Misophonie

Da hab ich vor wenigen Wochen noch groß mit meinem „eigentlich eh ganz normal“ angegeben, und dann machte mir Twitter diese entlastenden Diagnose auf einen Schlag zunichte.

Offenbar leide auch ich an einer weit verbreiteten neurologischen Störung namens Misophonie – der „Hass auf Geräusche“. Bestimmte Geräusche. Hass beschreibt das eh schon ganz gut, passen würde aber auch „unbändige Wut“ und „unerträgliche Abscheu“.

Immerhin ist es beruhigend zu wissen, dass es auch andere Menschen gibt, die ihre gesamte Selbstbeherrschung zusammenkratzen müssen, um einen blutigen Amoklauf zu verhindern, wenn

  • Der/die höchst verschnupfte Gegenüber einen ganzen Tag lang möglichst müllvermeidend leben will und deswegen stundenlang auf den Nasen-entlastenden Einsatz eines Taschentuchs verzichtet.
  • Der/die Gegenüber minutenlang in bester Pony-Manier mit offenen Mund an einem Stück Apfel herumknabbert.
  • Der/die Gegenüber den Mund mit dem Blasloch eines Blauwals verwechselt und den ganzen Raum an entsprechenden Atemgeräuschen teilhaben lässt.
  • Der/die Gegenüber mit spitzen Lippen unbedingt auch noch das letzte Suppen-Molekül vom Löffel saugen möchte. Und sich dieses Molekül offenbar auch nach hartem Kampf nicht von ebenjenem lösen will.

Wie ist das dann eigentlich, wenn meine Selbstbeherrschung vielleicht mal doch nicht mehr ausreicht? Kann ich dann überhaupt strafrechtlich für einen blutigen Mord vernünftig belangt werden, so als Verrückter mit gravierender neurologischer Störung?

Ein Gedanke zu „Misophonie“