Das Kleidungs-Dilemma

Ich weiß, einige geneigte Leser (vermutlich vor allem geneigte Leserinnen) können einem bestimmten Problem so gar nichts abgewinnen, auch wenn es mich selbst wahnsinnig plagt: Es ist richtig schwierig, Kleidung einzukaufen. Zumindest, wenn man es gut machen will.

Langjährige geneigte Leser wissen nur zu gut, dass mir dieser Sachverhalt schon immer zu schaffen gemacht hat ((Zu meiner Überraschung musste ich eben feststellen, dass es sogar schon einen eigenen Tag zu diesem Thema gibt.)), und auch mit zunehmend reiferem Alter verringert sich – wider Erwarten – für mich die Komplexität des Kleidungskaufes nicht. Eher im Gegenteil.

Was sich mit zunehmendem Alter offenbar ebenfalls nicht verringert, ist die Neigung, alles höchst sozial- und evolutionsphilosophisch hinterfragen zu müssen. Und deswegen kann ich nach Monaten der Inkubation eine neue Theorie ((Eine vor Vorurteilen triefende Theorie zwar, aber das hat mich bekanntlich noch nie gestört, wenn es darum geht, eine Argumentation zu untermauern.)) ins Felde führen, warum es so schwierig ist, gut Kleidung einzukaufen:

Männer

Männer kaufen immer dann Kleidung, wenn sie müssen. Entweder, weil nun auch bei der allerletzten Boxershort der Gummilebensfaden gerissen ist ((In diesem Witzchen steckt richtig viel Hirnschmalz.)). Oder weil die Hochzeit des besten Freundes ansteht und man erst am Abend davor mit Überraschung feststellen musste, dass der Matura-Anzug doch nicht mehr passt. Oder weil man sonst Waschen müsste.

Und da dringende Not ein schlechter Ratgeber ist, kaufen Männer dann halt irgendwas. Hauptsache es passt. Und ist nicht zu teuer.

Frauen

Im krassen Gegensatz zu Männern brauchen Frauen niemals dringend Kleidung. Auch wenn sie es selbst nicht wahrhaben wollen: Eine Person, die sich ständig vor dem überquellenden, sperrangelweit geöffneten Schrank fragen muss, was sie denn bloß wohl heute wieder anziehen soll, kann unmöglich zu wenig Garderobe haben ((Das erinnert mich daran, dass ich auch schon lange über die Perversion „begehbarer Kleiderschrank“ schreiben wollte.)).

Frauen kaufen daher dann Kleidung, wenn sie Lust haben. Und dass Lust kein besserer Ratgeber als Not ist, muss ich wohl nicht extra betonen. Es wird auch nicht gerade dadurch leichter gemacht, dass sie darauf immer Lust zu haben scheinen. Hauptsache sie sind im Moment des Einkaufs davon überzeugt, dass das in Frage stehende Stück absolut lebensnotwendig ist.

Die Lösung

Der ideale Kleidungskäufer würde sich demzufolge also irgendwo im Niemandsland zwischen Männern und Frauen befinden: Einkaufen gehen nicht gerade im allerletzten Moment, aber auch tatsächlich nur dann, wenn tatsächlich Bedarf besteht. Beeinflusst weder durch bedrängende Not, noch durch unaufhaltsame Lust.

Vielleicht wäre es aber auch eine viel bessere Lösung, einfach einen unparteiischen Dritten zum Einkauf zu schicken. Freiwillige bitte vor, meine Kreditkarte kann jederzeit abgeholt werden.

5 Gedanken zu „Das Kleidungs-Dilemma“

  1. Schon mal was von Outfittery gehört. Scheint genau das richtige für dich zu sein 😉
    Ich habe unlängst neu erstes Paket erhalten, hab zwar nur zwei Teile behalten, aber allein das hat sich schon ausgezahlt.

  2. Oho, danke, – Outfittery war mir neu – klingt aber wahnsinnig vielversprechend. Hab mich grad angemeldet, am Mittwoch hab ich mein Styling-Telefonat 😀

  3. Ich arbeit in einem Kleidergschäft – und obwohl stereotypisierung nicht mein Ding ist, kann man doch klare Muster erkennen (die deiner Theorie Recht geben !):
    Männer:
    wenn Männer zu uuns kommen, wissen sie zu 99% genau, was sie wollen. Dh sie wissen WAS sie brauchen (Hose/Hemd) was es ungefähr kosten soll/darf, etc. Sie probieren höchstens 3 Teile und sind froh wenns sofort passt. Je einfacher desto besser – probieren ist nicht lustig und wird vermieden. Männer sind außerdem dankbar, wenn man ihnen das liefern konnte, was sie brauchten.
    Frauen:
    Ein Großteil der „nur mal schaun“-Kunden sind KundINNNEN. „ich weiß nicht so Recht was ich will, ich schau mich mal um“ – dann das große Probieren (10 Teile sind keine Seltenheit). Und dann noch was zurücklegen lassen und wiederkommen. Das ist der Großteil der Kundinnen.

    Das Interessante ist, dass es aber bei beiden Geschlechtern den Typ „Ich heirat in 2 Wochen und wir brauchen noch die Komplettaustattung“ gibt. Dh Personen die einen wichtigen Anlass ewig vor sich herschieben und dann kurz das perfekte Outfit möchten und da muss dann noch so richtig viel geändert werden und das in 2 Tagen…. etc.
    Also man kann sicher einen Unterschied zwischen den Geschlechtern bemerken, sosehr mich das als Feministin belastet 🙂 Aber es ist Tatsache, 90% entsprechen sicher dem Klischee …

    Und begehbare KLeiderschränke sind der Wahnsinn. Ich bewahr darin nicht nur Kleidung sondern alles mögliche auf, es spart soviel Platz im Schlafzimmer; ist bequem, übersichtlich, eine Errungenschaft!

  4. Ich wollt eigentlich auch noch betonen, dass Männer viel dankbarer sind als Frauen (meistens). Frauen mögen Einkaufen und lassen sich eher auf ein längeres Gespräch ein etc aber sehen es eher als selbstverständlich dass sie das bekommen, was sie wollen. Männer sind so erleichtert, wenn man ihnen sagt, welche Hosengröße sie eigentlich haben und ihnen dann auch noch die richtige Hose anzieht, die sie schon ewig suchen, dass sie sehr dankbar sind. Auch wenn sie ansonsten nicht viel reden beim Einkaufen, ein „Dankeschön für die Hilfe“ ist bei Männern fast Standard.
    Weil sie sich eben allein scheinbar nicht wirklich auskennen 🙂

  5. Ha! Das streichelt natürlich das Ego, wenn die einen sozialphilosophischen Theorien von einer Fachkraft bestätigt werden. So in etwa muss sich der junge Darwin gefühlt haben. oder Freud.