal wieder zuwenig Pizza für alle, und ich hab nur so grausliche Gemüsesuppe bekommen. Würg!!!!

Beim Turnen in der siebten Stunde bin ich als letzter gewählt worden und hab im Tor stehen müssen. Und ich fürchte, Jessica hat das mitbekommen. Uuurpeinlich 🙁 Ich hab aber sogar einmal den Ball gefangen – ich hoffe, das hat sie auch gesehen.

Ich muss jetzt aufhören, Mama hat mir noch erlaubt, dass ich schnell Facebook schaue darf vor dem Bett. Vielleicht hat mir ja wer auf meinen Status kommentiert *daumendrück*.

Tschau,
dein Adi.

Vorteile eines E-Book-Readers

Kindle DX GraphiteNachdem ich kurz den größten Nachteil meines Kindle erwähnte, ist es Zeit für eine Gegendarstellung. Auch nach etwa einem halben Jahr intensiver Kindle-DX-Nutzung habe ich die Investition noch keine Sekunde bereut:

Es gibt Millionen digitalisierte, freie Bücher, hauptsächlich jene, deren urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist (Stichwort Projekt Gutenberg). Und wie auch bei Musik gibt es zahllose, weniger legale Mittel und Wege, um an Kopien aktueller Bücher und Bestseller zu gelangen. Diese Sicherheitskopierszene ist derzeit übrigens sehr stark am Wachsen. Das liegt sicher nicht zuletzt an der unverständlichen, kurzsichtigen Preispolitik der Verlage, die gerade dabei sind, die selben Fehler wie die Musikindustrie vor einigen Jahren zu begehen und glauben, Buchpreisbindung oder DRM auf digitale Bücher langfristig erzwingen zu können.

Die schiere Menge an kostenlosem Lesestoff führt zu einem anderen Phänomen, mit dem ich anfangs nicht gerechnet hätte: Ich „probiere“ viel mehr neue, unbekannte Autoren aus. Muss ich für ein Buch gutes Geld hinblättern, bleibe ich sicherheitshalber lieber bei bekannten Schreiberlingen und Geschichten (Stichwort „Was der Bauer nicht kennt …“). Wenn es nix kostet, habe ich aber auch kein Problem damit, ein Buch nach den ersten zehn langweiligen Seiten wieder wegzulegen und deswegen auch keine Scheu vor Experimenten mehr.

Ein offensichtlicher Vorteil, der nichtsdestotrotz schwer wiegt: Ich kann zu Reisen und Urlauben nicht nur zwei, drei Bücher mitnehmen, die dann sowieso nicht ausreichen um anderthalb Regentage zu überbrücken, sondern soviele ich mag. Man hat dann höchstens mit der Qual der Wahl zu kämpfen, aber nicht mehr mit der Langweile.

Interessant war für mich auch die Erfahrung, dass der E-Book-Reader viel bequemer in der Handhabung ist. Seit ich weiß, dass es auch ohne geht, irritiert mich nun stets jene Hälfte des Buches, die grade brach liegt, weil ich auf der gegenüberliegenden Seite lese.

Nicht zuletzt kann man elektronische Bücher viel bequemer tauschen als solche aus Papier, denn man muss sich dazu nicht einmal persönlich zu Gesicht bekommen. Und man könnte sie sogar gleichzeitig lesen. Außerdem muss man sich keine Sorgen mehr um die eigenen Lieblingsbücher machen, wenn man sie an einen stadtbekannten Seitenumbieger und Kaffeefleckenhinterlasser verborgt. Oder, wie in meinem Falle, nicht teuflisch aufpassen, dass man die teuren Schmöcker eines Freundes nicht vernudelt und befleckt …

Silvester

Silvester 1951Jedes Jahr wird meine Abscheu Silvester gegenüber größer. Vor einigen Jahren hab ich dieses Ereignis des Jahres (absichtlich) verschlafen und jedes Jahr wird der Wunsch das zu wiederholen drängender:

  1. Der Partyzwang: Ich brauche keinen staatlich festgelegten Grund, um mich an die Grenze der Besinnungslosigkeit zu saufen. Im Gegenteil – wenn es jeder macht, ist es plötzlich nur mehr halb so lustig. Jedes Jahr beginnt bloß die verzweifelte Suche nach einem standesgemäßen Abendprogramm aufs Neue. Trotzdem besteht der gesellschaftlich diktierte Zwang zum Feiern. Und das Ergebnis hält dann sowieso nie, was er verspricht.
  2. Feuerwerke und ähnlicher Krawall: Jedes Jahr hoffe ich, dass es mal einem der knallenden Vollidioten neben mir live die Hand zerfetzt und die Blut-, Fleisch- und Knochenspritzer einen heiteren kleinen Silvestereffekt erzeugen. Bis dato war es mir aber nicht geschenkt, meine Hoffnung erfüllt zu sehen. Bis auf Geld wurde in meiner Gegenwart beim Böllern noch nichts vernichtet.
  3. Die guten Vorsätze: Dass die höchstens als Smalltalkthema taugen, dürfte kein Geheimnis sein. Denn es bedarf kaum irgendwelcher Umfragen um darauf zu kommen, dass Vorsätze wie „weniger Rauchen“, „weniger Saufen“ oder „weniger Fressen“ wenig Bestand haben, wenn sie in jener Nacht gefasst werden, in der der Großteil der Bevölkerung am meisten raucht, sauft und frisst.

Sollten noch Zweifel bestehen: Ich mag Silvester nicht. Gar nicht. Das soll aber nicht heißen, dass ich nicht jedes Jahr naiv aufs Neue versuche, das Beste daraus zu machen. Als Beweis dafür dürfte etwa der SMS-Dialog dienen, den ich heuer in gewohnter Eloquenz mit S. führte:

Eine typische Silvester-SMS

Erster Erfolg im Kampf gegen den Rohrbacher Puff

(c) Revanche (Österreich 2008)Spontaner Applaus brandete in den Redaktionsräumen von RandomInsights auf, als die freudigen Neuigkeiten aus Rohrbach eintrafen: Bürgermeister Josef Pernsteiner kündigte an, dass der für den Puff nötige Bescheid der Baubehörde vermutlich negativ ausfallen wird – zumindest in erster Instanz.

Was man auf den ersten Blick dem Zufall oder gar dem erbitterten Widerstand der Anrainer zuzuschreiben könnte, war für den informierten Beobachter aber schon lange offensichtlich: Die federführend von RandomInsights angeführte Protestbewegung zeigt endlich die ersten, wohlverdienten Resultate. Selbst die Unterstützung des Bordells durch namhafte Prominente konnte diese vereinte Front gegen Schmutz und Obszönität nicht ins Wanken bringen.

„Ein kleiner Schritt für RandomInsights, aber ein großer für ein sauberes, geschmackvolles Rohrbach“, meinte spontan der Ghostwriter, der als leitender Chedredakteur maßgeblich am Erfolg der Kampagne gegen den Rohrbacher Puff beteiligt ist, „es kann aber nur der erste Schritt sein. Unser endgültiges Ziel, eine Welt frei von Unzucht und Sexualität, dürfen und werden wir aber auch nach diesem kleinen Erfolg nicht aus den Augen verlieren.“